Ihr Sünderlein, kommet

Daun · „Tatort Eifel“ beginnt: Am Freitag startet Deutschlands Branchengipfel rund um spannende Stoffe für Film und Fernsehen (der TV berichtete). Aber nicht nur die Fachwelt strömt an diesen Tagen in die Region: Auch fürs Publikum sind bei der fünften Festival-Auflage eine Reihe aufregender Programmpunkte dabei.

 Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: Fritz-Peter Linden

Auftakt mit Musik beim Krimifestival „Tatort Eifel“: Am Freitag stehen um 20 Uhr im historischen Bahnbetriebswerk bei Gerolstein Klaus Doldinger und Uwe Ochsenknecht auf der Bühne. Mit ähnlich attraktiven Programmpunkten geht das Festival weiter, erstmals an zehn Tagen.

Die Höhepunkte? Mehr als hier aufgezählt werden können: kleine, feine Lesungen, kabarettistische Abende und Konzerte genauso wie große Preisverleihungen und Premieren – der neue Münster-„Tatort“ vom WDR, die erste Folge der neuen ZDF-Reihe „The Protectors“ (Die Beschützer – das Folgeprojekt zur Serie „Der Adler“) oder die Erstaufführung des bislang aufwändigsten RTL-Films „Vulkan“, der vergangenes Jahr vor allem in der Eifel gedreht wurde.

Und wer kommt? Senta Berger, um den Krimipreis „Roland“ in Empfang zu nehmen, aus der Hand ihres Kollegen Dietmar Bär. Ebenfalls dabei: Matthias Koeberlin, Armin Rohde, Katharina Wackernagel, Ann-Kathrin Kramer, Sissy Höfferer, Guildo Horn – und die schwedische Krimi-Ikone Maj Sjöwall, gemeinsam mit ihrem Autorenkollegen Jürgen Alberts.

Bei allen aktionsgeladenen Programmpunkten rund um den Krimi in Film, Fernsehen und zwischen Buchdeckeln – „uns geht es auch darum, den Blick für die Realität zu behalten“, sagt Organisator Heinz-Peter Hoffmann von der Kreisverwaltung Vulkaneifel. So verweist er auf „Tatort Internet“ – einen Informationsabend im Forum Daun am Mittwoch, 16. September, 20 Uhr. Thema: die Gefahren, denen Kinder und Jugendliche im Netz ausgesetzt sind.

Auch der Schülerwettbewerb um den „Junior Award“ habe einen ernsten Hintergrund: Die jungen Teilnehmer sollen sich „kritisch mit der Darstellung von Gewalt in den Medien auseinandersetzen“, sagt Hoffmann. Ebenfalls eine ernste Angelegenheit: die Ausstellung der Organisation „Weißer Ring“, die sich um die Opfer von Gewalttaten kümmert, in der Kreissparkasse Vulkaneifel.

Die Realität brach während der Vorbereitungen auch ins Fachprogramm des Festivals ein: Es ist der Kern von „Tatort Eifel“ und soll die Autoren dabei unterstützen, an Ideen zu feilen und in direkten Kontakt mit ihren Abnehmern – Sendern und Produzenten – zu kommen.

Eine dieser Adressatinnen wird diesmal allerdings fehlen, obwohl sie im Programmheft steht: Doris J. Heinze, Fernsehspielchefin des Norddeutschen Rundfunks. Inzwischen hat sie ihren Machtposten verloren: Jahrelang hat sie offenbar ihren unter Pseudonym drehbuchschreibenden Mann mit Aufträgen versorgt und auch selbst unter anderem Namen Drehbücher verfasst, für die sie sich überhöhte Honorare genehmigte. Geld und Aufträge, die anderen Autoren entgingen.

Der Skandal beschäftigt die Branche seit Wochen und wird deshalb auch in Daun Spuren hinterlassen: „Wir wollen, dass es endlich einmal eine wirkliche Diskussion darüber gibt, was die Vielfalt und damit den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens betrifft“, sagt Katharina Uppenbrink, Geschäftsführerin des Verbands Deutscher Drehbuchautoren (VDD) in Berlin. „Es gibt ja die Stoffe. Und es gibt die Autoren. Nur wird durch solche Praktiken viel Potenzial nicht ausgeschöpft.“

Darüber müsse diskutiert werden, und dafür wolle man das Festival nutzen. Es dürfe nicht sein, dass das Geld für Fernsehfilme und Serien „immer nur in dieselben Hände fließt“. Ein spannender Stoff also – und daher genau das Richtige für „Tatort Eifel“.
Das komplette Programm findet man unter www.tatort-eifel.de

Der Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD) und das Festival „Tatort Eifel“ haben ihre Zusammenarbeit noch einmal verstärkt. „Das Festival ist das einzige Treffen für Krimi-Drehbuchautoren in Deutschland“, sagt VDD-Geschäftsführerin Katharina Uppenbrink. „Deshalb freuen wir uns besonders darüber, dass wir in diesem Jahr zum ersten Mal den „Clou“ verleihen.“ Der Preis wird an Autoren vergeben, die vielversprechende Stoffe und Konzepte eingereicht haben.

Die Unterstützung der Drehbuchschreiber sei der Hauptgrund, warum der VDD sich so beim Festival engagiere: In Deutschland werde noch immer viel zu wenig für die Stoffentwicklung getan, sagt Katharina Uppenbrink. Workshops, Podiumsrunden, Krimistoffbörse und viele weitere Angebote im Fachprogramm von „Tatort Eifel“ – das Festival biete nicht nur offiziell eine interessante Mischung. Wichtig seien auch die Gespräche zwischendurch: „Unsere Autoren betonen immer wieder, wie sehr sie die Möglichkeit zum Austausch schätzen, die angenehme, fast intime Atmosphäre, die überaus freundlichen und engagierten Veranstalter – und dass man hierarchieübergreifend auch abends noch in der Kneipe sitzt und weiterredet.“

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