Im Landesmuseum ist der Löwe los
Trier · 150 Bilderpaare - historische Aufnahmen und aktuelle Vergleichsfotos - zeigt die neue Sonderausstellung "Trier im Bild 1800 - 2000" im Rheinischen Landesmuseum. Archäologische Fundstücke wie ein Löwe vom Viehmarktbrunnen ergänzen die Schau.
Trier. Gut, dass Stadtbaumeister Johann Georg Wolff (1789-1861) das nicht mehr miterleben musste. Da hatte er 1829 mitten auf dem Viehmarkt einen stattlichen Brunnen errichtet - und nur wenige Jahrzehnte später war es schon wieder vorbei mit der Herrlichkeit. Heruntergekommen, ruinös und sprichwörtlich überflüssig war der Wasserspender geworden. 1898 ließ die Stadt Wolffs Werk abreißen. Die beiden großen Brunnenbecken, die als Viehtränken gedient hatten, waren da schon längst nicht mehr da.
Am 11. September freier Eintritt
Komplett von der Bildfläche verschwunden sind die Brunnenelemente aber nicht. Die vier Löwen, die einst die Becken flankierten, existieren heute noch. Einer befindet sich im Innenhof von Schloss Dagstuhl, zwei dienen als Brunnenfiguren bei Schloss Liebig in Kobern-Gondorf, und nun hat auch der vierte endlich ein würdiges Domizil gefunden: Er ziert die neue Landesmuseums-Sonderausstellung "Trier im Bild 1800-2000". Eine wahrhaft nahe liegende Angelegenheit. Viele Jahre lang lag der Sandsteinlöwe im Gebüsch am Stadtmauer-Abschnitt zwischen Weimarer Allee und Palastgarten - gerade einmal 100 Meter vom Landesmuseum entfernt.
Für seine neue Aufgabe wurde er in der Restaurationswerkstatt runderneuert. In der Bilderausstellung ist der Löwe kein Fremdkörper, sondern ein i-Tüpfelchen auf eine nicht nur für Geschichtsinteressierte spannende und aufschlussreiche Schau, für die der Trierische Volksfreund als Medienpartner fungiert. Die rund 150 Bilderpaare - historische Aufnahmen und aktuelle Vergleichsfotos - dokumentieren die Veränderungen der vergangenen zwei Jahrhunderte im Stadtbild Triers. Da ist es von ganz besonderem Reiz, auch Originalzeugnisse der alten Stadt zu sehen - neben dem Löwen unter anderem auch eine Bauinschrift vom Neutor (1877 abgerissenes Mittelalter-Stadttor) und den 1881 gelegten Grundstein der Paulinus-Druckerei, den Archäologen des Landesmuseums 2006 vor dem Bau des Einkaufszentrums Trier-Galerie geborgen haben.
Stolz sind die Ausstellungsmacher, dass die potentielle neue Publikumszugnummer, wenn auch in Kooperation mit städtischen Archiven, weitestgehend in Eigenleistung realisiert werden konnte. Vielleicht ein Modell für weitere Projekte? "Durchaus möglich", glaubt Kurator Peter Seewaldt, "alleine das Landesmuseum Trier verfügt über einen Bestand von 35 000 historischen Aufnahmen. Darunter viele ungehobene Schätze."
Der Schatz "Trier im Bild 1800-2000" wartet zunächst bis Anfang 2012 darauf, vom Publikum gehoben zu werden - Verlängerung nicht ausgeschlossen.
Zum Tag des offenen Denkmals (übermorgen, Sonntag) ist der Eintritt ins Rheinische Landesmuseum frei. Seine Sonderausstellung "Trier im Bild 1800-2000" zeigt das Landesmuseum, Weimarer Allee 1, von morgen, Samstag, bis zum 8. Januar. Der Eintritt ist in den Museumstickets (Erwachsene: 6 Euro) enthalten. Audioguide kostenlos. Übermorgen, Sonntag, ist der Eintritt frei; um 11 Uhr führt Kurator Peter Seewaldt durch die Ausstellung. Das Museum bietet ein großes Begleitprogramm, Führungen sowie Herbstferien-Aktionen für Kinder und Jugendliche (Infos: www.landesmuseum-trier.de). Der reich bebilderte Katalog ist im Museumsshop und im Buchhandel erhältlich (9,80 Euro). Öffnungszeiten des Museums: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. Montag geschlossen. rm.