"Ich spare mir die Kosten einer Heirat"

BERLIN. Diane Keaton hat mit ihrem Filmpartner Jack Nicholson auf der Berlinale Werbung für ihren gemeinsamen Film gemacht, der heute in den Kinos startet. Für "Was das Herz begehrt" erntete die 58-Jährige den Golden Globe sowie eine Oscar-Nominierung als Hauptdarstellerin.

Sie zeigen sich im Film unbekleidet. Was bewog Sie dazu? Keaton: Ich las das Drehbuch und traf meine Entscheidung. Das war es. Wen kümmert's? Es ist nicht wichtig. Die Szene funktioniert, mein Körper funktioniert. Ich habe keine Beschwerden. Der Film hat in Amerika die Jugendfreigabe bekommen. Keaton: Ja, es fällt aber auch nur zweimal ein Kraftausdruck. Und das Wort "Fuck" ist sicherlich schlimmer als ein nackter Frauenkörper. Das kann ich versichern. Aber ihr Europäer seid in solchen Aspekten ungleich abgeklärter, viel weniger beeinflusst von puritanischen Einflüssen. Es besteht doch berechtigter Grund zur Sorge, dass diese Nacktszene gerade im Kielwasser des Aufruhrs um Janet Jacksons Einlage bei der Superbowl-Übertragung nun erst recht nicht im Fernsehen gezeigt wird. Keaton: Das wird ganz sicher so sein. Aber so ist das. Ich finde es auch merkwürdig, aber was soll man sonst dazu sagen. Sie haben bereits zwei Spielfilme inszeniert, wird es weitere geben? Keaton: Das bleibt abzuwarten. "Entfesselte Helden" war ein kleiner Film, der wohlwollend aufgenommen wurde, und "Aufgelegt" war ein Studiofilm, er war teuer und ein schrecklicher Misserfolg. Danach wird man vorsichtig. Ich würde schon gern wieder einmal Regie führen, aber es ist ja auch nicht so, dass man auf Anhieb die Stoffe angeboten bekommt, die einen auch interessieren. Jenseits der 40 scheint es in Hollywood kaum vernünftige Rollen für Schauspielerinnen zu geben? Keaton: Das ist leider wahr und ich hoffe doch auf bessere Zeiten mit mehr Rollenangeboten. Aber der Lauf der Welt ist ein anderer. Wie viele Schauspielerinnen meines Alters haben sich überhaupt durchsetzen können? Das sind vielleicht 20. Und die hatten es schon vorher geschafft. Aber da liegt der Punkt. Wenn man mit 35, spätestens 40 keine große Reputation hat, ist der Zug abgefahren. Dann wird man aus dem Spiel gekickt. Hollywood ist also grausam? Keaton: Ich denke, es ist ein Ort, wo die Leute Sicherheit in dem suchen, was sie schon kennen. So sehr sie ihre Filmstars hassen, so sehr lieben sie sie auch. Sie wollen berühmte Leute. Freude am Experiment gibt es nicht. Sie hofieren dich, solange du jung bist. Und das ist eine Schande. Vor allem, wenn man älter wird. Und Oscar-Preisträgerinnen werden davon nicht ausgenommen? Keaton: Tja, natürlich gibt es interessante Angebote, aber es ist weniger geworden. Von vollen Briefkästen kann keine Rede mehr sein. Selbst in jüngeren Jahren hatte ich den Eindruck, es gibt keine guten Stoffe mehr. Sie waren nie verheiratet. Haben Sie Angst vor der Ehe? Keaton: Ich habe Angst vor den Folgen. Die Scheidungsprozesse in Amerika können einen richtiggehend ruinieren. Andererseits bin ich nie gefragt worden. Ich war jedenfalls nie in der Lage, in der ich mich hinreichend sicher gefühlt hätte. Vielleicht liegt es ja am US-Rechtssystem, aber es scheint ja auch eine Frage der Werte zu sein. Keaton: Natürlich ist es das, aber es ist doch so, dass Leute heiraten, ohne sich darüber klar zu sein, dass sie damit eigentlich einen Bund fürs Leben schließen. Wie kann man vor sich ehrlich eingestehen, den Rest des Lebens mit einer Person zu verbringen? Das gibt es doch nur sehr selten. Deshalb bevorzuge ich den praktischen Weg. Vielleicht entpuppt sich ja eine Romanze als Partnerschaft für die Ewigkeit. Aber was, wenn nicht? Was Leute dauerhaft verbindet, sind tief empfundene Partnerschaft und eine gemeinsame Vision von einem gemeinsamen Leben. Aber die meisten Leute folgen einer sexuellen Anziehung oder einer vorschnellen romantischen Idee und müssen dann teuer dafür bezahlen. Ich spare mir diese Kosten lieber. Das Gespräch führte unser Mitarbeiter Uwe Mies.

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