Im Herzen der Kulturhauptstadt

LUXEMBURG/TRIER. Mit einem hauptamtlichen Team von 35 Leuten wird das Kulturhauptstadtjahr 2007 in Luxemburg organisiert. Was kaum jemand weiß: Acht Mitarbeiter der Generalkooordination kommen aus der "Trierer Ecke". Ihr Knowhow hilft, das ambitionierte Projekt zu stemmen.

Elmar Hubert ist Stress gewöhnt. Seit Jahren besorgt der Mitinhaber der Trierer Firma ProMusik die Tontechnik und die Lichtgestaltung bei Großveranstaltungen. Ob Theater oder Altstadtfest, Klassik oder Pop: Der gelernte Meister für Veranstaltungstechnik ist überall dabei - auch wenn er sich nur noch ausnahmsweise selbst ans Mischpult setzt, zum Beispiel für Guildo Horn. Aber dafür hat der 40-Jährige seit Oktober noch weniger Zeit. Luxemburg hat ihn als "chargé de mission technique" für die Kulturhauptstadt eingekauft, so etwas wie ein technischer Leiter. Seither ist er im Dauer-Einsatz, kümmert sich um Straßenumzüge und Feuerwerke, Veranstaltungsbeschallungen, Ausstattungsfragen. "Für 18 Monate ist das hier mein Thema", sagt Hubert, dessen Vertrag bis Frühjahr 2008 läuft. Inklusive mancher Arbeitstage, die 20 Stunden dauern und nur durch eine Mütze Schlaf auf einem Not-Etagenbett in dem schmucklosen Container unterbrochen werden, wo die Technik residiert.Profil: Jung, weiblich, sprachbegabt

Meist fährt er aber mit der Bahn von Trier aus zur Arbeit, um dem Verkehrschaos in der Hauptstadt zu entgehen. So hält es auch Susana Brokhausen, die schon seit Herbst 2004 als Assistentin der Geschäftsführung dabei ist und damit zu den 2007-"Veteranen" gehört. Die gebürtige Kolumbianerin arbeitete damals beim Trierer Landesmuseum und bewarb sich aufgrund der offiziellen Ausschreibung. Dank passenden Profils und umfänglicher Sprachkenntnisse erhielt die heute 47-Jährige den Zuschlag - und ist seither ruhender Pol in einem Team, dessen Altersschnitt sich sonst meist bei Ende 20 bewegt. Jung, weiblich, sprachbegabt: So lässt sich das Gros der Truppe charakterisieren, die Generalkoordinator Robert Garcia um sich versammelt hat. Auch wenn der Titel des Chefs recht militärisch klingt: Der ehemalige grüne Parlamentsabgeordnete steht für flache Hierarchien. Die jungen Mitarbeiter tragen ein hohes Maß an eigener Verantwortung. So wie Dunia Sinno, die für grenzüberschreitende Projekte zuständig ist. Die Triererin hat allerdings schon reichlich Erfahrung im Saar-Lor-Lux-Geschäft: Für die Kammern kümmerte sie sich um grenzüberschreitenden Online-Handel, bei der Euregio führte sie zeitweise die Geschäfte. Nun sitzt sie an einer Schlüsselstelle für die Umsetzung der ambitionierten Großregion-Ausrichtung der Kulturhauptstadt - und damit für den Erfolg des gesamten Projekts. Aus der "Kaderschmiede" der Fremdenverkehrsgeografie an der Uni Trier stammt Insa Hugo. Ihre Diplomarbeit, mit der sie die Mängel in der touristischen Beschilderung Triers offenlegte, sorgte vor zwei Jahren für Furore. Zurzeit setzt die Stadt etliche ihrer Verbesserungsvorschläge um. Die 28-Jährige ist bei Luxemburg2007 für die Mobilität zuständig - ein Bereich, dem Garcias Konzept große Bedeutung beimisst. Überhaupt sind die Trierer(innen) im Bereich Tourismus/Kommunikation mit Marie Tentrup, Lising Kessler und Cynthia Wester stark vertreten. Auch das zeitlich jüngste Team-Mitglied, Marie-Anne Heyer, gehört zu diesem Ressort. Die 29-Jährige war nach Wanderjahren zwischen Bayreuth und Brüssel kürzlich nach Trier zurückgekehrt und hatte sich erst zum Jahresende bei der Kulturhauptstadt beworben - eigentlich auf eine ganz andere Stelle. Nun amtiert sie seit drei Tagen als stellvertretende Pressesprecherin. Flexibilität ist alles. Überhaupt sei die ganze Kulturhauptstadt "eigentlich ein großes Experiment", sagt Susana Brokhausen. Eines, das ihr unübersehbar Spaß macht, vor allem wegen des "kosmopolitischen Flairs". So empfinden es alle. Auch wenn man weiß, dass im Frühjahr 2008 unwiderruflich Schluss ist. Und wenn die Frage nach den "normalen Arbeitszeiten" den Beteiligten nur ein Lächeln abnötigt. All zu viel von ihren eigenen Veranstaltungen sehen werden die Macher wohl nicht. Immerhin: Bei der großen Straßenparade zum Start hat Susana Brokhausen als Ordnerin mitgeholfen und deshalb "ein bisschen was mitgekriegt". Sogar der Ehemann und der Sohn sind aus Trier angereist, um das Spektakel zu verfolgen. "Die Erfahrungen und Kontakte sind unbezahlbar", sagt auch Elmar Hubert, der Unermüdliche. Am linken Ohr hat er ein Handy, in das er französisch spricht, auf der rechten Seite parliert er luxemburgisch. Da müssen noch kurz ein paar Spezial-Austellungsscheinwerfer organisiert werden. Aber der Mann ist ja Stress gewöhnt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort