Hohe Hürden, eindringliches Resultat

Trier · Beethovens Fünfte, Coplands Klarinettenkonzert und Bartóks "Konzert für Orchester" im 5. Sinfoniekonzert - das war für den Solisten Dawid Jarzynski, für Victor Puhl und die Trierer Philharmoniker kein Schonprogramm.

Trier. Dieser Anfang war ein Signal. Normalerweise schließt Beethovens Fünfte ein Konzert ab. Victor Puhl setzte das Werk an den Beginn des 5. Trierer Sinfoniekonzerts. Und änderte schon damit etwas von der gewohnten Grundstimmung.
Unversehens verbreitet das Werk nicht mehr die übliche, düster pochende Tragik. Bei Puhl und den Trierer Philharmonikern klingt die Fünfte zwar konzentriert, aber auch hell, offensiv und dabei frei von blinder Wucht. Und weil sich Triers Generalmusikdirektor an Beethovens Me-tronomangaben orientierte und entsprechend rasche Tempi anschlug, legte das Werk auch alles Schwerfällige ab.
Allerdings taten sich bei diesem andersartigen Konzept auch neue Probleme auf. Vor allem in den beiden ersten Sätzen mangelte es an Kontakt zwischen Dirigent und Orchester. Dadurch blieb das Seitenthema im Kopfsatz, das ohnehin nur eine Atempause ist, merkwürdig blass und spannungslos. Dem großen Entwicklungszug im Mittelteil des Satzes fehlte die Intensität. Und der geheimnisvolle Übergang vom Scherzo zum Finale, in dem sich die Musik zurückziehen muss wie in ein Schneckenhaus, er blieb flach und vordergründig.
Brillanz und Naivität


Auch in Aaron Coplands Klarinettenkonzert war die Interpretation nicht immer von Glück begleitet. Puhl konzentrierte sich sicherheitsbewusst auf dirigentisches Kleinklein. Damit hielt er zwar Orchester und Solist zusammen, nahm jedoch im ersten Teil den Melodielinien, die Klarinettist Dawid Jarzynski ausbreitete, etwas von ihrem weit ausgreifenden, elegischen Tonfall.
Erst im zweiten Abschnitt, nach einer virtuosen Solo-Kadenz, begann die Musik auszuschwingen. Jarzynskis Klarinette klingt einfach perfekt - bruch- und schlackenlos, beweglich, ungemein kultiviert. Und da fanden sie gemeinsam, was an Coplands Konzert so besticht: diese höchst originelle Verbindung aus technischer Brillanz und musikantischer Naivität.
Und dann, wunderbar vielschichtig, Bartóks herrliches "Konzert für Orchester". Die Trierer und ihr Chef brachten die ganze Farbpalette , die ganze Stilfülle dieser großartigen Musik zum Klingen - das andeutungsreiche Rezitativ der Bassgruppe zu Beginn, die sacht beschwingten Rhythmen in der "Musette" des Kopfsatzes, die planvoll ob-skuren Fagott-Soli im zweiten Satz. Wie reif und reflektiert gelang die "Elegie" in der Werkmitte mit ihrem prägnanten Glockenmotiv! Und ins Operetten-Zitat von Satz vier und der darauf folgenden Groteske versteckten sie ein humorvolles Augenzwinkern. Eine geschlossene, rundum überzeugende Interpretation. Und tief beeindruckte Zuhörer.
Schon bei Konzertbeginn hatten sie die auftretenden Musiker mit Beifall begrüßt - nicht hektisch und sensationswütig, sondern warm und freundschaftlich. Da spielte eine Menge Sympathie mit. Die Trierer mögen ihr Orchester, und ihren Generalmusikdirektor dazu. Wie mittlerweile üblich, war das Konzert im Trierer Theater ausverkauft. mö

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