Kunst Ausstellung in Trier: Heimat finden in der Kunst

Trier · Die 2015 gegründete Initiative „Kunstasyl“ präsentiert in der Tufa ihre Jahresausstellung.

 Gemälde „Ich“ von Majd al Husain.

Gemälde „Ich“ von Majd al Husain.

Foto: TV/Eva-Maria Reuther

„Eine Heimat in der Kunst“ will die 2015 gegründete Initiative „Kunstasyl“ ihren Mitgliedern bieten. Derzeit präsentiert die Gruppe ihre Jahresausstellung in der Tufa. Ursprünglich richtete sich das Projekt, das von Cornelia Granow-Beýs  und Jehan Abuaffar geleitet wird, an Flüchtlinge, denen die künstlerischer Betätigung helfen sollte, die Traumata der Flucht und der Heimatlosigkeit zu verarbeiten. Gemeinsame Aktivitäten mit regionalen Künstlern sollten zudem zwischenmenschlichen Austausch und neue Kontakte ermöglichen. Inzwischen hat sich das Spektrum erweitert. Im „Kunstasyl“ treffen sich heute Kunstschaffende, die Freude an der künstlerischen Arbeit haben, unabhängig von ihrer Lebensgeschichte und Vorbildung.

Die weitgehend aus Gemälden bestehende Jahresausstellung gibt einmal mehr Einblick in die individuelle Vielfalt und Buntheit der Bildsprachen und  die unterschiedlichen Motive der Teilnehmer. Vom Landschaftsbild über das Porträt bis zur Pop-Kultur reicht das Spektrum. „Mir geht es vor allem um das Wir-Gefühl“, sagt Alfons Peters, der – wie er berichtet – die Teilnehmer an perspektivisches Zeichnen heranführt. Der Trierer Maler, Schriftsteller und Bildhauer, der hier selbst ausgesprochen eigenwillige Mischtechniken präsentiert, versteht seine Arbeiten, die mit literarischen Zitaten versetzt sind, im Dienste einer menschlicheren, versöhnten Welt. Einmal mehr bewegen bei dieser Schau die Bilder der Geflüchteten und Migranten. Das interessanteste Bild der Schau legt Majd al Husain vor. Sein Gemälde „Ich“ zeigt die Kleidung eines tanzenden Derwischs. Anders als der Titel vermuten lässt, handelt es sich allerdings nicht um ein Selbstporträt. Al Husain versteht das körperlose Bild quasi weltumspannend, als Dialogangebot an den Betrachter und  Aufforderung zur Selbstvergewisserung. „Da das Bild nur Kleider hat, kann die Person sich vorstellen, dass sie selbst die Tanzbewegung macht“, schreibt der Maler im Kommentar zum Bild. Ein anrührendes Frauenporträt präsentiert gegenüber Rami Hariri. „Nach nirgendwo“ führt die Brücke auf Nawwar Al Hasbanis melancholischem Landschaftsbild. Weit hoffnungsfroher geht es in Jehan Abouaffars Gemälde zu. Dort trägt der Frühling einen leuchtenden gelben Mantel. Ausgesprochen poetisch muten auch Cornelia Granow-Beýs zarte Landschaften an. Eine Ausstellung fürs Wir-Gefühl, bei der Miteinander und Gemeinsamkeit  groß geschrieben werden.

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