Konzerte Ina Müller in Trier: Wild, wütend und ganz warm

Trier · Ina Müller lässt in der Trierer Arena die Rampensau raus und lüftet das Geheimnis, warum die Männer aussterben.

 Mit kratziger Stimme und derbem Humor singt und witzelt sich Ina Müller in die Herzen der Zuschauer in der Arena Trier.

Mit kratziger Stimme und derbem Humor singt und witzelt sich Ina Müller in die Herzen der Zuschauer in der Arena Trier.

Foto: TV/Dirk Tenbrock

Mittlerweile ist es, als träfe man auf einer schicken Party eine liebe alte Bekannte; die 3500 Zuschauer beim Konzert am Samstagabend umarmen (bildlich und einige ganz praktisch) Ina Müller, man hat sich drei Jahre nicht gesehen und ist sich doch vertraut. So vertraut, dass selbst Sprüche wie „Glück ist wie pupsen, wenn man versucht es zu erzwingen, kommt Scheiße mit raus“ nicht für indigniertes Augenbrauenrunzeln sorgen, sondern für brüllende Lacher.

Die Entertainerin, Comedienne und (vor allem) Sängerin ist seit 2003 (damals beim Mosel Musikfestival vor 200 Zuschauern) in der Region zu Gast. Mit 50 plus ist sie bestens in Form und mit ihrem neuen Album ‚ „Ich bin die“ musikalisch noch einmal einen Schritt nach vorn gegangen.

Die Titelsong-Ballade singt sie als zweite Zugabe unter frenetischem Jubel, vorher gab es daraus schon so starke Stücke wie‚ „Kommando heulen“, ein Schlager im Stil von Conny Froboess, oder den souligen „Klammerblues“. Ganz stark! Sehr persönlich wird es dann bei ‚ „Wer du wohl wärst“, einer hypothetischen Überlegung, wie es wohl gewesen wäre, wenn, ja wenn Ina ein Kind gehabt hätte. Gänsehaut pur und Ergriffenheit beim Publikum. Schon diese vier Stücke zeigen die enorme  Bandbreite der Müller auf, ein Parforce-Ritt durch viele Stile, gewollt und gekonnt, dargeboten mit allen Facetten ihrer etwas kratzigen Stimme. Kratzig wird sie auch, wenn es um die Männer geht, ihr wiederkehrendes Lieblingsthema. Diesmal behauptet sie , das ‚ „starke“ Geschlecht würde als Irrtum der Natur evolutionsbedingt aussterben. Augenzwinkernd freut sich die Freundin des über 15 Jahre jüngeren Sängers Johannes Oerding schon auf eine frauendominierte Welt. Ihre rasend witzigen Moderationen laufen jedem sogenannten Comedy-Programm locker den Rang ab, wild, wütend und manchmal voller Wärme fliegt sie durch die Themen: ‚ „Wenn ich von Hamburg nach München fliege, will ich keine Schwimmweste. Ich will einen Fallschirm, eine Chance!“ oder sie nimmt die Handyfilmer aufs Korn: „Warst du gestern beim Konzert? Keine Ahnung, da muss ich mal auf meinem Handy nachschauen!“ Gerne genommen werden auch Scherze der derberen Art, wenngleich ihre  Attitüde sonst eher nordisch nobel daherkommt. Das hindert die Müller aber nicht am ausgiebigen Bad in der Menge vor der Bühne, man nimmt ihr die Publikumsliebe wirklich ab, wenn sie beim Gang durch die Reihen erfreut feststellt:  „Schönes Publikum, keine Assis!“

Ihre stärksten Momente hat Ina jedoch, wenn es leise und sentimental wird, da fließt dann auch mal eine Träne im Publikum.
Über zweieinhalb Stunden geht die Show, die Frau scheint keine Müdigkeit zu kennen, das Adrenalin  fließt in Strömen, der Schweiß unter der Lederjacke anscheinend nicht. Im Hintergrund laufen  Projektionen, thematisch angepasst, und Bühnenbild und Beleuchtung sind ein cooles Gesamtkunstwerk. Das hat internationales Format, Band und Background-Sängerinnen sowieso.

Ein großes Gesamtkunstwerk ist auch die zierliche Ina Müller, das Publikum kommt wie immer vor die Bühne und jubelt frenetisch. Ein einzelnes Pärchen tanzt verträumt auf der Balustrade. Bis zur nächsten Party, möchte man ihnen zurufen!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort