"Ich male die Farbe aus mir heraus"

Weißenseifen · Mit einer Schau später Arbeiten gedenkt die Antonia-Berning-Stiftung der Künstlerin. Gemälde der Kaiser-Lothar-Preisträgerin werden in ihrem Wohnhaus in Weißenseifen und im Atelierhaus gezeigt.

 Antonia Berning in einer historischen Aufnahme. Die Künstlerin starb 2009. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Antonia Berning in einer historischen Aufnahme. Die Künstlerin starb 2009. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Weißenseifen. Die Geschichte hat sie oft erzählt. Kein Geringerer als ihr alter Studienkollege Joseph Beuys hatte ihr damals beim Umzug nach Weißenseifen geholfen.
Auch später war er noch oft zu Gast bei ihr in der Eifel. Noch eine andere Geschichte hat Antonia Berning gern erzählt. Als ihre Mutter die junge Künstlerin das erste Mal fernab im einsamen Wald hoch überm Kylltal besuchte, war sie mit der Gewissheit nach Hause gefahren, dass die Tochter entweder in Kürze zurückkäme oder nicht ganz bei Trost sei. Beides hat sich - wie bekannt - nicht bestätigt.
Pinsel in Reih und Glied


Antonia Berning, die im April 90 Jahre alt geworden wäre, hat nicht nur die Künstlerkolonie Weißenseifen mitbegründet, sie hat dort auch bis zu ihrem Tod 2009 gewohnt und gearbeitet.
So als wäre sie noch immer da, mutet ihr im anthroposophischen Stil erbautes Haus an mit den Pinseln in Reih und Glied, den Möbeln und Bildern und der Sammlung von Steinen im Eingang. In deren Strukturen spürte sie dem Leben nach. Ihre Einkerbungen, Vertiefungen und Verletzungen erinnerten sie an Menschen und Gesichter. Und dann ist da natürlich auch noch ihr Atelierhaus, jener Lichtraum aus Glas, in dem sie das Licht ihrer Innen- und Außenwelt in ihren Farben einfing. Zu denen, die gleich wieder zurückkommen, hat die 1921 in Coesfeld geborene Malerin, die auch zum Broterwerb gelegentlich als Bildhauerin arbeitete, nie gehört. Schon damals nicht, als sie 1943 ihren Rucksack packte und sich zum Kunststudium nach Prag aufmachte.
Eine Welt in grün


Vom Krieg unterbrochen, setzte sie es 1946 in Düsseldorf fort. Auch da gab es kein zurück, als sie das akademische Regelwerk der Farbe hinter sich ließ. Antonia Berning hatte ihr eigenes Bild im Kopf.
Nicht grau sondern grün wünschte sie sich die Welt und ihr Bild davon und zudem eine ganz neue Kunst. "Wir waren damals so unbekümmert", erinnerte sie sich später. Nicht nur neue Kunst, auch ein ganz neues Leben sollte es sei, als sie 1949 gemeinsam mit dem Ehepaar Mancke zurück zur Natur und nach Weißenseifen zog, fort aus der lärmenden, kriegswunden Rheinmetropole.
Dort endlich wurde - wenn auch harte - Wirklichkeit für sie, was lebenslang ihr Leitmotiv und ihr Glaubensbekenntnis blieb: "Malen bedeutet Freiheit". Und mehr noch: "Im Bild kann man eine ganz neue Welt schaffen". Antonia Berning hat nicht nur die eigene Existenz sondern auch Farbe und Geste befreit.
Schweben ließ sie die Farbe, frei und kraftvoll blieb ihre Geste bis zu ihrem Tod. Aus sich heraus hat sie gemalt. Ein Farbraum war ihr Inneres, wo sie in Farbe verwandelte und speicherte was sie erlebte. Später veräußerte sie diesen Farbvorrat in ihren Bildern. Auch die Verschränkungen des Lebens werden in vielen ihrer Farbkompositionen deutlich. All das in kraftvollen, lebendigen Farben bis zuletzt, selbst als Sehnsuchtsblau. Zagen und zaudern, sich den Rückzug offenhalten, das war nun mal nicht ihr Ding.
Die Ausstellung ist zu sehen am 19.und 26. Juni jeweils von 11-18 Uhr, im Übrigen nach Vereinbarung. Vernissage: Sonntag, 19 Juni, 11 Uhr.

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