Hofklatsch und Glaubensbekenntnis

TRIER. Unter den zum Papstwechsel veröffentlichten Büchern tragen gleich zwei den Titel "Habemus Papam", eins davon erschien im Bertelsmann-Verlag. Dessen Autor Andreas Englisch präsentierte sich in der Akademischen Buchhandlung Interbook.

Viele sind gekommen, um den 42-jährigen Vatikan-Kenner und Autor Andreas Englisch persönlich zu erleben. Etliche, weil sie seine Bestseller-Biografie "Johannes Paul II" kennen, die eine Dame als so unterhaltsam beschreibt, "dass man nicht mehr aufhören kann zu lesen". Genau daran knüpft Englisch auch an und serviert, statt Lesung aus seinem neuen Buch um die letzten Wochen des Karol Wojtyla und die Wahl seines Nachfolgers, kurzweilige Erzählungen "vom päpstlichen Hof". Wie ein Feuerwerk prasseln die mit: "Ich erinnere mich noch an..." eingeleiteten Anekdoten auf die Zuhörer ein. Das klingt meist wie "Pleiten, Pech und Pannen", wenn zum Beispiel vom kaputten Ofen in der Sixtinischen Kapelle, verspätetem Glockengeläut nach der Papstwahl oder peinlichen Indiskretionen die Rede ist. Mit den blumig-ironischen Schilderungen solcher Unzulänglichkeiten, die zuweilen Klatsch-Charakter haben, möchte Englisch das Bild eines "schwachen" Vatikan vermitteln: "Was ich sagen will ist, dass er keineswegs die perfekte Machtmaschine ist, die man sich vorstellt." Natürlich seien auch Berichte über dortige Pracht und Verschwendung falsch. Prompt folgt Kritik an den übrigen Journalistenkollegen, die teils viel zu kurze Einblicke gewonnen und über Johannes Paul II. gar jahrelang die Mär vom konservativen Papst reproduziert hätten. Dabei sei dieser "gar kein superkonservativer und lebensfeindlicher Typ" gewesen. Englisch muss es wissen, denn seit 1987 arbeitet er als Korrespondent im Vatikan und begleitete den Papst zehn Jahre lang auf all seinen Reisen. In saloppem Jargon: "Wenn man die Jungs ein bisschen kennt, kann man die anrufen und fragen", oder "Das war wie auf Klassenfahrt", präsentiert er sich als Intimus. Aus dieser Sicht geraten auch seine Schilderungen über die Person Karol Wojtylas sehr persönlich und bringen gewachsene Bewunderung für einen charismatischen Botschafter Gottes zum Ausdruck. Und so schließt der humorige und kurzweilige Abend zur Begeisterung der Gäste nicht nur mit der posthumen Würdigung: "Man kann große Männer daran erkennen, dass sie die Kleinen nicht vergessen", sondern auch mit dem Bekenntnis: "Er hat mich zum Glauben gebracht."

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