Kunst Hommage an den Champagner

Künstler sind auf öffentliche Räume angewiesen, in denen sie ihre Werke zeigen. Was machen sie eigentlich während der Pandemie? In unserer Serie zeigen wir jede Woche das Werk eines Künstlers aus der Region. Heute: Mario Reis

 Mario Reis, „Fleur de Miraval“  Kunstwerk der Woche

Mario Reis, „Fleur de Miraval“ Kunstwerk der Woche

Foto: Mario Reis

Mario Reis lässt die Korken knallen. Pardon- er lässt sie stempeln. Geknallt haben sie vorher trotzdem, denn es sind nicht irgendwelche, die der in Michelbach bei Gerolstein lebende Künstler im letzten Corona Jahr zu seinem Instrument gemacht hat.

Korken von Champagnerflaschen mit ihrem edlen mal weniger edlen Branding sind es, mit deren Hilfe der Wahleifeler das mondänste aller Getränke künstlerisch würdigt. Versteht sich, dass er nicht einfach sammelte, sondern jede Flasche auch selbst öffnete. Dabei mag es ihm wie weiland Dichterfürst Goethe gegangen sein, der bekanntlich forderte: „Ich will Champagner Wein und recht moussierend muss er sein“. Schäumen und perlen muss das elegante Getränk tatsächlich, das hierzulande bisweilen reichlich bieder als Schaumwein bezeichnet wird, um jene Leichtigkeit des Seins zu erzeugen, die nur der strahlende Champagner schafft. Auch in Mario Reis’ Serie „Hommage au Champagne“ perlt der Champagner, allerdings nicht im Glas, sondern als Stempelabdruck auf dem Papier. Dazu hat der Künstler die Korken in Dokumentenfarbe getaucht, bevor er ihren Abdruck darauf aufbrachte. Entstanden ist dabei eine Werkgruppe reizvoller Blätter. In ihren seriell angeordneten runden Punkten perlt der Champagner und lebt irisierend die Vielfarbigkeit seiner Sorten. Ein „alphabetisches Tagebuch“ nennt der Künstler seine Serie, gleichermaßen ein Hinweis auf die vielfältigen Provenienzen der hier beteiligten Champagnerkorken wie den Arbeitsprozess. Unter den zum künstlerischen Mittel mutierten Korken sind neben weniger bekannten solche mit hochprominenter Herkunft, so wie der Korken aus der Flasche der Lieblingschampagnermarke von Brad Pitt „Fleur de Miraval“. Nicht nur als künstlerische Herausforderung fasziniert Reis sein Thema. „Der komplizierte Produktionsprozess des Champagners ist hochinteressant“, sagt der Künstler. Bereits in den achtziger Jahren hatte sich der Künstler, der an der Kunstakademie in Düsseldorf studierte, im Rahmen eines Auslandsstipendiums in Paris erstmals den vernachlässigten Verschlüssen des noblen Getränks gewidmet. Etiketten und Champagnerflaschen seien bei Sammlern seit langem begehrt, so Reis. Die Korken dagegen fänden kaum Beachtung. Ihnen soll in der Serie nun quasi Genugtuung widerfahren. Hierzulande ist Reis vor allem durch seine Flussaquarelle bekannt, in denen er sich auch den regionalen Gewässern widmet. Die sollen künftig fortgesetzt werden. „Die Eifel ist voller Flüsse und Bäche“, freut sich der Künstler. Kontakt zum Künstler unter www.marioreis.de.

Eva-Maria Reuther

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