Hohe Töne und tiefe Täler

Der Garten von Schloss Weilerbach (Eifelkreis Bitburg-Prüm) ist alles andere als neu. Genau genommen gibt es ihn bereits seit knapp 230 Jahren. "Barclay James Harvest" ist die erste Band, die in dieser Kulisse ein Konzert geben durfte - vor mehr als 2000 begeisterten Zuschauern.

Weilerbach. Der Nebel senkt sich. Legt sich zart auf die Baumwipfel. Der barocke Garten von Schloss Weilerbach wirkt wie in Watte gepackt. Eine perfekte Inszenierung der Natur. Die hat auch ein Einsehen mit den mehr als 2000 Menschen, die an diesem Abend da sind, um in der einmaligen Kulisse die englische Band "Barclay James Harvest" zu sehen. Der Dauerregen der vergangenen Tage setzt für ein paar Stunden aus. Nur die herbstlichen Temperaturen bleiben. Die dicken Winterjacken und Wollmützen regieren.Während der luxemburgische Cellist André Mergenthaler im Vorprogramm eine Mischung aus klassischen und rockigen Klängen aus seinem Instrument hervorzaubert, schauen sich die Konzertbesucher im Schlossgarten um. Viele sind zum ersten Mal da. Bollendorf an der Sauer, das ist einigen ein Begriff. Von seinem Ortsteil Weilerbach hat ein Großteil noch nie etwas gehört. Vom Schloss samt Anlage ganz zu schweigen.Szenenwechsel. Sänger Les Holroyd steht auf der Bühne. Ganz der höfliche Engländer entschuldigt er sich mehrfach für das schlechte Wetter. Sein Tipp: "Trinken Sie ihr wundervolles deutsches Bier und genießen Sie die Musik." Neue Lieder, alte Klassiker

Er verspricht ein paar neue Lieder, aber überwiegend soll es die Klassiker aus fast 40 Jahren Bandgeschichte geben. Er hält Wort. Wenn Barclay James Harvest bei einem Intro mal an Pink Floyd erinnern oder den "Mockingbird" besingen, reisen viele Zuschauer zurück in ihre Vergangenheit, sind wieder Teenager. Lederjacke statt Schlips und Sakko. Doch die Zeit ist nicht stehen geblieben. Beispielsweise bei Songs wie "On the wings of love" merkt man, dass der mittlerweile 59-jährige Sänger und Bassist mit den höchsten Tönen kämpft. Das Publikum verzeiht das - und auch die kleinen Durchhänger zwischendurch, wenn das eine oder andere Stück doch ein bisschen bieder rüberkommt. Die musikalischen Höhepunkte ihrer Karriere hebt sich die Band bis zum Schluss auf. Dass an diesem Abend nicht mehr über 100 000 Menschen vor ihr stehen, wie vor einem Vierteljahrhundert, als sie vor dem Brandenburger Tor spielte, scheint BJH nichts auszumachen. 2000 Zuschauer - das ist im Jahr 2007 für "Barclay James Harvest feat. Les Holroyd" eine ausgesprochen große Kulisse. Der Sänger schwärmt von der "wundervollen Umgebung". Schon vor dem Konzert hat er zugesagt, im nächsten Jahr wiederkommen zu wollen. Als er dann "Life is for living" und als erste Zugabe "Hymn" anstimmt, stehen viele Zuschauer auf, singen mit. Lieder, die man seit Ewigkeiten nicht mehr gehört hat, und doch ist der Text plötzlich wieder da, von tiefen Tälern und hohen Bergen. Schon faszinierend, so ein Langzeitgedächtnis.

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