Ich wünscht, ich wär ein Huhn

Trier · Europabilder paarweise: Fünf Künstlerduos in der Besetzung Trier-Europa zeigen im Tufa Projekt "gast.freund.schaft - sculpture europe" ihre Vorstellung von Europa. Wie die Schau zeigt, bleiben die künstlerischen Reflexionen im Grundsätzlichen - und das bei guter Bildqualität.

Trier. Als "ungemein bereichernd", bezeichnet Maria Steinmann aus Trier die Zusammenarbeit mit ihrem Luxemburger Gast Anna Recker. Die Künstlerinnen sind eines der fünf Paare, die sich am Tufa-Projekt "gast.freund.schaft - sculpture.europe" beteiligt haben. Jeweils fünf Trierer Künstler hatten sich dabei einen Kollegen aus dem europäischen Ausland als Gast eingeladen (der TV berichtete). Es ging - entsprechend dem rheinland-pfälzischen Kultursommermotto "Eurovisionen" - um Europa. Was Europa bedeutet, was es an Gemeinsamkeiten und Differenzen zu bieten hat, auf was es hoffen lässt: All das sollte von den Gastgebern und Gästen überformt und ins Bild gesetzt werden.
Die gezeigten Arbeiten sind durch die Bank von guter Qualität. Allerdings bleibt es in der Bilderschau bei grundsätzlichen Überlegungen. Zu den besonders eindrücklichen Arbeiten gehören die poetischen bildhauerischen Metamorphosen des Franzosen Tung-Wen Margue. Genauso wie seine Gastgeberin Britta Deutsch nutzt er recyceltes Holz, dessen alte, zuweilen schmerzhafte Geschichte in seinen Raumgefügen neu erzählt und in einer neuen Gestalt zum Leben erweckt wird. In Tung-Wen Margues Formensprachen verbinden sich außerordentlich reizvoll fernöstliche und westliche Kultur. Auch Britta Deutsch arbeitet mit recyceltem Holz. Als Bild Europas schafft sie daraus kleinteilige, aber höchst dynamische offene Skulpturen.

Spitzfindig und ästhetisch


Geradezu spitzfindig und ästhetisch schön haben Bodo Korsig und sein polnischer Gast Karina Smiglia-Bobinski europäisches Miteinander ins Bild gesetzt. Als einzige legen die beiden Künstler ein Gemeinschaftsprojekt vor. Das Zentrum ihrer Rauminstallation bildet eine riesige Kugel aus mit den Spitzen auf die Mitte gerichteten Pfeilen, deren Ende Federn schmücken. Dem attraktiven, fast dekorativen Bild der Kugel stehen die eisernen Pfeilspitzen entgegen, die gefährlich aus den Wänden des Raums ragen. "Europa ist attraktiver Raum wie Ort der Bedrohung", signalisiert die Arbeit.
Stefan Phillips präsentiert augenzwinkernd Europa als großes Überraschungsei. Da kann man nur sagen: "Mein lieber Schwan!" (auch wenn es sich um Straußeneier handelt). Oder sollte bei Phillips "schnellen Brütern" am Ende doch nur ein ganz normales Haushuhn herauskommen? Dagegen haben "ei-mäßig" gesehen die angedellten Kunststoffköpfe seines englischen Gastes Richard Mackness ein bisschen was von attraktiven, aber wandlungsfähigen Weicheiern. er
Die Ausstellung ist noch bis 9. Juni zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags, mittwochs, freitags von 14 bis 17 Uhr, donnerstags von 17 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Kontakt: Telefon 0651/7182412, www.tufa-trier.de

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