„Verlieb dich nie, nie, nie in das Mädchen hinter der Theke“, heißt es in eurem Song „Thekenmädchen“. Das ist aktuell sowieso schwer, oder?
Interview mit Florian Janoske (Versengold) „Eine Wahnsinnslocation!“
Interview | Trier · Im Juni tritt die Folk-Band Versengold bei Porta hoch drei auf. Im Interview erklärt Violonist Florian Janoske, was die Band Jahre nach dem letzten Besuch mit Trier verbindet.
Endlich wieder Konzerte! Die Folk-Band Versengold spielt am Sonntag, 20. Juni, vor der Porta Nigra. Violonist Florian Janoske spricht im TV-Interview über das Konzert und die Besonderheit solcher Locations.
FLORIAN JANOSKE (lacht) Ja, da haben wir im Moment kein Problem, solche Ratschläge zu befolgen. Wir würden den Thekenbetreibern durchaus wünschen, dass sie bald wieder aufmachen können.
Wie sehr fehlt diese Geselligkeit als Band? Wie ist das Zusammenleben aktuell?
JANOSKE Es gibt aktuell faktisch kein Zusammenleben. Wir halten uns natürlich auch an die Vorgaben und treffen uns nicht, wenn es nicht unbedingt sein muss. Wir hatten jetzt öfter Streaming-Konzerte, da muss man natürlich proben. Ansonsten sitzen wir zu Hause und versuchen, von dort zu arbeiten. Das ist natürlich auch für die Band gewöhnungsbedürftig. Es fehlt schon, zusammen zu sein und Musik zu machen.
Fehlt das Zusammensein auch außerhalb der Musik? Hört man eure Texte, dann könnte man schon denken, dass ihr auch mal zusammen an der Theke sitzt und einen über den Durst trinkt ...
JANOSKE Auf jeden Fall. Wir arbeiten nicht nur zusammen, wir sind auch befreundet. Wir haben das Problem, dass wir nicht so nah aneinander wohnen. Da ergeben sich solche Gelegenheiten eher selten.
Derselbe Song wie bei der ersten Frage, anderes Zitat: „Egal wie schön sie auch ist, egal wie durstig du bist – es ist ihr Job, dass sie dich mag.“ Ist es nicht auch euer Job, dass die Fans euch mögen?
JANOSKE Klar, das kann man so sagen. Wobei wir immer den Spagat gehen müssen mit Songs, bei denen wir glauben, dass sie bei den Fans gut ankommen ,und Songs, mit denen wir uns selbst verwirklichen und auf die wir Bock haben. Dazwischen bewegen wir uns. Wir haben auch durchaus Bock, unseren Fans auch mal den einen oder anderen ausgefalleneren Song zuzuwerfen – da sind wir nicht immer so sicher, ob die das abfeiern.
Gefallen dir persönlich die ernsteren Songs oder die Partylieder besser?
JANOSKE Ich glaube, es macht den Reiz der Band aus, dass wir beide Themenfelder authentisch bespielen können. Dafür sind wir sehr dankbar, weil wir uns ausdrücken können, wie wir möchten. Deswegen kann ich das gar nicht beantworten.
Musikalisch lasst ihr euch gerne vom Irish-Folk inspirieren. Bei der letzten Auflage von „Porta hoch drei“ hat Flogging Molly in Trier gespielt. Sind das Bands, die ihr als Vorbild bezeichnet, weil sie schon so lange im Geschäft sind?
JANOSKE Vorab: Wir hören alle unterschiedliche Musik und lassen uns unterschiedlich inspirieren. Wenn man es aber so von Band zu Band sieht, dann haben wir einen Heidenrespekt, wie lange solche Bands das schon machen. Flogging Molly ist zwar noch ein bisschen punkiger, aber diese folkinspirierte Musik scheint Leute anzusprechen. Das gibt uns Mut und Zuversicht, weiter zu machen mit dem, was wir machen. Dennoch sind wir eher akustisch und haben weniger Elemente aus dem Punk. Es ist dennoch ermutigend zu sehen, dass man diese Musik über 25 oder 30 Jahre machen kann.
Was Versengold und Flogging Molly verbindet, ist das Gefühl, dass man auf diese Musik tanzen muss. Man kann eigentlich nicht ruhig sitzen oder stehen. Wie wird das unter Corona-Bedingungen funktionieren?
JANOSKE Folk-Musik kommt ja aus der Folklore – in unserem Fall vom Keltischen. Das sind ja Tanzstücke. Insofern ist das schon auch so gedacht, dass Leute tanzen. Das ist aktuell natürlich besonders schwierig. Wenn man ein so cooles Publikum hat wie wir, dann bekommt man es hin, dass Zuschauer bei Online-Konzerten zu Hause mittanzen. Aber das ist natürlich nicht das gleiche.
Wird es bei einem solchen Konzert schwerer, mit der Menge zu interagieren?
JANOSKE Ja, das weiß ich. Das haben wir bei den Online-Konzerten schon bemerkt. Es ist schwieriger, die Stimmung rüberzubringen, die wir vermitteln wollen. Wir legen viel Wert darauf, dass unsere Konzerte sehr intensiv sind und dass eine sehr positive Stimmung aufkommt. Normalerweise bekommt man ein Feedback und merkt, dass man sich gar nicht so blöd anstellt. Das schaukelt sich dann hoch. Dieser Effekt fehlt dann völlig. Man muss sich aber trotzdem in diese Stimmung bringen. Das ist eine der großen Herausforderungen. Wir sehnen uns auch nach normalen Konzerten.
2018 habt ihr in Trier im Amphitheater gespielt. Sind das besondere Locations, an die man sich erinnert?
JANOSKE Auf jeden Fall! Wir freuen uns natürlich riesig auf das Konzert vor der Porta Nigra, weil das eine Wahnsinnslocation ist. Im Amphitheater war es das gleiche. Ich meine mich zu erinnern, dass das ein extrem heißer Tag war. Das war eine echte Herausforderung, weil die Sonne auf die Bühne geknallt hat. Da musste man aufpassen, dass man keinen Sonnenstich bekommt. Das war schon ein besonderes Konzert. Solche Locations prägen den Ort, in dem man spielt. Das wird Geografie zum Anfassen. In der Schule war ich immer schlecht darin, mittlerweile kenne ich mich in Deutschland gut aus (lacht).
Im Dezember sind bei der schrecklichen Amokfahrt in Trier fünf Menschen gestorben. Vor der Porta Nigra ist nun die Gedenkstätte eingerichtet. Ist es für euch ein besonderes Gefühl, dort ein Konzert zu spielen?
JANOSKE Ich glaube, dass das unser Konzert so direkt nicht beeinflusst – das möchten wir auch nicht. Das ist eine furchtbare Geschichte. Aber auf der Bühne ist es wichtig, positiv zu sein. Während des Auftritts werden wir nicht so viel darüber nachdenken. Aber wenn wir anreisen, setzen wir uns mit solchen Geschichten auseinander. Wir machen uns da schon Gedanken, versuchen aber auch, diese Gratwanderung zu gehen, einen Auftritt auch unbeschwert und positiv zu gestalten. Wir besprechen so was viel und schauen, wie wir das positiv und konstruktiv auf einem solchen Konzert aufarbeiten.
Karten für Versengold bei „Porta hoch drei“ gibt es bei Ticket-Regional, Telefon 0651/9790777.