"Ich bin so voller Gedanken, die herausmüssen"

Trier · Eine farbgewaltige Ausstellung bilden die eindrucksvollen Gemälde der Wuppertaler Malerin Marita G. Weiden, die derzeit im Museum am Dom in Trier zu sehen sind.

 Marita G. Weiden vor einem ihrer Gemälde. Foto: Eva-Maria Reuther

Marita G. Weiden vor einem ihrer Gemälde. Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. In der Farbe leben und Farbe zum Leben bringen: Marita G. Weiden versteht sich auf beides. Die großformatigen abstrakten Gemälde der 1944 geborenen Malerin sind weite Farblandschaften voller Poesie und Dramatik. Auf ihren Bildern glüht und leuchtet die Farbe.
Zuweilen irrlichtert sie durch den Bildraum, dann wieder überzieht das Farbfeuer lodernd die Leinwand. Andernorts durchbricht der helle Schein des Lichts das Dunkel.
Überhaupt das Licht: Für die Malerin ist es nicht nur die Quelle der Farbe. Im Licht offenbart sich der gläubigen Künstlerin die göttliche Existenz. Marita G. Weiden kann man durchaus als Farbfeldmalerin bezeichnen. Als eine, die auf der Leinwand die Farbe auslotet, ihre Seelensprache und ihren Körper ergründet, Farben ineinanderfließen lässt und durch Hell-Dunkel-Kontraste Schatten und Raum schafft.
In Düsseldorf studiert


Bei Gotthard Graubner, dem großen deutschen Meister der Farbfeldmalerei, hat Marita G. Weiden an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert, davor im selben Haus bei Gerhard Richter. Anders als ihrem Lehrer Graubner oder dem Klassiker aller Farbfeldmaler, Mark Rothko, ist die Farbe sich bei Marita G. Weiden nicht selbst genug. Für die in Wuppertal lebende Malerin ist Farbe sinnfällig. Soll heißen: in der Farbe verarbeitet die Künstlerin Einsichten und Erfahrungen.
In ihren Farbwelten verdichten sich Außen- und Innenschau der Malerin. "Ich gehe an die Leinwand, um das, was ich an Eindrücken gewonnen oder in der Literatur gelesen habe, was sich mir als Erinnerung eingeprägt hat, spontan loszulassen und ins Bild zu setzen", sagt die Künstlerin. "Das brodelt in mir dann wie ein Vukan. Ich bin so voller Gedanken, die herausmüssen."
Bezug zum aktuellen Geschehen


Auch wenn sie "spontan zur Farbe greift", verlaufen Bildfindung und Malprozess dennoch planvoll, im harten Ringen ums rechte Bild. "Man muss das Gemisch ordnen", sagt Marita G. Weiden. Häufig geht es um philosophische Texte und Überlegungen, die Marita G. Weiden malerisch formt und abarbeitet, allerdings nimmt sie auch auf das aktuelle Zeitgeschehen wie die Katastrophe von Fukushima Bezug. In Farbschichten voller Krater, eingetaucht in das seltsam fahle Licht einer Endzeitstimmung, hat die Malerin das Grauen übersetzt. Die düstere, durchlöcherte Ödnis verweist auf die "löchrigen Zustände menschlicher Verhältnisse".
Denn das wollen Marita G. Weidens Bilder auch sein: Sinnbilder, die über zeitgeistige und zeitgeschichtliche Tagesaktualität hinausgehen. Eine unbedingt sehenswerte Schau.
Bis 2. Juni, Dienstag bis Samstag 9 bis 17 Uhr, Sonntag, Feiertag 13 bis 17 Uhr, Tel.: 0651/7105-255,
www.museum-am-dom-trier.de

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