In den Mühlen der Inquisition

TRIER. Der im Mittelalter angesiedelte Krimi "Die Buchmalerin" dürfte vielen TV-Lesern ein Begriff sein, denn er wird derzeit als Fortsetzungsroman abgedruckt. Es ist das zweite Buch von Beate Sauer (Jahrgang 1966) aus Köln, die bereits für ihren Debütroman "Der Heilige in deiner Mitte" ausgezeichnet wurde. Heute Abend stellt die Autorin ihr Werk in der Buchhandlung Interbook vor.

 Beate Sauer hat für ihre Romane gründlich in mittelalterlichen Quellen recherchiert.Foto: Ewa Wawrzyniak/Grafit-Verlag

Beate Sauer hat für ihre Romane gründlich in mittelalterlichen Quellen recherchiert.Foto: Ewa Wawrzyniak/Grafit-Verlag

Frau Sauer, um was geht es im Roman "Die Buchmalerin"?Sauer: Die Geschichte spielt um 1235 n. Chr. in der Eifel. Die junge Buchmalerin Donata wird von der Inquisition verfolgt, weil sie Menschen und Pflanzen zeichnen kann, als seien sie lebendig. Eines Nachts beobachtet sie, wie ein Kardinal einen Mord begeht. Der lässt sie daraufhin als Ketzerin suchen, und Donata gerät in ein Intrigenspiel. Was hat Sie zu dieser mittelalterlichen Thematik inspiriert?Sauer: Ich habe mich schon immer für das Mittelalter, besonders für die Romanik interessiert. Als ich das Buch 1998 anfing, war mir nicht bewusst, dass historische Romane gerade boomen. Die Idee kam bei einer Stadtführung des Frauengeschichtsvereins in Köln, wohin ich gerade umgezogen war. Dabei ging es um die Beginen, Frauen, die zwar im Glauben, aber dennoch nicht im Kloster lebten, als Lehrerinnen, Bäckerinnen oder Weberinnen arbeiteten. Sie gerieten, weil sie nicht den Ordensregeln unterworfen waren, oft in Konflikt mit der Kirche, aber auch mit den Zünften. Hat die Figur der Donata ein reales Vorbild?Sauer: Nicht direkt, aber es hat tatsächlich Buchmalerinnen gegeben, deren Namen teilweise überliefert sind. In der Ausstellung "Krone und Schleier" in Bonn kann man ein Buch aus dem 13. Jahrhundert sehen, das von einer Frau illustriert ist. Bis ins Hochmittelalter fand Buchmalerei hauptsächlich in Klöstern statt. Dort lasse ich auch Donata aufwachsen, die aber dann wegen der Inquisition fliehen muss. Wo haben Sie recherchiert, um ein authentisches Bild zeichnen zu können?Sauer: Hauptsächlich in Büchern, aber wichtig war mir auch, Dinge anzuschauen. Im Kloster Brauweiler habe ich Farbreste gesehen, die durch eingearbeitete Glassplitter glänzten. Durch so etwas oder auch transkribierte Kochrezepte jener Zeit habe ich ein Gespür für die sinnenfreudige Seite des Mittelalters bekommen. Haben Sie Erfahrungen aus Ihrem Studium der Katholischen Theologie und Philosophie verarbeitet?Sauer: Nein, das hat mich nicht beeinflusst. Warum spielt ihr Roman in der Eifel?Sauer: Ich bin oft zum Wandern dort. Die Eifel fasziniert mich, wie auch Trier mit seiner Basilika. Und da diese Stadt im Mittelalter bedeutend war, sollte sie unbedingt eine Rolle spielen. Bis zum Erscheinen des Buches im Februar 2005 sind einige Jahre vergangen. Wieso?Sauer: Ich habe es erst zugunsten eines Drehbuches ruhen lassen, dann gab es immer wieder Phasen, in denen ich zum Broterwerb in Verlagen gearbeitet habe, manchmal musste ich einfach Abstand gewinnen. Wie kam es, dass der Grafit-Verlag ihr Buch als ersten Historienroman ins Programm nahm?Sauer: Das lag an meiner Lektorin Ulrike Rodi, die sich die Kombination aus Krimi und Historie vorstellen konnte und vom Manuskript überzeugt war. Planen Sie schon ein neues Buch?Sauer: Ja, eins über die Römerzeit. Danach schlage ich aber wieder den Bogen zurück ins 20. Jahrhundert. Die Lesung von Beate Sauer in der Buchhandlung Interbook in Trier (Kornmarkt) beginnt um 19.30 Uhr. Das Buch ist in den Presse-Centern des Trierischen Volksfreunds in Trier, Bitburg, Wittlich erhältlich.

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