Im Geist der Rose

TRIER. Reise zurück ins Mittelalter: Ritchie Blackmore, früher Gitarrero von "Deep Purple" und "Rainbow", entführte mit seiner Band "Blackmore‘s Night" in den Kaiserthermen über 1200 Besucher musikalisch in längst vergangene Jahrhunderte. Das umjubelte Konzert wurde vom Trierischen Volksfreund präsentiert.

 Eine romantische Reise zurück in die Welt des Mittelalters: Candice Night und Ritchie Blackmore.Foto: Friedemann Vetter

Eine romantische Reise zurück in die Welt des Mittelalters: Candice Night und Ritchie Blackmore.Foto: Friedemann Vetter

Drehleier, Laute und akustische Gitarre sind heute in erster Linie Ritchie Blackmore‘s Handwerkszeug. Auf der Bühne trägt er geschnürte Wildlederstiefel, eng anliegende Strumpfhose und schwarzes Wams. Die berühmte "Fender Stratocaster"-Gitarre kommt nur noch gelegentlich zum Einsatz, die Rocker-Montur ist dem Outfit des mittelalterlichen Spielmanns gewichen. Nicht mehr die großen Konzerthallen sind des heute 58-Jährigen Zuhause, sondern Burgen, Schlösser und andere historische Gemäuer.Mittelalterliche Melodeien

Denn seit der ehemalige Gitarrero von "Deep Purple" und "Rainbow" 1997 Candice Night - seine heutige Lebensgefährtin - kennen gelernt hat, steht ihm der Sinn weniger nach Hard-Rock, sondern nach mittelalterlichen Melodeien. "Ren-Rock‘n‘Roll" nennt er den Stil, den er in Anlehnung an Renaissance-Musik mit seinen Spielleuten auf die Bühne bringt. Damit der Mittelalter-Rock auch in römischem Gemäuer die richtige Wirkung erzielt, ist die Kulisse mit Burgberg und schwülstigem Mond, mit Fachwerkhäusern und lodernden Fackeln versehen. In Zeiten der Harry-Potter-Hysterie ist das Eintauchen in Burgenzauber, Romantik unterm Mond oder das Tragen mittelalterlicher Gewänder Kult geworden. Viele Besucher sind zum Konzert in Lederwams oder mit Robin-Hood-Kappe erschienen. Bei allen Auftritten von "Blackmore‘s Night" sind für Kostümierte die vorderen Reihen reserviert. Sie kennen alle Titel ihrer Lieblinge, sind bei Tanzliedern zum Ringelreihen bereit. Doch sieht man von diesem geschickt inszenierten Spektakel ab: Was Ritchie Blackmore, Candice Night und ihre sechs Spielleute musikalisch zu bieten haben, zieht auch die übrigen Zuhörer schnell in den Bann: Sie feiern ausgelassen wie bei einem mittelalterlichen Jahrmarktstreiben. Daran hat Candice Night hohen Anteil. Das Ex-Model mit den langen blonden Haaren singt mit heller, glasklarer Stimme. Sie haucht ins Mikro, dreht sich tänzelnd im roten Kleid und schlägt dazu das Tambourin. Sie steht nicht nur optisch im Mittelpunkt. Ihre lyrischen Texte in Verbindung mit ihrem einfühlsamem Gesang sind ohne Zweifel das Markenzeichen der Band. Dass ihre Lieder (etwa "Under a Violet Moon", "Queen for a Day", "Ghost of a Rose") zur romantischen Verklärung neigen, passt bei dem Spektakel genau ins Bild. Blackmore hält sich selbst bei vielen Instrumentalstücken dezent im Hintergrund, lässt aber mit schnellen Läufen auf der akustischen Gitarre sein Können aufblitzen. Auch die übrigen Musiker beherrschen ihre zahlreichen Instrumente, zeigen sowohl bei Balladen als auch bei Tänzen die Bandbreite der Formation. Neben Blackmore und Night entführen Bob Curiano (Bass, Gitarre, Gesang), David Baranovsky (Keyboard), "Lord Marnon of Wolfhurst" (Geige, Querflöte), Malcolm Dick (Schlagzeug) und die Ladies Nancy und Madelaine (Gesang) in die Zauberwelt des Mittelalters. Dass Ritchie Blackmore dieE-Gitarre nicht für immer in die Ecke gestellt hat, zeigt er zu später Stunde: Bei "Black Night" aus alten "Deep Purple"-Zeiten ist das Publikum völlig aus dem Häuschen. Um Mitternacht dann "Smoke on the Water", gesungen von Candice Night. Da zeigt sich, dass die Lady auch rocken kann.

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