"Ich will immer Neues ausprobieren"

Losheim · Der Gitarrist Paco de Lucia, ungekrönter König des Flamenco, ist unbestritten der Star beim Open-Air-Konzert am Losheimer Stausee am Samstag, 3. August. Aber der australische Fingerstyle-Gitarrist Tommy Emmanuel, der das Vorprogramm bestreitet, gehört auch zur ersten Garde der Saiten-Virtuosen.

 Ein Mann und seine Gitarre: Tommy Emmanuel hat mit vier Jahren angefangen zu spielen. Foto: Veranstalter

Ein Mann und seine Gitarre: Tommy Emmanuel hat mit vier Jahren angefangen zu spielen. Foto: Veranstalter

Losheim. Tommy Emmanuel, Jahrgang 1955, hat mit TV-Mitarbeiter Adrian Froschauer über seine Musik und seine Technik gesprochen.
Wenn man Ihren Namen auf Plakaten oder dem Cover eines Albums liest, steht stets "C.G.P.", für "Certified Guitar Player", dahinter. Was hat es mit diesem Titel auf sich?

Tommy Emmanuel: Das ist eine Ehrung, die mir vom großartigen Chet Atkins verliehen wurde für "lebenslangen Beitrag zur Kunst der Fingerstyle-Gitarre". Es ist nichts, was man an einer Musikschule oder so bekommt, es ist nur eine Anerkennung, die ich für mein Lebenswerk erhielt. Als Chet mir diese Ehre zuteil werden ließ, sagte er: "Jetzt schreib deinen Namen bloß nie mehr ohne C.G.P. dahinter!" Und ich sagte nur: "Ja, Sir!"
Sie benutzen trotz großen Repertoires bei Konzerten keine Setlist. Wie vermeidet man da, immer wieder dieselben Stücke zu spielen und schafft es trotzdem, die Publikumslieblinge im Programm zu behalten?

Emmanuel: Das ist ein Balanceakt. Es gibt manche Songs, die ich immer spiele, weil ich weiß, dass die Leute sie hören wollen. Aber gleichzeitig möchte ich immer mal was Neues ausprobieren. Live gibt es viel Platz für Improvisation. Darum möchte ich mir alle Möglichkeiten offenlassen.
Am bekanntesten sind Sie für Ihr akustisches Fingerstyle-Spiel. Aber haben Sie vor, mal wieder zur elektrischen Gitarre zu greifen, wie sie es 2000 taten, als Sie und Ihr Bruder Phil bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Sydney spielten?

Emmanuel: Ja, wir waren kürzlich zusammen auf Tour anlässlich unseres 50. Bühnenjubiläums. Es hat Spaß gemacht, mal wieder die Elektrische zu spielen. Vielleicht mache ich das irgendwann wieder, aber erst mal war ich ziemlich froh, mich wieder der Akustikgitarre widmen zu können. Einfach nur die Gitarre und das Publikum - das hat etwas Magisches, worauf ich mich jeden Abend freue.
50. Bühnenjubiläum? Wann haben Sie angefangen, Gitarre zu spielen?

Emmanuel: Mit der Gitarre angefangen habe ich, als ich vier war, und mit sechs Jahren begann ich, mit meiner Familie professionell aufzutreten. Heute kann ich mir nur sehr schwer ein sechsjähriges Kind mit Gitarre auf der Bühne vorstellen, aber für mich war das damals ganz natürlich.
Sie lesen keine Noten oder Tabulaturen; stattdessen finden Sie die Töne und Akkorde eines Stücks durch reines Zuhören heraus. Wie viel Arbeit ist es, auf diese Art einen typischen Pop- oder Rocksong für Solo-Akustikgitarre zu arrangieren?

Emmanuel: Nun ja, zunächst muss der Song mich inspirieren, ich muss geradezu verrückt danach sein. Als Zweites suche ich die richtige Tonart, um den Song auf der Gitarre zu spielen, damit die Melodie sich gut anfühlt. Ein großer Teil meiner Lieblingsmusik ist von den Beatles. Sie eignet sich so gut zum Arrangieren, die Melodien sind immer sehr stark, und man kann so viele verschiedene Dinge damit machen.
Haben Sie Ihr Gehör auf eine spezielle Art trainiert, damit es so exakt wird?

Emmanuel: Für meinen Bruder und mich war es damals ein Spiel, Lieder im Radio zu hören und zu versuchen, so schnell wie möglich die richtige Akkordfolge herauszuhören. Dabei haben wir uns quasi aus Versehen trainiert.
Sie haben in Ihrer Karriere schon mit sehr vielen Gitarristen und anderen Musikern aus den unterschiedlichsten Genres gespielt. Mit wem hat es am meisten Spaß gemacht?

Emmanuel: Ich glaube, mit Stevie Wonder. Ich liebe es, seine Musik zu spielen, und er ist ein unglaublicher Mensch.
Und wie spielen Sie lieber? Solo oder mit Band?

Emmanuel: Ich mag alle möglichen Arten von Musik, aber ich denke, was ich am meisten liebe, sind meine Soloauftritte. Es ist eine wunderbare Herausforderung. Ich bin ganz auf mich gestellt, und ich habe quasi jeden Abend eine leere Leinwand vor mir, die ich bemalen muss.
Gibt es einen Unterschied zwischen, zum Beispiel, dem deutschen und dem australischen Publikum?

Emmanuel: Nicht wirklich. Die Australier kennen mich zwar besser, aber anders wahrgenommen werde ich dort eigentlich nicht. Mit Deutschland verbinde ich ohnehin besondere Erinnerungen, da es das erste europäische Land war, in dem ich je auftrat. NP

Tommy Emmanuel und Paco de Lucia treten ab 20 Uhr in Losheim auf. Karten: TV-Service-Center in Trier, Abendkasse.

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