Igby

(T.K.) Igby ist 17 und pflegt einen gesunden Hass auf die Welt. Und wie es scheint, wird dieses Gefühl erwidert: Die neurotische Mutter zieht den aalglatten älteren Bruder vor, und der Vater hat sich längst in die Psychiatrie verabschiedet.

Einige Internate hat Igby schon verschlissen, und selbst hartgesottene Militär-Ausbilder beißen sich an ihm die Zähne aus. Mit der Kreditkarte der Mutter macht sich Igby nach New York auf und beginnt dort einen Selbstfindungstrip zwischen erster Liebe und letzter Hoffnung auf ein geregeltes Erwachsenwerden. Viel vorgenommen hat sich Regie-Debütant und Autor Burr Steers: eine Geschichte zwischen schwarzem Humor und großem Gefühl. Das Kinoplakat vergleicht den Film recht unbescheiden mit "Der Fänger im Roggen" und "Die Reifeprüfung". Deren Klasse mag "Igby" zwar nicht erreichen, über weite Strecken gelingen ihm aber ein bittersüßer Ton, treffende Beobachtungen und berührende Szenen - auch dank eines guten Darsteller-Ensembles.Kieran Culkin spielt Igby als zauderndes Pubertätsopfer, Susan Sarandon gibt die eisige Mutter, Jeff Goldblum verkörpert den öligen Onkel. Doch seine Höhepunkte findet der Film bei zwei Schauspielern, die eher am Rande zu sehen sind: Bill Pullman als Vater, der langsam dem Wahnsinn zum Opfer fällt, ist das Berührendste im ganzen Film; und Amanda Peet liefert eine tragikomische Glanzleistung als resolute Künstlerin, die in die Drogen abdriftet.Schade nur, dass sich der Film im letzten Drittel verzettelt. Da passiert zu Vieles und zu Unmotiviertes - und der Film mündet, nach dem makaberen Abschied der dominanten Mutter, in oft gesehenen Happy End-Bildern. Das ändert aber nichts mehr daran, dass man es hier mit einem vielversprechenden Debüt zu tun hat. (Broadway, Trier) jöl

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