Ina Müller kommt am 28. Januar nach Trier

Trier · Ina Müllers Stimme wärmt wie Kuscheltuch und Rheumadecke. Die Hamburgerin stellt in ihren Liedern über die Generation 40 plus die Stereotypen über Frau und Mann auf den Kopf. Ende Januar präsentiert die Sängerin ihr aktuelles Album "Das wär dein Lied gewesen" in Trier.

 Foto: Mathias Bothor

Foto: Mathias Bothor

Trier. Ina Müller hat die Frau um 40 zur neuen Symbolfigur geadelt. Mit Witz und Selbstironie gab die Sängerin auf ihrem Erfolgsalbum "Weiblich.Ledig.40" Einblicke in das Mysterium Frau und stürmte gegen alle Popregeln mit deutschen Texten die Charts. Dieser Aspekt ihrer Arbeit ist mittlerweile abgeschlossen. "Jetzt möchte ich einfach altern ohne ständig darüber zu sprechen", wünschte sich die Blondine mit der rauchigen Blues-Stimme, als 2008 ihr zweites hochdeutsches Album herauskam. "Es ist total normal, über 40 zu sein."
Deshalb besang Müller auf "Liebe macht taub" auch lieber Männer in der Midlifecrisis. Diese triefen vor Selbstmitleid oder sehnen sich nach Freiheit und Abenteuer. "Frischgebackene Väter sind extrem notgeil", polterte sie damals in ihrer direkten Art. "Bei denen ist irgendetwas ausgeschaltet, weil sie die neue Situation erst mal verarbeiten müssen. Dabei ist ihnen egal, mit welcher Frau sie in die Kiste springen."
Auf ihrer aktuellen Platte "Das wär dein Lied gewesen" singt Ina Müller nun erwachsene Poprock-Balladen, Uptempo-Nummern und erdige Rock- und Country-Songs. Darunter auch einen Titel aus der Feder ihres 16 Jahre jüngeren Freundes Johannes Oerding. "Fremdgehen" kann man als Anleitung verstehen, wie man eine Beziehung frisch hält. Müller hat festgestellt, "dass es länger toll bleibt, wenn man nicht zusammen wohnt, wenn einem nicht die Fußnägel des anderen um die Ohren fliegen, wenn man seinen Freiraum hat".
Unkonventionelle Show


Das Multitalent ist längst nicht mehr aus dem Fernsehen wegzudenken. Während andere mit dem Format Late Night bereits abgeschlossen haben, hat die Fernseh-Anarchistin erst so richtig damit angefangen. Bei der unkonventionellen Mitternachtsshow "Inas Nacht" aus einer Hamburger Hafenkneipe präsentiert die Moderatorin, Kabarettistin und Sängerin eine Mischung aus Talk, Comedy und vor allem Musik. Und beweist Mut zum Experiment. Das sind seltene Momente im deutschen Fernsehen. "Ich schwimme gegen den Strom. Ich möchte Leute anders zeigen, wenn sie sich drauf einlassen. Bei den Wildecker Herzbuben ist es mir gelungen, und auch Reinhold Beckmann hat sich bei mir ungewohnt präsentiert." Anfangs führte ihr freches Mundwerk zu internen Diskussionen. Aber irgendwann hat der Sender es akzeptiert und die Show sogar prominent auf den ARD-Samstag verlegt. Wer wünscht sich schon eine brave Ina Müller?
Nie zu alt für die Liebe


Diese unerschrockene Frau ist das ironisierte weibliche Gegenbild des "einfühlsamen" Frauenverstehers, der als Junge und junger Mann der enge Vertraute seiner Mutter war. Müller kennt sich aus "bei den alten Säcken" und den knackigen Jungs: "Mit Mitte Zwanzig sind die Jungs noch süß, sind nicht so ranzig, nicht so feist und fies." Manchmal bekommt die 46-Jährige Zuschriften von jungen Männern, die ernsthaft meinen, mit der Liebe müsse es bei einer Frau ihres Alters doch längst vorbei sein. Ob sie deshalb nicht mal über etwas anderes singen wolle. Das hat sie entrüstet. "Ich hatte noch nie den Gedanken, dass ich zu alt wäre, um über Liebeskummer zu singen."
Müller will den sexistischen Witz partout nicht den Männern überlassen. Das macht sie fast schon zur Feministin. Sie appelliert an das weibliche Selbstbewusstsein und zerlegt mit Plattheiten und Boshaftigkeiten ideologische Dogmen. Gemäß dem Motto: lieber scharfzüngig und politisch unkorrekt als langweilig und austauschbar.
Bei all den Zoten ist die Sängerin Ina Müller nicht zu vergessen. Ihr Repertoire umfasst Country, Blues, Rockabilly, Soul und Pop. Um das alles ausdrücken zu können, braucht man Gefühl und vor allem Stimme. Diese Frau schafft Nähe mit ihrem wohlmodulierten Organ. Ihre augenzwinkernden Lieder, in denen sie unbequeme Wahrheiten über das heutige Geschlechterverhältnis ausspricht, trägt sie mit dunkler und voller, manchmal sanfter Stimme vor. Und verströmt dabei Sexappeal.
Die quirlige Tochter einer Bauernfamilie aus Köhlen bei Cuxhaven stand auf der Echo-Liste als Künstlerin des Jahres. Gleich neben Annett Louisan und Roger Cicero. Die drei haben außer kommerziellem Erfolg eines gemeinsam: den Textautor Frank Ramond. Im Auftrag "seiner" Interpreten formuliert der gebürtige Istanbuler Texte aus, die für ein spezielles Publikum erleb- und nachfühlbar sind.
Ina Müller jedenfalls verbürgt sich für die ihr auf den Leib geschriebenen Verse. "Ich erzähle Frank prinzipiell alles, sage aber, worüber ich keinen Song haben will. Er ist jemand, der Geheimnisse sehr gut für sich behalten kann. Ich glaube, Männer können das besser als Frauen. Auf der anderen Seite plaudern sie aber auch gerne aus, mit wem sie gerade in der Kiste waren. Das ist Trophäen-Tratsch."
Ina Müller kommt am Samstag, 28. Januar, 20 Uhr, in die Arena nach Trier. Karten: TV-Service-Center Trier, Bitburg und Wittlich, TV-Tickethotline 0651/7199-996, www.volksfreund.de/tickets

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort