Höhen und Tiefen einer Beziehung

Die Opern des Franzosen Pascal Dusapin werden - für zeitgenössisches Musiktheater - ungewöhnlich oft gespielt. Das Grand Théâtre in Luxemburg zeigte nun sein neuestes, beim Festival in Aix-en-Provence uraufgeführtes Werk "Passion".

Luxemburg. (DiL) Ein Mann, eine Frau. Ein Raum, begrenzt durch versponnene Gardinen, mit wenigen, streng stilisierten Requisiten. Im Vordergrund ein kleiner Fluss.

Von Zeit zu Zeit, wenn sich die Stimmung ändert, erscheint ein Chor, der sonst nur hinter den Kulissen agiert. Das ist alles, was eineinhalb Stunden lang szenisch passiert. Der Rest spielt sich in den Worten und der Musik ab. Es ist viel, was Pascal Dusapin erzählen will. Eine leidenschaftliche Beziehung, die alle Höhen und Tiefen durchläuft. Liebe, Wut, Zärtlichkeit, Schmerz, Verlust.

Große Traurigkeit über allem



Der Mann will die Frau mit zur Sonne nehmen, aber sie kann und will ihm nicht folgen. Über alles breitet sich eine große Traurigkeit. Die Musik ist auf das Wesentliche reduziert, aber keineswegs minimalistisch.

Das 18-köpfige Ensemble der Luxemburger Philharmoniker unter der Leitung von Franck Ollu entlockt der Partitur spannende Farben, lotet die teilweise schroffen Kontraste aus. Gesangslinien und Orchesterpassagen sind kunstvoll miteinander verwoben und kommen dem Ziel des Komponisten, dass sich Wort und Ton nie voneinander trennen lassen, sehr nahe.

Die darstellerischen und sängerischen Ansprüche an die beiden Solisten sind enorm. Heftige Sprünge sind zu bewältigen, manchmal müssen sie Atmen, Keuchen, ja sogar Bellen in ihre musikalischen Äußerungen integrieren.

Barbara Hannigan und Richard Rittelmann bewältigen ihre Aufgabe mit Hingabe und Präzision, vor allem Hannigan gewinnt der Partitur eine Art spröder Schönheit ab. Das Ensemble "Musicatreize" steht als Chor nicht nach.

Freilich bringt die Kombination einer sehr reduzierten Musik mit einer auf natürliche Bewegung gänzlich verzichtenden Regie (Giuseppe Frigeni, unübersehbar aus der Schule Robert Wilsons stammend) und einer an Barock-Opern angelehnten künstlichen Sprache manchmal des Symbolismus etwas zu viel. Da kippt die Angelegenheit schnell ins Ermüdende.

Das Publikum im Grand Théâtre zeigt sich trotzdem beeindruckt.

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