Konzert Jazz Avantgarde zum Saisonfinale im Wittlicher Casino

Wittlich · Das Jazz-Trio The Bad Plus war im ausverkauften Casino in Wittlich zu Gast. Sie spielten sehr komplex und in eigenem Stil, das Publikum war begeistert.

 Das amerikanische Jazz-Trio The Bad Plus war im Casino Wittlich zu Gast und spielten vor ausverkauftem Haus.

Das amerikanische Jazz-Trio The Bad Plus war im Casino Wittlich zu Gast und spielten vor ausverkauftem Haus.

Foto: Christina Bents

Es ist das letzte Konzert der Jazzclub-Wittlich Saison, bevor es im September wieder weitergeht. Und die Macher haben sich für den Schluss einen echten Leckerbissen aufgehoben. The Bad Plus, mit den Musikern Orrin Evans am Klavier, Reid Anderson am Bass und David King am Schlagzeug. Vor 19 Jahren hat Ethan Iverson, der im Dezember 2017 die Band verließ, das Trio gegründet, das in der ganzen Welt Konzerte gibt. Zudem haben sie mit dem Weltklasse-Saxofonisten Joshua Redman ein Album aufgenommen und sind mit ihm beim Detroit Jazzfestival aufgetreten. In diesem Jahr geben sie in Deutschland zwei Konzerte, eins am Kölner Tanzbrunnen im Juli und eins in Wittlich.

In der Säubrennerstadt haben sie sich nicht lange mit zarten Vorspielen aufgehalten. David King legt gleich mit ausdrucksstarken Rhythmen los, wechselte Tempi und gewann so die volle Aufmerksamkeit der mehr als 120 Besucher im ausverkauften Casino. Am Klavier hat Orrin Evans mit einer großen Klarheit Melodiebögen gespielt, die sich nie aufdrängten, die sich die Besucher aber immer wieder konzentriert anhören mussten, als würde man von ihnen, wie durch ein magnetisches Feld, angezogen. Durch sich wiederholende Sequenzen oder einen Ton, der über viele Takte umspielt wird, indem er in einen anderen Kontext gesetzt oder Evens sich ihm von der Tonhöhe annäherte, konnten die Besucher sich seinem Spiel nicht entziehen.
Er gab die rhythmische und harmonische Fundierung, hat aber mit seinen tonalen Haken und Bassfiguren, die manchmal vor sich hinstolpern, einen eigenen Stil, der immer wieder zu positiven Überraschungseffekten führt.

Die Band, die in der Pop- und Rockgeschichte Inspirationsquellen sieht, spielte im Casino einige Stücke ihres 13. Albums, unter anderem „everywhere you turn“, das von Reid Anderson komponiert wurde. Es handelt von großen Trucks, die auf den Straßen Amerikas unterwegs sind. Lange gerade Straßen, auf denen sie lange unterwegs sind, werden von einer leichten Melancholie des Klaviers und einem swingenden, gleichbleibenden Rhythmus des Schlagzeugs untermalt. Der Bass liefert dazu die Linien. Mit Pausen und intensiven Akkorden von Orrin Evans, die sich verdichten und so Spannung erzeugen, die sich bis zu einer leicht aggressiven Stimmung hochschaukeln, bevor sie sanft in einem Handstreich über die Stand Tom endet.

Jeder der drei Musiker ist im Trio gleichberechtigt. Das gilt auch für das Schlagzeug, das in vielen Improvisationen hervortritt und von den beiden anderen begleitet wird. Dadurch entwickelt sich eine große Vielfalt, die dem Publikum sichtlich gut gefiel und wegen derer sich The Bad Plus deutlich von anderen Gruppen abhebt.

Die Besucher sind sehr aufmerksam und entspannt zugleich beim Auftritt von The Bad Plus. Sie sitzen eng beieinander, es wird in den Pausen viel zusammen gesprochen, einige haben sich Plätze auf dem Boden vor der Bühne gesucht. Es kommt eine Stimmung auf, wie sie in den Anfangsjahren des Jazzclubs Wittlich in der Kaienburg herrschte.

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