Im Fokus: Deutschland

Morgen stellt das Theater Trier den Spielplan für die Saison 2009/10 im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung vor und präsentiert gleichzeitig das neue Spielplanheft. Für die TV-Leser haben wir schon mal darin geschnuppert.

 Ausgefallene Motive schmücken das Spielplanheft des Theaters. Foto: Ensch Media

Ausgefallene Motive schmücken das Spielplanheft des Theaters. Foto: Ensch Media

Trier. Nachdem die laufende Spielzeit eher unter der virtuellen Überschrift "Ein Kessel Buntes" stand, setzt das Trierer Theater ab Oktober auf die konsequente inhaltliche Linie. "stand.ort.suche.deutschland" lautet das Motto, und das aus gutem Grund, wie die Seite 23 des 124 Seiten starken Hefts dokumentiert: 60 Jahre Grundgesetz, 70 Jahre Beginn des 2. Weltkriegs, 20 Jahre Mauerfall, dazu 250 Jahre Schiller.

Stücke von Sybille Berg, Ulrike Syha, Felicia Zeller



Genügend Anlässe, das Thema "Deutschland" von allen Seiten zu beleuchten. "Faust", "Freischütz" und "Joseph Süß" im Musiktheater, noch mal "Faust", "Der Hauptmann von Köpenick" und "Das Leben der anderen" im Schauspiel, "Der deutsche Tanzpalast" im Tanztheater - so viel Profil war lange nicht. Dazu kommt, erst kürzlich entschieden, eine gehörige Portion aktuelles deutsches Gegenwartstheater im Studio mit neuen Stücken von Sybille Berg, Ulrike Syha, Felicia Zeller. Da scheinen die sporadischen Studio-Ansätze endlich wieder in ein Konzept zu münden. Projekte zu Karl Marx und Rainer Werner Fassbinder runden das "Deutschland"-Paket ab.

Das Programmheft, passend zum Thema diesmal mit einer mutigen, rauen Ästhetik (Layout: Enschmedia), vereinigt Trierer Theaterleute und Promis mit knappen Statements zu ihrer persönlichen Sicht auf ihr Vaterland. Inhalt statt Grußworte: Das macht Lese-Spaß, zumal in der Kombination mit den teils kuriosen Fotos, die "Heimat-Motive" zeigen. Die konsequente Ausrichtung der Slogans an Online-Schreibweisen (aus.blicke; ein.sichten; heimat.suche; klassen.kampf) wirkt originell, aber in ihrer Häufung etwas marottig.

Mit Spannung werden vor allem die hinteren Seiten des Heftes erwartet, die Auskunft über die Veränderungen im Ensemble geben. Und da ist diesmal einiges zu verzeichnen. So gehört Sopranistin Vera Wenkert nach fast zehn Jahren nicht mehr zur festen Crew. Sie arbeitet künftig frei, wird aber noch als Gast dabei sein. Bassist Jürgen Orelly ist nach einem Jahr schon wieder weg, Tenor Eric Rieger geht in die USA zurück.

Dafür hat das Haus Svetislav Stojanovic fest an sich binden können, der in "Madame Butterfly" und "Lucia di Lammermoor" als Gast glänzte. Mächtige Verstärkung erfährt die Bariton-Besetzung: Mit Alexander Trauth und Francis Bouyer kommen junge Sänger, die schon bei großen Festspielen wie Erl und Aix auf der Besetzungsliste standen. Estelle Kruger, gefeierte Lucia, steht wieder auf der Gästeliste.

Ein herber Verlust ist der Weggang von Chordirektor Jens Bingert, dessen Nachfolger noch nicht feststeht. Im Schauspiel-Ensemble kommt Helge Gutbrod für Alexander Ourth, bei den Tänzern herrscht große Kontinuität - kein Wunder angesichts der erfolgreichen Arbeit.

Neues kann Verwaltungsdirektorin Heidi Schäfer vermelden. Bei den Geschenk-, Jugend- und Schnupper-Abos hat das Theater sein Angebot spürbar erweitert. Vor allem das spartenübergreifende "Jugendmix-Abo" mit freier Stück- und Terminwahl soll neue Zielgruppen ins Haus locken. Nicht mehr ganz neu, aber längst nicht genug bekannt ist auch der "Last-Minute-Ausweis" für Schüler und Studenten: Für 7,50 Euro gibt es eine Jahreskarte, die dem Inhaber während der ganzen Spielzeit erlaubt, jeden Abend eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn freie Plätze für ganze vier Euro zu erwerben. Am Geld dürfte ein Theaterbesuch also eigentlich nicht scheitern.

Matinee unter dem Motto "stand.ort.suche.deutschland" am Sonntag, 10. Mai um 11 Uhr im Großen Haus. Mit Ausschnitten aus dem neuen Programm. Eintritt frei.

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