"Ich erlebe eine Woge von Freundlichkeit"

Von 1984 bis Ende 1994 war Reinhard Petersen Generalmusikdirektor (GMD) und ab 1991 außerdem Intendant am Trierer Theater. Jetzt kommt der gebürtige Hamburger, bis 2008 GMD in Cottbus, nach 15 Jahren wieder an die Mosel. Und dirigiert das 2. Sinfoniekonzert am Donnerstag, 20 Uhr, im Trierer Theater.

Trier. "Trier ist wirklich eine sehr lebendige Stadt", sagt Reinhard Petersen, und in seinem Tonfall klingt echte Begeisterung mit. Petersen hat einst die Kultur der Stadt mitgeprägt - als Generalmusikdirektor seit 1984, 1991 bis Ende 1994 auch als Intendant des Theaters. Bis er nach Cottbus wechselte und dort 2008 in den sogenannten Ruhestand ging. Nun kehrt er nach 15 Jahren noch einmal an die Mosel zurück - als Gastdirigent im 2. Sinfoniekonzert, Donnerstag, 28. Oktober, um 20 Uhr im Trierer Theater. Das Philharmonische Orchester spielt unter seiner Leitung Beethovens Ouvertüre "Leonore II", das Klarinettenkonzert Nr. 2 von Carl Maria von Weber und die Dritte von Brahms.

Petersen hat sich verändert - ganz klar. Aber der gebürtige Hamburger, der jetzt wieder in der Nähe seiner Heimatstadt lebt, hat seine hanseatische Geradlinigkeit behalten, seinen offenen, ehrlichen und glaubwürdigen Umgang mit dem Gesprächspartner und, nicht zuletzt, seinen enorm weiten Horizont in allen Dingen, die mit Musik und Theater zu tun haben.

Zu den Umtriebigen im Land hat er dabei noch nie gehört. Nach seinem Abschied in Cottbus hatte Petersen für fast zwei Jahre "den Stock" nicht mehr in der Hand. Bis er sich entschloss, für die jetzt laufende Spielzeit die verwaiste Kapellmeisterstelle in Chemnitz zu übernehmen. "Ich hatte das Gefühl, musikalisch noch etwas sagen zu können," erklärt er. Auch deswegen hat ihn die Einladung aus Trier "überrascht und erfreut". Und die Begrüßung bei der ersten Orchesterprobe: "Ein total emotionaler Moment" war das, "eine Woge von Freundlichkeit". Die Aussichten für das Sinfoniekonzert stehen also bestens.

Petersen ist kein Mann theatralischer Selbstdarstellung. Aber auf seine Trierer Arbeit blickt er sichtlich mit Genugtuung zurück. "Es war eine ungeheuer intensive Zeit", sagt er. Er habe etliche Kämpfe austragen müssen. Doch nach dem Abgang des unglücklich agierenden Schauspieldirektors Jürgen Kloth und der Verpflichtung des ehemaligen Braunschweiger Intendanten Mario Krüger für das Schauspiel habe sich der Erfolg eingestellt - künstlerisch und auch in der Publikumsresonanz. Tatsächlich hatte der erfahrene Theatermann Krüger das Schauspielensemble geschickt reorganisieren können. Und beide entdeckten dann gemeinsam wieder die Kaiserthermen für das Theater - mit Calderons "Großem Welttheater". Das war im Sommer 1994. Und es war ein Schauspiel.

Oper in den Thermen oder im Amphitheater? Antikenfestspiele? Da klingt in Petersens diplomatischer Formulierung die Distanz deutlich mit. Man müsse bei Freiluftveranstaltungen die unvermeidlichen künstlerischen Abstriche eben "austarieren" gegen den "atmosphärischen Gewinn", sagt er und lässt dann keinen Zweifel: Sinfonik und Oper wurden von den Komponisten in aller Regel für geschlossene Räume konzipiert.

Nun also das Sinfoniekonzert im Theater. Nein, das Programm habe nicht er zusammengestellt, erklärt er mit leise kritischem Unterton. Aber die 3. Sinfonie von Brahms, die sei für ihn passend ausgewählt. Juni 1994 hat Petersen das Werk in Trier dirigiert und Publikum wie Kritiker begeistert. "Die Interpretation nimmt sich Zeit für die Schönheiten am Weg. Aber sie bleibt zielgerichtet, meidet unnütze Aufenthalte und verliert auch auf den letzten Metern die Spannung nicht", schrieb damals der TV.

Extra

Sinfoniekonzert: 2. Sinfoniekonzert am Donnerstag, 28. Oktober, 20 Uhr im Trie rer Theater. Ludwig van Beethoven, Ouvertüre "Leonore II", C-Dur, op. 72, Carl Maria von Weber, Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 2, Es-Dur, op. 74, Johannes Brahms, Sinfonie Nr. 3, F-Dur, op. 90. Wenzel Fuchs, Klarinette, Philharmonisches Orchester der Stadt Trier, Leitung Reinhard Petersen. (mö)

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