Irgendwo in Düsterland

Trier · Konrad ist längst erwachsen und lebt noch bei Mutti. Die will unbedingt braun werden und spart für ein Solarium. Dann tritt Bea in das Leben von Konrad und seiner Mutti und zeigt: Braun werden kann so leicht sein. Allerdings ist damit weniger die Hautfarbe als die Gesinnung gemeint.

 Was aussieht, wie ein heiterer Schwank, ist in Wirklichkeit die traurige Geschichte von Mutti (Monika Kleebauer) und Konrad (Stephan Wriecz).TV-Foto: Karin Pütz

Was aussieht, wie ein heiterer Schwank, ist in Wirklichkeit die traurige Geschichte von Mutti (Monika Kleebauer) und Konrad (Stephan Wriecz).TV-Foto: Karin Pütz

Foto: Karin Pütz (kap) ("TV-Upload P?tz"

Trier. Eine "kippende Komödie" nennt die Theatergruppe Chawwerusch aus Herxheim ihr Stück "Braun werden". Gespickt mit Anspielungen und Zweideutigkeiten wird den Zuschauern in der Tufa eindringlich veranschaulicht, wie sich Angst vor Fremden und völkisches Gedankengut in eine scheinbar ganz normale Familie "irgendwo in Düsterland" einschleichen.
Das Stück ist ganz und gar kein Schenkelklopfer, auch wenn die Konstellation der Figuren und das Bühnenbild beim Zuschauer absichtlich die Assoziation zu einem harmlosen Schwank entstehen lassen. Muttersöhnchen Konrad (Stephan Wriecz), von seiner Mutti (Monika Kleebauer) liebevoll "Konrädel" genannt, beschäftigt sich mit dem "akribischen Anmalen zauberhafter Zinnfiguren" und hält sich auffallend oft im Keller auf, wo er sich offenbar mangels Freundin mit sich selbst beschäftigt. Die Mädels, die er bisher mit nach Hause brachte, waren alle nichts für Mutti - bis sich eines Tages Bea, die in einem Wohnwagen lebt, Konrads Bohrer borgen will.
Als Beas Mobilheim abbrennt, zieht sie bei den beiden ein und verbreitet ihr braunes Gedankengut. Wenn von "invasiven Spezies" die Rede ist, meint Bea Bäume, die ihren Ursprung nicht in Deutschland haben, sondern "sich nur in ihrer eigenen Heimat wohlfühlen. Sie haben hier nichts verloren". Während sie auf exotische Pflänzchen im Blumenkasten einhackt, skandiert sie: "Höcke, Höcke, Höcke - Unkraut verrecke", und ihre Wandlung von der lieben, blonden Bea, die "für Familie, Volk und Vaterland" zur fremdenfeindlichen braunen "Unkrautvernichterin" wird, ist von Minute zu Minute deutlicher zu spüren.
Im leider nur spärlich besetzten Zuschauerraum herrscht Stille. Das Lachen bleibt den Gästen im Halse stecken. Ein gelungenes Stück, das zu Interpretationen und Diskussionen anregt. kap

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