Immer wieder: Staunen! - Drittes Bach-Zyklus-Konzert

Trier · Fourier-Ensemble begeistert in Welschnonnenkirche.

Trier (mö) Johann Sebastian Bach lehrt uns immer wieder die Kunst des Staunens. Das dritte Konzert des Bach-Zyklus in der Trierer Welschnonnenkirche - diesmal im Rahmen des Mosel Musikfestivals - demonstrierte vor 120 Besuchern, wie ungemein reich, wie überraschend und trotzdem schlüssig der Köthener Kapellmeister und spätere Thomaskantor komponierte. Es demonstrierte, wie viele Ideen er einbrachte und auch, welch hohe Ansprüche er an Ausführende und Hörer stellte.
Und noch etwas erstaunt: wie viel ausgeprägte Professionalität im Trierer Musikleben mit seinen wenigen, bescheidenen Institutionen schlummert. Sicherlich marschiert das "Fourier-Ensemble", das sich aus Profis und Musikschülern formierte, nicht gerade an der Spitze aktueller Bach-Interpretationen. Gelegentlich kommt der tänzerische Impuls zu kurz, der Bachs Musik beseelt. Und doch breiten sie dessen zugleich passionierten und stabilen Personalstil hellhörig aus und entwickeln dabei ein feines Sensorium für die kleinen und großen Wunder dieser Tonsprache.
Im Kopfsatz zum 6. Brandenburgischen Konzert modellieren der erfahrene Bratscher Utz Köster und seine blutjunge Kollegin Kim Brunner ein perfekt in sich verschlungenes Duett - Musik wie die lichten Ornamente einer Barock-Architektur. Und wenn im Mittelsatz das bedächtige Hauptthema majestätisch im Bass auftritt, dann gibt die Bassgruppe ihm Würde und Tiefe mit. Auch der Mittelsatz im f-Moll-Cembalokonzert erweist sich als Juwel. Da mischen sich der feine, silbrige Ton von Josef Stills Cembalo und die Streicher-Pizzicati zu einer Mixtur von höchster Delikatesse. Und weil Ulrich Krupp ausdrucksbewusst dirigiert, aber auf herrische Gesten verzichtet, entfalten die Musiker Eigenständigkeit und Einfühlung zugleich - beste Voraussetzungen für ein bewegliches Ensemble-Musizieren.
Und dann die beiden Violinkonzerte in a-Moll und E-Dur. Petar Entchev gibt den Soli einen leichten, relativ schmalen, aber unbeengten Ton mit. Gewiss werden Bach-Spezialisten manche Partien anders spielen - stärker orientiert vielleicht an der musikalischen Rhetorik Bachs und seiner Zeit. Aber die zahlreichen Nuancen im Kopfsatz - zwischen eigenständigem Solo-Auftritt und bescheidener Einbindung ins Tutti - sie waren bei Entchev und dem Fourier-Ensemble in besten Händen. Das E-Dur-Konzert dann spielten sie wie befreit. Entchev bewältigt die Klippen der Solopartie souverän. Und alle gemeinsam gaben diesem Werk seinen euphorischen Schwung mit - ja, sogar etwas von jugendlichem Überschwang.
Weitere Konzerte im Bach-Zyklus Welschnonnen am 12. und 13. Dezember

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