In der heilen Welt des Walzerkönigs

Trier · Vom Radetzky-Marsch über bekannte Walzermelodien bis hin zu Musical-Stücken: André Rieu und sein Johann-Strauß-Orchester beeindrucken in Trier 3650 Besucher mit ihrer Musik und zahlreichen Gags.

 André Rieu bietet in seinen Konzertshows Erlebnisse für Ohren und Augen gleichermaßen. Und tanzen darf das Publikum auch. TV-Fotos (2): Friedemann Vetter

André Rieu bietet in seinen Konzertshows Erlebnisse für Ohren und Augen gleichermaßen. Und tanzen darf das Publikum auch. TV-Fotos (2): Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (Ve.) ("TV-Upload Vetter"
In der heilen Welt des Walzerkönigs
Foto: Friedemann Vetter (Ve.) ("TV-Upload Vetter"

Trier Trommelwirbel braust auf. Auf einer großen Leinwand werden die Sekunden von zehn auf null heruntergezählt, dann ist ein Feuerwerk zu sehen - und jetzt ziehen die Musiker des Johann-Strauß-Orchesters in die Trierer Arena ein. Die Damen in pastellfarbenen Kleidern, viele mit Hochsteckfrisuren, die Männer im Frack.
Das Publikum steht auf und applaudiert. Derweil ist der Chef des Orchesters, André Rieu, schon mit der Geige auf der Bühne, empfängt seine Musiker und verkündet das Ziel des Abends: "Wir wollen die Musik genießen". Gleich darauf baut er eine Beziehung zu den Besuchern in der Arena auf. Er erzählt, dass das Orchester vor genau 30 Jahren seine erste Probe in einer Grundschule in Maastricht hatte und er froh ist, dieses Jubiläum in Trier zu feiern.
Und dann gibt es das, weshalb die Menschen, viele über 70 Jahre alt, in die Arena gekommen sind, nämlich Walzer. Auf der riesigen Leinwand hinter der Bühne ist eine Waldlandschaft zu sehen, die aus einem Heimatfilm der 50er Jahre stammen könnte. Es fehlt nur noch der Förster, der das Paar, das sich heimlich dort verabredet hat, ertappt und zur Rede stellt. Doch das gibt es nicht. Stattdessen sind die Geschichten aus dem Wiener Wald dran.
Die Musiker unterhalten dabei nicht nur mit ihren Instrumenten, sondern sind auch weiter in Aktion. Sie schneiden Grimassen, schauen einander nickend an, erheben sich bei hohen Tönen für einen Moment von ihren Stühlen, der Chor klatscht und schunkelt, und zur Erheiterung des Publikums deutet einer der Musiker humorvoll an, einem anderen mit einem Hammer (aus Schaumstoff natürlich) auf den Kopf zu hauen.
Musikalisch geht es mit einem Klassiker weiter, den die Platin Tenors singen, die seit 13 Jahren mit Rieu auf Tournee gehen. Sie singen "Heut' gehen wir ins Maxim", und dem Publikum gefällt es. Sie werden mit viel Applaus bedacht.
Das Johann-Strauß-Orchester ist in hervorragender Form. Jeder Instrumentensatz kommt gut zur Geltung. Für die Melodieführenden werden von den anderen Sätzen sanfte Untermalungen geschaffen.
Man hört die Triangel, deren Einsatz trifft, die Trompeten setzen Akzente, die Pauken sind mal dezent, mal aufbrausend, und insgesamt spielen die Musiker in einer angenehmen Lautstärke. Es ist immer viel Dynamik und Dichte da, aber es wird nie zu laut.
André Rieu sucht immer wieder den Kontakt zum Publikum, lässt sie "Die kleine Kneipe" singen, und in der zweiten Hälfte fordert er zum Tanz zu "An der schönen blauen Donau" auf, dem rund 15 Paare nachkommen. Romantisch wird es bei der berühmten "Ballade for Adeline", die mit Sternenhimmel und auf der Leinwand und Lichteffekten unterstützt wird.
Beim Sportpalastwalzer waren die Besucher gefragt, sich einzubringen, die auf den Fingern pfeifen konnten, und vor dem Radetzky-Marsch, bei dem das gesamte Publikum steht, zeigten zwei Schlagzeuger, dass sie das Tempo bei Maurice Ravels "Bolero" perfekt halten können.
Einzelne Solisten an der Oboe, der Flöte, dem Sopransaxofon, dem Horn, den Posaunen, dem Schlagwerk und den Trompeten zeigten zum Schluss noch einmal die Klasse des Orchesters, an dem das Publikum unter dem abschließenden Luftballonregen von der Decke, bestimmt seinen Spaß hatte.

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