Interview mit der Band Jupiter Jones: Poeten der Eifel

Prüm/Köln · Die Indie-Rock-Band Jupiter Jones aus der Eifel nimmt gerade ein neues Album auf. Der Trierische Volksfreund hat sie im Studio in Köln beim ersten Teil besucht. Am 7. August präsentiert der TV das „JupitAir Singfest“ auf der Sommerbühne des Exhauses in Trier.

 Die Band Jupiter Jones nimmt derzeit in Köln ihr neues Album auf. Der TV sprach mit Sascha Eigner (links, Gitarre) und Nicholas Müller (Gesang und Gitarre). TV-Foto: Sven Eisenkrämer

Die Band Jupiter Jones nimmt derzeit in Köln ihr neues Album auf. Der TV sprach mit Sascha Eigner (links, Gitarre) und Nicholas Müller (Gesang und Gitarre). TV-Foto: Sven Eisenkrämer

Zehn Monate nach Erscheinen des erfolgreichen Albums „Holiday in Catatonia“ sind Jupiter Jones wieder im Studio und nehmen einen neuen Longplayer auf. Ein passender Anlass, um die Musiker über die Arbeit im Studio, die entstehende Platte und die mittel- beziehungsweise langfristigen Ziele der Band auszuquetschen. Das TV-Interview mit Nicholas Müller (Gesang/Gitarre) und Sascha Eigner (Gitarre/Management) führte Sven Eisenkrämer im Maarwegstudio2 in Köln.

Ihr seit jetzt insgesamt erst einmal drei Wochen hier im Studio, nehmt den ersten Teil eines neuen Albums auf. Wisst ihr schon, wie es dann im Sommer weitergehen wird?

Sascha Eigner: „Nein, eigentlich nicht. Wir machen nach den drei Wochen erst mal ’nen Break und machen dann Songwriting zu Hause und im Proberaum. Und wenn wir dann das Gefühl haben, dass wir dann nochmal genug Songs haben, um ins Studio gehen zu können, machen wir ’nen neuen Termin. Wir lassen es diesmal bisschen lockerer angehen. Wir haben einfach auch eine andere Arbeitsweise als vorher. Wir lassen uns einfach mehr Zeit, um das nächste Album besser vorzubereiten.“

Sprich: Ihr habt auch noch keinen Stichtag, an dem das neue Album erscheinen soll?

Nicholas Müller: „Angepeilt ist Frühjahr nächsten Jahres, aber ein hundertprozentiges Datum haben wir noch nicht. So eine Platte braucht ja auch immer nen halbwegs langen Vorlauf, was Promotion angeht. Also so drei Monate vorher sollte die schon fertig sein.“
Sascha: „Man könnte circa Januar/Februar damit rechnen – wenn man denn will“ (lacht)

Und musikalisch: Kann man sich auf eine Weiterentwicklung von „Holiday in Catatonia“ einrichten? Das Album war ja im vergleich zu den CDs vorher schon ein musikalischer Schnitt. Wird es sich weiterentwickeln oder kann man mit einem erneuten Sprung rechnen?

Nicholas: „Ich glaube, wir vermischen auf der Platte die Tugenden von den ersten beiden Veröffentlichungen mit dem Wissen von der letzten Veröffentlichung ganz gut. Manch einer hat halt gesagt, er fände die Holiday in Catatonia nicht so hart, oder nicht so ‚nach vorne’, wie die Platten davor – was aber in unseren Augen nie so richtig funktioniert hat, weil da paar von den härtesten Numemrn drauf sind, die wir bis jetzt gemacht haben.
Ja und diesmal fühlen wir uns glaub’ ich komplett vogelfrei. Wir machen jetzt mal, was wir alle gut finden. Wir sind basisdemokratisch, und wenn alle es geil finden, wird’s gemacht – egal, in welche Richtung das geht. Wir haben jetzt schon von Gebrüll bis hin zum Folksong mit Akkordeon irgendwie auch alles am Start“.

Sascha (lacht): „Hört sich gerade gut an: ‚Wir machen jetzt mal, was wir gut finden.’“

Nicholas: „Ja, gut, haben wir vorher auch, aber wir haben uns jetzt keine konzeptionellen Gedanken gemacht. Das merkt man, glaub’ ich, auch. Diejenigen, die das Demomaterial bis jetzt gehört haben, haben gemerkt, dass wir einfach mal machen, worauf wir Bock haben. Also so richtig. Ohne uns Gedanken darüber machen zu müssen, ob wir jetzt ne Punk-Rock-Band sind, oder ne Pop-Band, oder weiß der Teufel. Es wird halt gemacht.“

Sascha: „Ja, das wird schick:“

Was ja spätestens bei Holiday in Catatonia aufgefallen ist: Gastmusiker haben auf euren Alben immer eine wichtige Rolle gespielt. Ist beim neuen Album denn auch wieder damit zu rechnen?

Nicholas: „Also ich glaube, das eine, das offene Geheimnis können wir schon breittreten: Also Ingo von den Donots wird mal wieder am Start sein. Was wir uns sonst so einfallen lassen, wird dann nächstes Frühjahr rauskommen. Aber Ingo Donot, für den bestellen wir demnächst eine Kiste, wo wir den reinpacken und immer mitschleppen.“

Sascha: „Es wird auf jeden Fall wieder jede Menge coole Instrumente geben, die wir garnicht selber spielen können und uns deswegen auch wieder Freunde einladen.“

Vermutlich gibt’s im derzeitigen Stadium noch keinen Namen für das neue Album?

Nicholas: „Wir unterhalten uns gerade noch so ein bisschen darüber. Wie haben einen Arbeitstitel. Aber ob der jetzt tatsächlich der Albumtitel wird, ist die andere Frage. Da haben wir uns ja auch tatsächlich erstmals den Luxus gegönnt, uns ordentlich Zeit zu lassen. Und je nachdem wo sich die Songs hinentwickeln, entwickelt sich vielleicht auch das komplette Konzept der Platte nochmal in eine ganz andere Richtung. Da ist ja momentan keine große Eile geboten, da haben wir echt Zeit. Ist auch mal nett.“

Und jetzt während der drei Wochen Studioaufenthalt macht ihr wahrscheinlich nichts anderes oder?

Sascha: „Also wir pennen auch hier. Unten gibt’s einen Büroraum, in dem wir uns abends auf Matratzen hinhauen. Los geht’s meistens morgens um 10 Uhr mit Frühstück. Und dann so gegen 11 fangen wir an, aufzunehmen. Und dann kann das Abends schonmal so bis 22 oder 23 Uhr gehen. Danach ist man auch total platt. Dann kann man auch nix mehr machen. Dann ist nur noch Schlafen angesagt und am nächsten Morgen Aufstehen und Weitermachen. Das ist also immer das Gleiche, eine echte Routine. Und das drei Wochen lang.“

Nicholas: „Wobei unser Schlagzeuger zwischendurch dann auch immer noch vollzeit arbeiten fährt. Und ich reiß auch noch ein oder zwei Schichten diesen Monat. Aber sonst kriegen wir außer diesen heiligen Hallen hier und der Kantine der Stadtwerke gegenüber nicht viel zu sehen in den Wochen.“

Holiday in Catatonia, das kann man sagen, war doch kommerziell auch ein größerer Erfolg als die vorigen Platten. Zielt ihr mit dem neuen Album darauf hin, weiterhin die komplette Republik, quasi vom deutschen Nordpol zum deutschen Südpol zu bereisen? Solls so weiter gehen? Wollt ihr da auch mehr machen?

Nicholas: „Ja sicher. Stagnation ist das Schlimmste, was einer Band so passieren kann. Außer es passiert auf ganz hohem Niveau, aber das kann nur bei den Wenigsten der Fall sein. Also klar: Wir versuchen immer, uns weiterzuentwickeln. Auch was die Shows angeht ­– wir streben auch an, mal größere, bekanntere Festivals zu spielen. Also eigentlich kann man es damit umreißen: Mit jedem Schritt, den du tust, tut sich der nächste auf. Du bist nie an ’nem Ziel angekommen. Selbst wenn wir vor ’nem halben Jahr gesagt hätten – was wir nicht haben – Holiday in Catatonia ist unser ultimatives, das absolute Album, dann wärs sehr wahrscheinlich zwei Monate später wieder komplett anders gewesen. Es muss also weitergehen.
Das größte oder das wichtigste Ziel ist momentan, dass wir zumindest die vier Jungs von der Band ernährt kriegen, um mehr Zeit für Musik zu haben. Wie gesagt: Unser Schlagzeuger fährt halt mehrmals die Woche von Köln nach Luxemburg und arbeitet da, was natürlich auch kein Zustand ist. Großes angepeiltes Ziel ist also, es zu schaffen, jedem Bandmitglied jeden Monat ein bisschen was auszuzahlen, sodass jeder mit ’nem Nebenjob über die Runden käme.
Und noch ein ganz wichtiges Ziel: Je mehr Leute uns hören, um so besser. Da scheuen wir uns auch nicht vor. Wir sind keine Spartenband, die jetzt nur mit ihrem Genre verheiratet ist. Wir wollen die Leute, die uns ehrlich gut finden, wegen dem was wir machen. Das ist super.“

Einen erste, klitzekleine Kostprobe in die neue Platte wird es am 7. August in Trier geben: Dann steht nämlich das von der Band organisierte und vom Trierischen Volksfreund präsentierte „JupitAir Singfest“ auf der Sommerbühne de Exhauses an. „Es wird auch den ein oder anderen neuen Song zu hören geben“, verspricht Sascha Eigner. Neben den Jupiter Jones werden nach derzeitigem Stand vier weitere Bands zu sehen sein. Weitere Infos zum Singfest und zum Kartenvorverkauf demnächst im Trierischen Volksfreund und auf volksfreund.de.

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