Theater Große Liebe und mitreißende Musik

Trier · Im Theater Trier hat die Operette „Die Czárdásfürstin“ Premiere.

 Das ehemalige Ensemblemitglied Svetislav Stojanovic steht bei dieser Produktion mit Eva Maria Amann auf der Bühne.

Das ehemalige Ensemblemitglied Svetislav Stojanovic steht bei dieser Produktion mit Eva Maria Amann auf der Bühne.

Foto: TV/Edouard Olszewski

„Das ist die Liebe, die dumme Liebe“. Emmerich Kálmán wusste, was die Leute umtreibt, und was sie hören wollen. Um ganz große Gefühle geht es auch in seiner Operette „Die Czárdásfürstin“, die den Weltruhm des Komponisten begründete. Die 1915 in Wien uraufgeführte Geschichte vom jungen Fürsten Edwin, der allen gesellschaftlichen Widerständen zum Trotz, am Ende seine geliebte Sylva Varescu ehelichen kann, die als „Czárdásfürstin“ in einem Budapester Variété auftritt, gehört bis heute zu den beliebtesten Operetten. Am Samstag hat das Werk in Trier Premiere. Eigentlich sollte das Stück, zu dem der in Operetten erfahrene Bühnenschriftsteller Leo Stein und sein Kollege Bela Jenbach das Libretto schrieben, „Es lebe die Liebe“ heißen. Aber der Titel war schon vergeben. Und außerdem geht es in der Mischung aus Wiener Charme und ungarischem Feuer, die der Komponist mit schmissigen Tanzeinlagen und flotten Liedern zum Mitsingen versetzt hat, nicht nur um Leidenschaft, die „heißer brennt als Gulaschsaft“, wie es in einer anderen  Kálmán Operette augenzwinkernd heißt. Mit Leichtigkeit präsentiert der Komponist Tiefernstes heiter: die Dekadenz der Aristokratie der österreichischen k.u.k. (kaiserlich und königlich) Monarchie in Zeiten des Ersten Weltkriegs, ihre Scheinheiligkeit und doppelbödige Moral, die Unsicherheit der Verhältnisse. All das sind, wie auch die großen Gefühle und die Konflikte, die sie verursachen, unverändert aktuelle Themen für Thilo Reinhardt. Der Berliner Regisseur, der in Trier bereits „Les Contes d`Hoffmann“ inszenierte, ist für den Wiener Operetten-Spezialisten Wolfgang Dosch eingesprungen, der während der Entwicklung der Produktion ausfiel. Auf der Grundlage von Doschs Konzept, „aber mit eigener Handschrift“ hat Reinhardt jetzt die szenische Umsetzung besorgt. „Die „Czárdásfürstin“ ist ein scharf gezeichnetes Gesellschaftsporträt mit zeitlosen Konflikten“, erklärt Reinhardt. Äußerst reizvoll seien zudem die gefühlvolle Musik und die witzigen Dialoge. Ihnen Tiefe zu verleihen, ohne die Leichtigkeit einzubüßen, ist dem Regisseur wesentlich. Was sonst den Umgang mit dem Werk angeht, beruft sich Reinhardt auf sein großes Vorbild Walter Felsenstein: „Die Partitur ist mein Regiebuch.“ So sieht das auch Wouter Padberg. Der Erste Kapellmeister des Theaters hat die musikalische Leitung der Inszenierung. „Man muss die Musik ernst nehmen“, fordert Padberg. Auch für den Niederländer ist die musikalische Struktur theatralischer Ausdruck von Befindlichkeiten und Gefühlen, die es konturenreich herauszuarbeiten gilt. „Es geht um mehr als schöne Melodien“, sagt Padberg. Dieser Tage wird nicht nur in Trier lebhaft diskutiert, was Theater soll. Was die „Czárdásfürstin“ angeht, ist für Reinhardt die Sache klar. „Die Gesellschaft muss sich bewegen“, fordert der Regisseur. „Der Zuschauer soll spüren, dass es außer der eigenen noch eine andere Welt gibt. So dass er, wenn er emotional beteiligt ist, wenigstens einen Abend lang spürt, dass er Grenzen überwindet.“ Und dann klingt Reinhardt ein bisschen wie Friedrich Schiller, wenn er vom Theater als einem Ort spricht, wo der Zuschauer eben mit jenem Trotz und Willen und jener unverzichtbaren Sehnsucht aufgeladen wird, die erst den Aufbruch möglich machen. Was auf keinen Fall erwünscht ist, sind Schwermut oder Bierernst. „Der Zuschauer soll eine Gänsehaut bekommen, aber auch lachen können“.

Premiere: Samstag, 2. Dezember,19.30 Uhr Großes Haus. Weitere Termine:8., 16., 23., 31. Dezember.,16., 28., Januar, 25. Februar, 29. März, jeweils 19.30, 31. Dezember, 18 Uhr.

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