"Ich bleibe Domkapellmeister"

Trier · Die Nachricht kam überraschend und ist noch wenige Tage alt. Der Trierer Domkapellmeister Thomas Kiefer übernimmt eine Professur für Chorleitung an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst. Trotzdem muss sich der Dom derzeit keinen neuen Kapellmeister suchen.

 Thomas Kiefer. Foto: privat

Thomas Kiefer. Foto: privat

Foto: (wh_wst )

Trier. Für den frisch ernannten Professor steht am Freitag ein wichtiges Konzert an. Domchor und Kathedral-Jugendchor singen Motetten von Max Reger - höchst anspruchsvolle Musik. TV-Mitarbeiter Martin Möller sprach mit Thomas Kiefer zu seinen Plänen und zum Konzert am Freitag.
TV: Herzlichen Glückwunsch zur Professur an der Wiener Musikhochschule. Wie lange bleiben Sie der Trierer Dommusik noch erhalten?
Thomas Kiefer: Ich bleibe nach wie vor Trierer Domkapellmeister. Ich bin froh und dankbar, dass die Verantwortlichen des Domkapitels und der Universitätsleitung es mir ermöglichen, zwei hochinteressante Tätigkeiten, die hervorragend zueinander passen, miteinander zu verbinden.
Aber Sie steigen nun ein in ein renommiertes und international bedeutendes Musikleben. Braucht man dafür nicht alle Kraft? Kiefer: Natürlich brauche ich viel Kraft. Aber ich glaube an einen synergetischen Effekt: Die Studierenden in Wien profitieren davon, dass ich ein Mann der Praxis bin, meine Chöre in Trier davon, dass ich mich noch intensiver mit methodischen und dirigentischen Fragen beschäftige. Universitäre Lehre ist ja allzu oft sehr theoretisch. Beschränken Sie Ihre Arbeit in Wien auf die Ausbildung von Studenten? Kiefer: Das wird sich mit der Zeit zeigen. Die Chorleiterausbildung ist der wesentliche Anteil. Es gibt ein wirklich gutes Ensemble, mit dem die Studierenden arbeiten dürfen. Mit diesem werde ich demnächst auch auftreten, zum Beispiel im Rahmen der Gottesdienste, die vom Österreichischen Rundfunk übertragen werden. Alles Weitere wird man sehen. Das Wiener Musikleben gilt als sehr konservativ. Ist das auch Ihr Eindruck? Kiefer: Ich kann so viel sagen: Ich bin mir einerseits der riesigen Tradition bewusst, in der das Wiener Musikleben steht. Ich habe aber bei allen bisherigen Tätigkeiten dort stets eine sehr große Offenheit der Menschen erlebt. Und man darf nicht vergessen: Wien ist auch die Stadt von Nikolaus Harnoncourt - und dessen Arbeit war alles andere als konservativ!
Welche künstlerischen Erfahrungen nehmen Sie aus Trier mit nach Wien? Alles, was ich in den letzten elf, zwölf Jahren in der Trierer Dommusik erleben durfte, nehme ich selbstverständlich mit. Zum Beispiel, dass es trotz aller externen Schwierigkeiten in der Kirchenmusik möglich ist, über viele Jahre Chorarbeit aufzubauen, die langfristig Bestand hat - kontinuierlich Woche für Woche, mit mehreren Hundert Menschen, mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen. Dass so etwas geht, ist eine ermutigende Erfahrung, auch für Wien.
Kommen wir zum Chorkonzert am Freitag im Dom. Wir haben 2016 "Reger-Jahr". Ist das Konzert mehr als eine Pflichtübung? Kiefer: Doch, auf jeden Fall ist es mehr als das!
Was ist denn für Sie das Bedeutende an Reger? Kiefer: Wir streifen mit der Musik, die wir am Freitag singen, nur einen ganz kleinen Bereich in Regers umfangreichem Werk, aber einen wichtigen. Mit der großen Motette "O Tod, wie bitter bist du" habe ich mich schon als Student auseinandergesetzt. Mir liegt viel an der Aufführung dieser Komposition. Wobei ich sehr wohl weiß: Sie führt uns musikalisch und emotional an unsere Grenzen. Es ist eine immense Herausforderung, den jungen Menschen im Chor dies nahezubringen. Das beschäftigt mich sehr. Text und Musik gehen unter die Haut - so muss es ein! Eine Pflichtübung ist unser Konzert also ganz bestimmt nicht. mö
Konzert am Freitag, 11. November, 20 Uhr, im Trierer Dom mit Domchor und Kathedraljugendchor Trier unter Leitung von Thomas Kiefer. Auf dem Programm stehen vier Gesänge aus Regers Opus 138 und seine Motette "O Tod, wie bitter bist du", op. 110,3 sowie Reger-Gesänge für Bariton und Orgel, op. 105, geistliche Lieder, op. 137, mit Bariton Klaus Mertens und Josef Still, Orgel, sowie Orgel-Solowerke.
Karten gibt es im TV-Service-Center Trier.

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