"Ich habe meine Dämonen gut im Griff"

Die erfolgreiche deutsche Pop-Band "Wir sind Helden" gastiert am 17. April in der Europahalle Trier. TV-Redakteur Andreas Feichtner sprach mit Sängerin und Gitarristin Judith Holofernes.

Trier. (AF) Veränderung und Zukunft: Die Berlinerin Judith Holofernes (31) spricht im TV-Interview über die Lust am Schreiben, kleine Rache-Gedanken und warum nach der Tour eine Auszeit dringend nötig ist. Worum geht es im letzten Liedtext, den Sie geschrieben haben?Judith Holofernes: Oh, das ist relativ lange her. Das war, als wir am jetzigen Album gearbeitet haben. Sonst habe ich immer parallel gleich weitergeschrieben. Aber im Moment versuchen wir durch unsere neue Familiensituation, die Arbeit im Zaum zu halten (Anm. "Helden"-Schlagzeuger Pola Roy und Judith Holofernes haben einen 15 Monate alten Sohn, Friedrich). Wenn wir nicht unterwegs sind, verbringen wir die ganze Zeit mit unserem Kind.Was hat sich seit Friedrichs Geburt verändert? Holofernes: Durch den Familienzuwachs rücken sich einige Sachen zurecht. Meine Prioritäten haben sich viel mehr in Richtung Freizeit und Ruhe verschoben. Ich denke, dass man uns das sehr positiv anmerkt. Durch das Baby ist eine große Entspanntheit in die Band eingezogen. Wir reden uns weniger über Details die Köpfe heiß, sind auch bei Entscheidungen sehr viel effektiver geworden, auch was das Künstlerische angeht. Als wir die Platte gemacht haben, gab es eine große Leichtigkeit und Verspieltheit. Das hat sicher damit zu tun, dass man, wenn man Eltern wird, manche Sachen im positiven Sinn nicht mehr so ernst nimmt.Leidet darunter der künstlerische Antrieb?Holofernes: Nein, das Ganze hat zwei Gesichter. Wir alle lieben diese Band, sie prägt uns sehr. Wir sind uns dessen sehr bewusst, was für ein Geschenk das ist. Und wir sind uns sehr bewusst darüber, dass wir genau in der Band spielen, die wir immer haben wollten und so wahnsinnig viele Leute damit erreichen. Das würden wir so schnell nicht aufgeben. Auf der anderen Seite: Wir sind auch erschöpft. Das Jahr war ganz schön anstrengend. Daher kommt dieser Gedanke, nach den Festivals eine kleine Pause zu machen. Das ist eine Art Beziehungs-Hygiene, das machen wir nicht, um uns aufzulösen, sondern um uns bei Laune zu halten. Wir wollen Raum schaffen für neue Muße.Sie haben prägnante Texte geschrieben über Ellbogen-Kämpfer oder Konsumverweigerung. Zwei Lieder übers gleiche Thema soll es aber nicht geben. Haben Sie die Befürchtung, dass Ihnen mal die Themen ausgehen könnten?Holofernes: Nein. Wir wollen uns mit dem nächsten Album Zeit lassen. Trotzdem spiele ich in meinem Kopf schon mit dem Gedanken, worum es gehen könnte. Ich habe gar keine Angst, dass da nichts mehr kommt. Ich habe meine inneren Dämonen gut im Griff. Ich neige nicht so zu blockierenden Gedanken. Ist das Bild von Ihnen in der Öffentlichkeit stimmig? In ein paar Schlagworten: engagiert, verspielt, versponnen, clever. Von den nicht so Wohlwollenden gibt's auch mal ein "naiv". Erkennen Sie sich wieder?Holofernes: Mehr oder weniger. Man darf sich als Künstler nicht zu viel damit beschäftigen, wie man wahrgenommen wird. Das Bild ist nie akkurat. Das ist genau wie bei jeder anderen Privatperson. Es ist schon irritierend, wenn die Leute sagen: Du bist soundso. So ist das bei uns um ein Vielfaches verstärkt. Daran kann man kaputt gehen. Es ist nicht so, dass ich mein Bild in der Öffentlichkeit ganz falsch finde. Aber es trifft nie den Kern, zumal es den auch gar nicht gibt. Alle Persönlichkeiten sind in Bewegung und sind auch jeden Tag anders. Das geschriebene Wort in Interviews ist es aber nicht. Das hat immer etwas Einengendes, Versteinertes. Gerade die politischeren Texte werden schon mal als "naiv" abgekanzelt. Nach dem Zyniker-Motto: ,Glaubt die ernsthaft, man könnte hier noch was ändern?' Ärgert Sie das? Holofernes: Ich ärgere mich meistens nicht besonders darüber, weil ich denke, dass der Schreiber und ich offensichtlich nicht in der gleichen Welt leben. Diese Parameter, die ihm wichtig sind, scheinen sich stark von meinen zu unterscheiden. Aber in manchen Momenten denke ich auch: Was wollt ihr denn von euren Bands? Was wollt ihr von einer Rockband noch? Macht euch doch mal locker. Extra: Das komplette Interview und weitere Hintergründe lesen Sie auf www.volksfreund.de/extra. Karten gibt es in den TV-Pressecentern Trier, Bitburg und Wittlich sowie unter der Tickethotline 0651/7199-996.

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