Im feinsten Gewand

TRIER. (gkl) Er lebt in Oberemmel, sein Zuhause aber sind die großen Opernbühnen auf der ganzen Welt. Daniel Lewis Williams präsentierte in einem eindrucksvollen Konzert seine Fähigkeiten in der Promotionsaula im Trierer Priesterseminar.

Man hätte durchaus die Befürchtung haben können, diese Stimme sei zu groß für die Promotionsaula im Trierer Priesterseminar. Wer die Metropolitan Opera oder die Scala in Mailand füllen kann, dem könnte dieser kleine, aber schmucke Saal durchaus zum Verhängnis werden. Nicht so bei Daniel Lewis Williams, international anerkannter und gefragter Opernstar, der Oberemmel zu seiner Wahlheimat erkoren hat und sich hier zwischen seinen weltweiten Engagements auch einmal hören ließ.Weiter Bogen zwischen Schmerz und Heiterkeit

Sein Programm stellte einen Spagat dar. Erklang zuerst der Liederzyklus "Dichterliebe" von Robert Schumann, so musste das Publikum nach der Pause gewaltig umschalten. Hier waren es Arien aus Oper und Operette, die den zweiten Teil des Konzertes humorvoll und heiter gestalteten. Das mag man als einen Widerspruch ansehen, als nicht miteinander vereinbar. Spannt aber nicht das Opus 48 von Schumann gerade diesen Bogen zwischen Schmerz und Heiterkeit, zwischen Tod und höchst lebendiger Frühlingsstimmung? Wer sich auf diese Gegensätze einlassen konnte, der durfte eine große Stimme hören, die sich nicht zuletzt dadurch auszeichnet, dass sie die unterschiedlichsten Charaktere höchst eloquent darstellen kann. So war der erste Teil des Konzertes getragen von romantischer Poesie, die mit Williams einen begeisterten und begeisternden Botschafter gefunden hatte. Mag man einem basso profondo die abgrundtiefe Schwere der Verzweiflung in "Ich hab' im Traum geweinet" als natürlich gegeben zuschreiben, so war Williams auch überzeugend in der Lage, die schwerelosen Bilder von blühenden Blumen und schlagenden Nachtigallen nachzuzeichnen. Auf der fundamentalen Tragfähigkeit seines Basses bauten sich all diese emphatischen Facetten mühelos auf und vermittelten den Zuhörern Romantik in feinstem Gewand. Locker und humorvoll moderierte TV -Redakteur Dieter Lintz den zweiten Teil des Konzertes. Hier behauptete Williams "Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst" ("Bettelstudent"), nachdem er vorher die heiligen Hallen aus Mozarts Zauberflöte besungen hatte und als Bürgermeister versicherte, dass er "klug und weise sei" (Zar und Zimmermann). Ein großes Kompliment darf man Thomas Hannig nicht verweigern, der das Konzert am Flügel mitgestaltete. Er erwies sich als ein exzellenter Pianist, der aus dem Hintergrund heraus den Boden bereitete, auf dem die Hauptperson sicher agieren konnte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort