"Ich spiele einfach meine Rolle"

Trier · Matthias Kaisers Inszenierung von "Peter Grimes" wird als künstlerischer Höhepunkt der laufenden Spielzeit am Trierer Theater gehandelt. Seinen Teil dazu beiträgt auch ein Schüler aus Trier-Ruwer. Mit seinen 13 Jahren ist er zwar noch jung, aber umso zielstrebiger. Ein Besuch bei Philipp Voigtländer.

 „Seit ich mich erinnern kann, will ich immer schon Schauspieler werden“, sagt Philipp Voigtländer. Den Anfang hat er schon geschafft. Foto: privat

„Seit ich mich erinnern kann, will ich immer schon Schauspieler werden“, sagt Philipp Voigtländer. Den Anfang hat er schon geschafft. Foto: privat

Trier. Philipp Voigtländer sitzt auf der Terrasse seiner Großeltern in Trier-Ruwer und isst in aller Ruhe einen Teller Nudelauflauf. Ein aufmerksamer Junge mit hellen, wachen Augen, dem man nicht anmerkt, dass er schon in wenigen Stunden vor Hunderten Zuschauern auf einer Bühne stehen wird.
"Seit ich mich erinnern kann, will ich immer schon Schauspieler werden", sagt er, während er sich einen Nachschlag Nudelauflauf nimmt. Dass er nicht wisse, wovon er rede, kann man ihm dabei nicht vorwerfen: Schon in der Grundschule stand er in ersten Produktionen auf der Bühne, bevor er im vergangenen Herbst seinen ersten großen Auftritt am Trierer Theater hatte. Sein Großvater hatte eine E-Mail an das Theater geschrieben, als dort Jungdarsteller für das Musical "The King and I" gesucht wurden. Unter mehreren Bewerbern wurde Philipp für die Rolle ausgewählt.
Ensemble zum Wohlfühlen


"Ich habe mich von Anfang an im Ensemble richtig wohlgefühlt", erzählt er. Auch, wenn das Herz vor der Premiere im Großen Haus mächtig geklopft habe. Als er dann auf der Bühne gestanden habe, sagt er, sei etwas Merkwürdiges passiert: "Auf einmal habe ich gar nicht mehr an die vielen Leute gedacht, die zusehen. Ich habe einfach meine Rolle gespielt." Eine Leistung, die dem Theater gefallen haben muss. Kurz vor der letzten Vorstellung des Musicals klingelte das Telefon und man fragte, ob Philipp Lust habe, in "Peter Grimes" mitzuwirken.
Wo die Wurzeln seiner Begeisterung für das Schauspiel liegen, kann Philipp selbst nicht genau sagen. Sein Vater hat allerdings eine Idee: "Als er vier Jahre alt war, habe ich einen Konzertmitschnitt von Deep Purple angeschaut. Als die Kamera auf den Sänger zoomt, war er sofort wie elektrisiert und hat gesagt: Papa, das will ich auch machen", erzählt Hans-Rudolf Voigtländer. Die Eltern unterstützen ihren Sohn in seinem Berufswunsch, auch wenn sie selbst keine künstlerischen Berufe ausüben. "Wir sind keine kunstferne Schicht", erklärt der Vater. "Und die Zeiten, in denen das Künstlertum ein geächteter Beruf war, sind glücklicherweise vorbei", ergänzt sein Großvater. Er rechnet seinem Enkel besonders hoch an, dass trotz des zeitintensiven Hobbys die Schule nicht leidet.
Denn im Gegensatz zu seinen Ensemble-Kollegen übt Philipp Voigtländer die Schauspielerei nicht als Vollzeitberuf aus: Im "richtigen Leben" besucht er die siebte Klasse des Trierer Max-Planck-Gymnasiums. Eine Doppelbelastung, die dem Schüler vor allem in der heißen Probenphase viel Kraft abverlangte: Auch wenn er bis in die späten Abendstunden auf der Bühne gestanden hatte, klingelte sein Wecker unerbittlich um sechs Uhr morgens. "Mein Trick war, immer sofort aufzustehen und nicht noch fünf Minuten liegen zu bleiben", erzählt Philipp. Dass er und der Regisseur viel Arbeit in die Ausarbeitung der Rolle gesteckt haben, sieht man seinem Spiel an.
Bekannt in der Theaterkneipe


Es ist eine stumme, aber gewichtige Rolle, die der Schüler in "Peter Grimes" verkörpert. Er spielt einen Lehrling, der aus dem Armenhaus herbeigeschafft wird, um dem gebrandmarkten Fischer Peter Grimes bei der Arbeit zu helfen. "Für mich geht es in dem Stück um Diskriminierung und Mobbing", erklärt er. "Die Gesellschaft will Peter Grimes keine Chance geben, weil er anders ist."
In der Familie ist man stolz auf Philipps Erfolg. "Auch wenn ich beim ersten Mal verblüfft war, dass mein 13-jähriger Sohn in der Theaterkneipe mit Namen begrüßt wird", erzählt der Vater lachend.
An diesem Samstag steht nun die letzte Vorstellung von "Peter Grimes" an. Wie es danach für den zielstrebigen Jungschauspieler weitergehen wird, ist noch offen. Dass man seinen Namen noch lesen wird, darf als sicher gelten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort