Hollywood recycelt sich selbst

Hollywood scheint derzeit an kreativem Burnout zu leiden. Nach halbgaren Fortsetzungen von erfolgreichen Kinofilmen wie beispielsweise "Rambo", "Sex and the city" oder "Shrek", graben die Studiobosse nun Kinostreifen und Fernsehserien der 80er Jahre wieder aus. Ein Blick auf die filmische Leichenfledderei.

"Das A-Team - Der Film" startet morgen in den Kinos. Seit Wochen kickt sich "Karate Kid" über die Leinwand. Wer glaubt, er sei im falschen Jahrzehnt aufgewacht, irrt. Wir schreiben das Jahr 2010 - nicht 1980. Nur cineastisch zwingt man den Kinofan zurück in die 80er Jahre.

Damals - das ist nun gut ein Vierteljahrhundert her, experimentierten Filmemacher noch munter und wild. Schräge wie originelle Filme dieser Zeit sind heute bereits Kult.

Bei den aktuellen 1:1-Kopien sind meist nur die Darsteller neu - aufgewärmt dagegen die Ideen. Wer braucht das? Die Besucherzahlen geben den Machern Recht: Alter Wein in neuen Schläuchen geht weg wie warme Semmeln. Hollywood exhumiert dreist Filme und Serien des gehasst-geliebten Jahrzehnts. Was ist denn bereits aus den 80er Jahren wieder gen Leinwand geworfen worden? "Miami Vice", die Cop-Serie mit dem einstigen Sex-Symbol Don Johnson, ist bereits verarztet. John Carpenters "Halloween" mit dem Psycho-Messerstecher Michael Myers bereits zwei Mal. Und das Zombie-Genre ist auch seinem Grabe entstiegen.

Die filmischen Wiederbelebungsversuche gönnen keinem Streifen und keiner Serie die verdiente Totenruhe im Archiv - oder auf Kabel 1. Neu und nicht neu ist jedoch ein Best-of des Actionfilm-Genres der 80er und 90er Jahre. Das Krawall-Revival "The Expendables" gibt sich demnächst in den Kinos die Ehre. Findige Produzenten haben die Riege der Action-Veteranen reaktiviert. Jet Li, Sylvester Stallone, Dolph Lundgren, Bruce Willis, Mickey Rourke - und auch Arnie hat eine kleine Gastrolle. Kaum Story, dafür jede Menge Kawumm und Testosteron. Fehlen nur noch Chuck Norris, Jean Claude van Damme, Steven Seagal und Jackie Chan. Aber sicher wird's auch von "The Expendables" einen zweiten Teil geben. Wie der Titel schon sagt, austauschbares Kanonenfutter geht immer an der Kinofront.

Blutleeres Imitat statt Hommage ans Original



Neuverfilmungen sind nichts Neues in der auf Profit getrimmten Kinoindustrie. Jeder Film lässt sich fortsetzen, auch wenn noch so gequälter Schrott dabei herauskommt. Hauptsache der Dollar rollt. Frappierend erscheint nur, dass die Studiobosse aus Angst vor Schiffbruch an den Kinokassen derzeit verstärkt auf bereits etablierte Stoffe zurückgreifen. Das ist weniger arbeitsaufwendig und finanziell risikoärmer als komplett neue Filme zu kreieren. Plot, Grundgerüst und die beim Publikum etablierten Markenzeichen des Originals existieren bereits. Die kennt die Generation Youtube höchstens aus nostalgischen Momenten ihrer Väter. Copy and paste! Hollywood recycelt sich selbst.

Mag das Original alt und verschroben sein - es verströmt zumindest die Aura des Neuen und der Einzigartigkeit. Es ist leichter die Kuh zu melken, die schon brav im Stall steht und nicht nach der Taube auf dem Dach zu greifen. So wird dem Zuschauer eine Kopie angepriesen, die Anspruch darauf erhebt, mit dem Original verwandt zu sein. Was als Hommage ans Original vermarktet wird, ist meist nur ein blutleeres Imitat. Aber das ist erst der Beginn. In der Produktions-Pipeline der Studios stecken bereits die Neuauflagen von 80er-Jahre-Perlen wie "Robocop", "Police Academy" und "Beverly Hills Cop". Was klingt wie ein vergeigter Aprilscherz, ist bare Wirklichkeit.

Auch dieses Jahrzehnt ist irgendwann einmal ausgeschlachtet. Gut, erst nachdem auch "E.T." noch einmal nach Hause telefonieren und Gizmo mit den übrigen "Gremlins" sein Unwesen treiben darf . Und dann müssen die 90er dran glauben - da rühren sich schon die ersten Vorboten. Regisseur Paul Verhoeven hat angekündigt, seinen Science-Fiction-Hit "Total Recall" von 1990 in den Jungbrunnen zu tunken. Noch mehr Reste aus Hollywoods Tupperbox.

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