"In beiden Lagern gibt's Puristen"

Der deutsche Kult-Comedian Ingolf Lück, einst Moderator der Sat 1-Wochenshow und jüngst in die Reihen der "Scheibenwischer"-Kabarettisten aufgerückt, gastiert am Wochenende im luxemburgischen Echternach. Im TV-Interview erzählt er über sein neues Programm "One Way Man" und über den Unterschied zwischen dem "Fernseh-Lück" und dem "Bühnen-Lück".

Trier. (DiL) Moderator, Schauspieler, Standup-Comedian, Kabarettist: Ingolf Lück passt nicht so leicht in eine Schublade. Das ist ihm auch ganz recht so. Selbst wenn das manchmal zu Irritationen führt, wie er im Gespräch mit TV-Redakteur Dieter Lintz berichtet. Zum Beispiel kürzlich, als sein Auftritt im "Scheibenwischer" einer der Gründe war, warum Kabarett-Veteran Dieter Hildebrandt seiner ehemaligen Sendung den Namen entzog.

Herr Lück, Luxemburg scheint ein Paradies für deutsche Komödianten zu sein. Viele gastieren hier regelmäßig, und die Säle sind voll. Haben Sie eine Erklärung, was die Luxemburger am deutschen Humor finden?

Lück: Vielleicht zeugt es einfach nur von der Tatsache, dass die Luxemburger anders als die Deutschen von der Krise bislang verschont worden sind und noch freiwillig Geld für Unterhaltung ausgeben. Ich hoffe nur, dass das auf Gegenseitigkeit beruht und die vielen Luxemburger Comedy-Stars in Deutschland ebenso gut ankommen.

Im Ernst: Muss man als Comedian in Deutschland um seine Existenz fürchten? Ich dachte, die Branche boomt?

Lück: Im Fernsehen schon, aber nicht unbedingt im Konzertsaal. Für Leute mit bekannten Namen, die schon länger im Geschäft sind, ist das weniger ein Problem, aber Nachwuchskräfte haben es ganz schön schwer.

Wir haben ja in Deutschland diese ziemlich radikale Trennung zwischen den "seriösen" Kabarettisten einerseits und den "niveaulosen" Comedians. Da sind Sie jüngst auch am Rande mit reingeraten, in Sachen "Scheibenwischer". Nervt das?

Lück: Na ja, es ist eigentlich der gleiche alte Konflikt wie bei E-Musik und U-Musik. Da gibt's in beiden Lagern die Puristen, und die haben das Gefühl, dass da jetzt der Feind ihr Terrain übernehmen will. Da kann ich sogar verstehen, dass man sich aufregt. Ich finde nur schade, dass die sich wechselseitig gar nicht zur Kenntnis nehmen. Ich schätze mal, Dieter Hildebrandt hat noch nie Mario Barth gesehen, und umgekehrt genau so.

Ja, und was ist jetzt der Unterschied zwischen Comedy und Kabarett?

Lück: Das formuliere ich gerne so: Der Comedian macht es wegen dem Geld, der Kabarettist wegen des Geldes.

Und was macht Lück? Ihr Programm heißt "One Way Man", das klingt so ein bisschen nach dem derzeitigen Trend-Thema Männer und Frauen…

Lück: Stopp, das greift viel zu kurz. Bei mir geht es um den Mann in allen seinen Facetten, nicht nur um Männer und Frauen, sondern auch um Männer und Männer, Männer und Arbeit, Männer und Krise…

Klingt schon ein bisschen nach Mario Barth…

Lück: Klar, da ist auch Standup-Comedy dabei, aber es ist auch ein richtiges puppenlustiges Ein-Mann-Theaterstück, bei dem ich mein "alter ego" Frank spiele. Da gibt's Theater-Szenen, aber auch Kabarett - also eigentlich ist "One Way Man" ein gutes Beispiel für mein Verständnis als Wandler zwischen den Welten.

Das hört sich aber völlig anders an als Ihre Fernseh-Auftritte. Gibt's da nicht manchmal lange Gesichter im Publikum, wenn Leute eine Art "Wochenshow" erwartet haben?

Lück: Der Bühnen-Lück und der Fernseh-Lück sind zwei völlig verschiedene Figuren. Das Bühnen-Programm funktioniert völlig anders, deshalb haben wir sogar Fernseh-Angebote für eine Aufzeichnung nicht wahrgenommen. Das ist einfach fürs Theater gemacht. Und wenn ein paar Leute, die da mit einem Schild "Ingolf, wir lieben dich" in der ersten Reihe sitzen, nach der Pause nicht mehr da sind, dann kann ich damit leben.

"One Way Man" mit Ingolf Lück am 25. April um 20 Uhr im Trifolion Luxemburg. Karten in den TV-Servicecentern Trier, Bitburg, Wittlich

Info: www.trifolion.lu

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