Intendanten am Transfermarkt, teuflische Tatort-Kommissare und ein Dadaist aus der Pfalz

Vom Fußball kennt man es ja schon länger, dass Vereine mit Meisterschaftsambitionen den kleineren Fahrstuhlmannschaften die Stars abkaufen. Was dem HSV und dem 1. FC Köln recht ist, ist dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg und dem Schauspiel Köln offenbar billig.



Die großen Hamburger wollen die allseits gefeierte Kölner Intendantin Karin Beier, die ihren Laden gerade wieder in die erste Theater-Liga gebracht hat, mitten im laufenden Vertrag abwerben, nachdem ihr eigener Prinzipal entnervt das Handtuch geworfen hat - was sich ein paar Monate vor der örtlichen Parlamentswahl nicht gerade gut macht. "Beier wäre eine exzellente Besetzung", flötet der Hamburger Kultursenator, "Vertragsbruch ist in unserer Branche nicht üblich", giftet sein Kölner Kollege zurück. Die Umworbene schweigt einstweilen. Vielleicht würde eine ordentliche Ablösesumme die Lösung des Problems erleichtern.

Wobei man nicht überall die Theaterchefs so händeringend suchen muss wie an der Alster: Für den freiwerdenden Job des Generalintendanten zu Münster haben sich 110 Freiwillige beworben - trotz Krise und Sparzwang. Amtsinhaber Wolfgang Quetes, einst Intendant in Kaiserslautern und öfter als Gastregisseur in Trier tätig ("Tristan und Isolde", "Die schöne Helena"), geht 2012 in den hochverdienten Ruhestand.

Dortselbst befindet sich seit drei Jahren auch der einstige Leipziger Tatort-Kommissar Bruno Ehrlicher. Was wiederum dazu führt, dass dessen Darsteller, der Schauspieler Peter Sodann, reichlich Zeit für Nebenjobs hat. So engagierte ihn zum Beispiel die Linke als Statisten für die Bundespräsidentenwahl. Im Sommer macht er, wie nun bekannt wurde, sogar große Oper: Bei den Schlossfestspielen in Schwerin spielt er im "Freischütz" mit der Figur des "Samiel" den Teufel persönlich - also etwa das, was die CSU schon immer in ihm sah.

Auch die Kunstform des Videoclips musste schon manche Verteufelung über sich ergehen lassen. Inzwischen ist sie aber als Kulturphänomen museumsreif geworden. Das zeigt eine bis zum 3 Juli dauernde Ausstellung im Rock'n'Popmuseum im westfälischen Gronau. Unter dem Titel "Imageb(u)ilder" widmet sie sich der Geschichte, aber auch der Zukunft des Videoclips, dessen Wurzeln - man ahnt es nicht - bis in die 1940er Jahre zurückgehen.

Das war leider ein bisschen zu spät für den genialen Dadaisten Hugo Ball. Bis zu seinem Tod 1927 bewies er, dass aus Pirmasens in der Pfalz nicht nur Schuhwerk, sondern auch literarische Werke kommen können - wenn auch solche des höheren Unsinns. Rund um seinen 125 Geburtstag im Februar hat seine Heimatstadt ein ganzes Hugo-Ball-Jahr konzipiert, mit Ausstellungen, Lesungen, Festen, Vorträgen und Führungen. Feiert tüchtig - oder wie der Meister in seinem Gedicht "Karawane" gesagt hätte: "Schampa wulla wussa ólobo!"

Ordentlich Schampus dürfte am Montag in New York geflossen sein, beim Siebzigsten von Neil Diamond. In Deutschland kennt man ihn von Hits wie "Sweet Caroline", "I am I said" oder "Beautiful noise", in Amerika gehört er zur Spitzengruppe der bestverdienenden Showstars der Welt. Dass er weit mehr kann als opulente Schmachtfetzen, hat er längst bewiesen: Mit den Hits, die er für ganz unterschiedliche Kollegen wie Deep Purple, die Monkeys oder Cliff Richard schrieb. Oder mit seinem fulminanten Auftritt im "Last Waltz"-Konzert von The Band. Und jüngst noch einmal mit seinem großen, auf das Wesentliche reduzierten Alterswerk "Dreams". Dieter Lintz

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