In Jazz und Pop zu Hause

NEW YORK. Heute vor 40 Jahren starb Nat King Cole. Anlass zur Neuveröffentlichung einer CD mit den größten Hits des Sängers und Jazzpianisten.

Eine Stimme wie Samt, der gegen den Strich gebürstet wird. Ein perfektes Gespür für Rhythmus und pianistische Intonation. Eine Karriere zwischen swingendem Jazz und schmalzendem Pop mit Streichern, Querflöten und Harfen. Ein Leben lang hatte er damit Erfolg, und der hält auch 40 Jahre nach seinem Tod noch an. Nat King Cole gehört zu den Ikonen des amerikanischen Showbusiness, ein souveräner Wanderer zwischen zwei Welten: die eine bewohnt mit Künstlern vom Kaliber eines Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis jr., die andere bevölkert von Jazzmusikern wie Erroll Garner oder Oscar Peterson. Zeit seines Lebens wollte und konnte Cole sich nicht für eine der künstlerischen Heimaten entscheiden. Er musste auch gar nicht, denn er hatte sich in beiden eingerichtet, sehr komfortabel übrigens. Das ergrimmte wie immer in solchen Fällen die Schubladenschreiner, konnten sie in ihrer sauber geordneten Kommode doch nie einen endgültigen Platz finden für den swingenden Sänger und den Schlager singenden Piani-sten. Was seinen Fans natürlich vollkommen gleichgültig ist: Sie bewunderten sein jazzig-perlendes Pianospiel ebenso wie sie sich an Herztröstern und Seelenwärmern wie "Mona Lisa", "When I Fall in Love" oder "Unforgettable" ergötzten - Songs, die bis heute zum festen Bestandteil amerikanischer Pop-Kultur gehören. Es ist leichter, den Todestag von Nathaniel Adams Coles als Aufhänger für einen Erinnerungsartikel zu nehmen als seinen Geburtstag. Den feiert seine nach wie vor große Fangemeinde zwar am 17. März; unklar ist jedoch bis heute, in welchem Jahr der Sänger zur Welt kam, zumal er selber verschiedene Angaben machte. Zur Wahl stehen zwischen 1912 und 1919 fünf Möglichkeiten, wobei das letztgenannte Jahr das wahrscheinlichste ist. Seine erste Vorstellung gab er, von seiner Mutter in die Kunst des Pianospielens eingeführt, im reifen Alter von vier Jahren; mit zwölf spielte er in der Kirche sei- nes Vaters, und als Teenager lei- tete er eine Band ("Rogues of Rhythm") und ein Quintett, dem er den Namen "Nat Coles and his Royal Dukes gab. 1936 nahm er seine ersten Schallplatten auf - "race records", Schellackscheiben von schwarzen Künstlern für ein schwarzes Publikum. Ende der 30er Jahr legte er sich, inspiriert von dem Kinderlied "Old King Cole was a merry old soul", den Namen an, unter dem er weltberühmt wurde.Ein "virtuelles" Duett mit Tochter Natalie

Dass Nat King Cole ein Leben lang populär blieb, verdankte er seinen geschickten (und geschäftstüchtigen) Reaktionen auf den sich wandelnden Publikumsgeschmack. Als der Swing zum Bebop und damit zu einer eher elitären Veranstaltung wurde, konzentrierte Cole sich auf sein Gesangstalent und hielt sein Publikum mit anspruchsvollen Schlagern bei der Stange. Zehn Jahre später hatte er dem Rock'n'Roll, der die Popszene dominierte, nichts entgegenzusetzen - und wandte sich wieder dem Mainstreamjazz zu. Den Sänger und Jazzpianisten feiert eine mit 28 Titeln reich bestückte CD, die rechtzeitig zum 40. Todestag auf den Markt kommt. Das anrührend-ste Stück der Kollektion ist das im "virtuellen" Duett mit Tochter Natalie gesungene "Unforgettable". The World of Nat King Cole, EMI 7087 6 19056. Jku

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