Kreativität Kunst schafft Brücken zu Partnerstädten in aller Welt

Trier · Innovationspreis würdigt drei kreative Projekte aus der Corona-Zeit, darunter eine Dystopie als Musiktheater und eine Performance zum Thema Tod.

 Bürgermeisterin Elvira Garbes überreichte die Urkunden an (von links) Edouard Olszewski, Sanja Meyer-Schwarzenberger (beide CityScope), Judith Kriebel (Die (Über)Sterblichen – Eine letzte Reise), Bodo Korsig und Bonko Karadjov (beide Hysteries of the Macabre).

Bürgermeisterin Elvira Garbes überreichte die Urkunden an (von links) Edouard Olszewski, Sanja Meyer-Schwarzenberger (beide CityScope), Judith Kriebel (Die (Über)Sterblichen – Eine letzte Reise), Bodo Korsig und Bonko Karadjov (beide Hysteries of the Macabre).

Foto: Presseamt Trier

(red) Den künstlerischen Umgang mit der Corona-Krise fördern und die freie städtische Kulturszene unterstützen – diese beiden Ziele verfolgt der Innovationspreis für Kunst und Kultur, der im Sommer 2020 auf Initiative des Trierer Kulturdezernats ins Leben gerufen wurde. Die Preisträger stehen nun fest: Sanja Meyer-Schwarzenberger und Edouard Olszewski gewinnen mit dem Projektvorhaben „CityScope“ den mit 3000 Euro dotierten ersten Preis. Auf dem zweiten Platz, dotiert mit 2000 Euro, folgen Bonko Karadjov und Bodo Korsig mit dem Musiktheaterstück „Hysteries of the Macabre“. Das Bürgertheaterprojekt „Die (Über)Sterblichen – Eine letzte Reise“ von Judith Kriebel erhält den dritten Preis, dotiert mit 1000 Euro.

Der Innovationspreis für Kunst und Kultur wurde auf Grundlage eines Ideenwettbewerbs vergeben, in dessen Rahmen freischaffende Einzelkünstlerinnen und -künstler sowie Gruppen aus sämtlichen Sparten Projektvorhaben einreichen konnten, die die Corona-Krise künstlerisch verarbeiten. Eine Jury, bestehend aus Kulturdezernent, Tufa-Geschäftsführerin Teneka Beckers, Theaterintendant Manfred Langner und dem Leiter der Europäischen Kunstakademie Simon Santschi sowie Mitgliedern des Kulturausschusses, wählte die Projekte nach intensiver Diskussion auf die ersten Plätze.

Die Jury ist sich einig: „Die Trierer Kulturszene ist auch in der Krise kreativ. Die drei ausgewählten Projekte beschäftigen sich auf innovative Weise und mittels ganz unterschiedlicher künstlerischer Ansätze mit der Corona-Thematik.“ Realisiert werden die Projektideen, sobald das Infektionsgeschehen es wieder zulässt.

Als Anschlussförderung unterstützt die Stadt Trier auch die Umsetzung der drei bestplatzierten Projekte.

Das Projekt „CityScope“ von Designerin Sanja Meyer-Schwarzenberger und Fotograf Edouard Olszewski belebt das Konzept der Städtepartnerschaften in Zeiten von Kontakt- und Reisebeschränkungen neu – mittels einer interaktiven Installation im öffentlichen Raum sollen spontane virtuelle Begegnungen zwischen Bürgern von Trier und aus den Partnerstädten entstehen. Manfred Langner, Intendant des Trierer Theaters, sagt dazu: „Die Pandemie trennt Menschen, Länder, Erdteile – die Macher von CityScope verbinden uns dagegen mit den Bürgerinnen und Bürgern der neun Partnerstädte Triers auf höchst innovative Weise. Mit einer ungewöhnlichen Kunstinstallation schlagen sie neun Tage lang Brücken zu den Menschen in Nagaoka (Japan) oder Fort Worth (USA), setzen Kulturdenkmäler wie die Trierer Porta in Kontrast mit dem Amphitheater von Pula oder dem Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar. Jeden Tag öffnet eine Live-Schaltung mittels Webcam und großem Bildschirm ein digitales Fenster in eine andere Welt. Die Hauptdarsteller sind wir selbst: Zufällige Passanten in immer zwei Städten, die selbst entscheiden, wie sie miteinander in Kontakt treten – von neugierigen Begegnungen bis zum spontanen Konzert erhält jeder die Möglichkeit von „15 minutes of fame“. Dokumentiert und abgerundet wird die Installation durch eine Begleitausstellung, in der eine integrierte Fotoinstallation den verschiedenen städtischen Akteuren in den Partnerstädten ein Gesicht verleiht.“ 

Auf gänzlich andere Weise verarbeiten Künstler Bodo Korsig und Sänger Bonko Karadjov die Corona-Krise in ihrem Projekt „Hysteries of the Macabre“. Das dystopische Musiktheaterstück, an dessen Entstehung auch Eva Maria Ammann und Klaus Reeh mitgewirkt haben, spielt in einer Welt, in der aufgrund von Pandemien die Ausübung aller nicht-systemrelevanten Berufe zum Schutz der Bevölkerung verboten wurde, um das Ansteckungsrisiko zu reduzieren. Das Stück soll bereits im Sommer 2021 zur Aufführung kommen.

„Das prämierte Musiktheaterstück ,Hysteries of the Macabre’ zeichnet sich durch den Aktualitätsbezug, die Mehrspartigkeit und den innovativen technologischen Mitteleinsatz aus“, sagt Simon Santschi, Leiter der Europäischen Kunstakademie in Trier. „Die im Stück behandelte Frage nach der therapeutischen Wirkung der Künste ist relevant und akut. Die Jury überzeugte das interdisziplinäre Zusammenspiel zwischen Gesang und Musik, Schauspiel und Bildender Kunst. Die Bühnentechnik mit einem computergenerierten, sprechenden Hologramm und dem Tracking-System, das es ermöglicht, projizierte Bilder live zu verformen, ist progressiv und anspruchsvoll zugleich. „Hysteries of the Macabre“ ist ein kritischer Beitrag zur gegenwärtigen Ausnahmesituation und bewahrt trotz seines dystopischen Inhalts einen humorvollen Esprit.“

Die Regisseurin und Schauspielerin Judith Kriebel entwickelt mit „Die (Über)Sterblichen – Eine letzte Reise“ ein interdisziplinäres Bürgertheaterprojekt, das um die Themen Krankheit und Tod zirkuliert und dabei persönliche Geschichten von Triererinnen und Trierern während der Pandemie zur Grundlage nimmt. So entsteht eine Performance von professionellen Kulturschaffenden und Laien, die ihre Version einer „letzten Reise“ auf die Bühne bringen. Das Stück soll im Herbst 2021 Premiere feiern.

„Dem Tod zu begegnen, ist für die meisten von uns eine unschöne Vorstellung“, sagt dazu Teneka Beckers, Geschäftsführerin der Tufa. „Judith Kriebel tut es in ihrem Projekt „Die (Über)Sterblichen“, indem sie Lebensgeschichten Trierer Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt stellt und gemeinsam mit diesen und professionellen Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlicher Sparten eine Performance erarbeitet. Tod und Sterben werden hierdurch erfahrbar. Die Produktion kommt mitten aus dem Trierer Leben, ist regional verankert und bietet eine Plattform für Geschichten und Erlebnisse im Umgang mit einem brisanten Thema. Damit regt sie, auch über die Corona-Krise hinaus, den Dialog zum Thema Sterben und Tod auf innovative Art und Weise an. Durch die Integration digitaler Medien erhält das Projekt einen hybriden Charakter und ist zudem hundertprozentig „pandemietauglich“.

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