Portrait eines Musikerpaars Von den Bühnen der Welt in den Hunsrück

In Bulgarien hat die Familie Rizov musikalisch einiges auf die Beine gestellt. Youri Rizov spielte Horn an der Nationaloper in Sofia, Daniela Rizova war Solo-Violinistin an der dortigen Philharmonie. Ein Schicksalsschlag und Hilfe von Freunden hat sie in den Hunsrück gebracht. Hier wollen sie in Kirchen für besondere Klangerlebnisse sorgen.

         Das Ehepaar Rizov hat schon mit etlichen Weltstars auf der Bühne gestanden. Im Hunsrück wollen sie die Menschen mit den besonderen Klängen ihrer Instrumente gewinnen.

Das Ehepaar Rizov hat schon mit etlichen Weltstars auf der Bühne gestanden. Im Hunsrück wollen sie die Menschen mit den besonderen Klängen ihrer Instrumente gewinnen.

Foto: Christina Bents

Dass Stella ein Handicap hat, sieht man ihr an. Die über 30-Jährige ist in ihrer Entwicklung wegen einer geistigen Behinderung deutlich zurückgeblieben, und es wäre schwierig für sie, eigenständig zu leben. Das ist der Grund, warum ihre Eltern Youri und Daniela Rizov ihre Musikkarriere in Sofia hinter sich gelassen haben und in den Hunsrück gekommen sind.

Youri stammt aus einer Musikerfamilie, sein Vater war schon Hornist. „Für mich war schon als kleiner Junge klar, dass ich beruflich einmal Horn spielen möchte, und das hat auch funktioniert“, erzählt er.  Bei Daniela Rizova hat die Musiklehrerin ihr Talent erkannt. „Ich bin ihr bis heute dankbar, dass sie meine Liebe zur Musik geweckt hat.“ Über Empfehlungen und Auswahlverfahren sind sie zur Philharmonie und zur Oper gekommen. Konzertreisen haben sie nach Brasilien, Österreich und Deutschland gebracht. In Wien haben sie gespielt, in Köln, Worms, in Bad Reichenhall und Bad Wildungen hat Daniela Rizova Kurkonzerte in kleineren Besetzungen gegeben. Erst im vergangenen Jahr war Youri Rizov auf Konzerttournee in China.  „Wir sind beispielsweise mit Joshua Bell oder Maxim Vengerov aufgetreten“, berichtet er.

Daniela sind als besondere Höhepunkte ihrer Karriere die Auftritte mit Placido Domingo und José Carreras in Erinnerung geblieben. „Sie waren in Sofia und haben dort mit unserem Orchester in der Philharmonie gespielt. Das hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich einmal mit ihnen auf der Bühne stehe. Das war einfach wunderbar.“

Trotz dieser vielen positiven Erfahrungen ist das Leben als Musiker in Bulgarien kein Zuckerschlecken. Fünf Stunden Proben mit dem Orchester pro Tag und dann noch einmal fünf Stunden Spielen am Abend sind keine Seltenheit. Und reich geworden sind sie mit ihrer Musik in Bulgarien auch nicht, aber sie konnten bescheiden davon leben. „Es hat gereicht“, sagt Daniela Rizova. Doch jetzt mussten sie eine Entscheidung treffen, denn sie sind Ende 50 und Anfang 60 Jahre und sorgen sich um die Zukunft von Stella, denn in Bulgarien kümmern sich ausschließlich die Familien um behinderte Verwandte. Daniela Rizova sagt: „Wenn wir nicht mehr könnten, wäre sie auf sich alleine gestellt. Im Hunsrück haben wir Freunde, die uns bestärkt haben, hierher zu kommen, denn ihnen sind die Lebensumstände von behinderten Menschen dort vertraut.“ Weiter sagt sie: „Hier gibt es deutlich bessere medizinische Möglichkeiten, und sie kann hier, beispielsweise beim Roten Kreuz, arbeiten. Zudem hat sie in Bulgarien eine musikalische Ausbildung am Klavier absolviert und tritt hin und wieder mit uns auf.“

Hier versuchen sie nun, musikalisch Fuß zu fassen. Daniela Rizova unterrichtet Violine und hat schon Konzerte mit Josef Thiesen in Zeltingen-Rachtig gegeben, in Bernkastel sind sie schon aufgetreten, und in der Walholzkirche in Morbach-Weiperath waren sie schon. Alle Konzerte waren ausverkauft oder sehr gut besucht. Martina Schäfer, Zuhörerin, berichtet: „Ich war beeindruckt, ich hätte nicht mit einem solchen Klangerlebnis gerechnet. Man merkt ihnen die Professionalität und die Liebe zur Musik an.“ Das Musikerehepaar hat sich ein großes Konzertrepertoire für Horn, Violine und Piano erarbeitet. Daniela Rizova sagt „Unsere Musik passt gut in Kirchen. Wir haben Stücke von Mozart, Schumann, Brahms, Haydn, Bizet für Violine und Horn oder für Violine, Horn und Klavier arrangiert.“ Die Violine übernimmt dabei die Sopranstimme, das Horn das Violoncello und der Kontrabass die Bassstimme.

Dass sie jetzt in kleineren Kirchen und nicht mehr auf den großen Bühnen spielen, macht den beiden nichts aus, denn in Sofia gibt es eine andere, vielfältigere Musikkultur. Dort treten die Künstler nicht nur in Konzertsälen auf, sondern auch in Cafés, und an jeder Ecke ist Musik. „Wir lieben die Musik, und es muss nicht die große Bühne sein. Gute Musik gibt es auch in kleinen Besetzungen und an überraschenden Orten. Christina Bents

Weitere Informationen und Kontakt ­unter: d_rizova@yahoo.com

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