Jazz-Diva auf Stippvisite im Ländchen

Sie gilt als Jazz-Diva und ist derzeit auf Welttournee. Zwischen Auftritten in Lille und Brüssel machte die Sängerin und Pianistin Diana Krall Station in der Luxemburger Philharmonie. 1400 Gäste erlebten einen Abend mit Weltklasse-Jazz.

 Überzeugend: Diana Krall und ihre Begleiter (von links) Anthony Wilson, Karriem Riggins sowie Benjamin Wolfe. Foto: Philharmonie

Überzeugend: Diana Krall und ihre Begleiter (von links) Anthony Wilson, Karriem Riggins sowie Benjamin Wolfe. Foto: Philharmonie

Luxemburg. Ein wenig Jazz nach einem anstrengenden Bürotag: Während auf dem Luxemburger Kirchberg, dem pulsierenden Finanz- und Wirtschaftszentrum der Großregion, nach einem harten Arbeitstag die Lichter in den Büros ausgehen, strömen schon die ersten Besucher in die Philharmonie. Manche scheinen vom Büro aus durchgestartet zu sein. Männer im dunklen Business-Anzug und Frauen im Kostüm dominieren das Erscheinungsbild des Publikums. Ein Jazzfan in Jeans und buntem Hawaii-Hemd sticht aus dem Auditorium heraus.

Auf den ersten Blick scheint das nicht ganz zu passen: die akkurate, wohl geordnete Finanzwelt - und Jazzmusik, die doch bisweilen auch ein wenig anarchistisch sein will. Aber an diesem Abend eint die Liebe zur Musik das unterschiedliche Publikum: Vor Diana Krall sind eben alle gleich.

Die 44-jährige Jazzpianistin und Sängerin ist auf ihrer zweiten Welttournee. In den späten 90er Jahren startete die Kanadierin durch und erhielt für ihr Album "When i look in your eyes" mehrfach Platin. Zwei Grammys dokumentieren ihr internationales Renommee. Bereits zu Beginn des Konzerts überzeugt Krall ihr Publikum mit einer Interpretation des Cole-Porter-Songs "Let's fall in love". Es ist der Bassist Benjamin Wolfe, der mit packenden Improvisationen das Publikum aufrüttelt, während sich Krall warmsingt.

Sie erzählt von ihrem Mann, dem Rockmusiker Elvis Costello, der mit ihren zweieinhalbjährigen Zwillingen gerade in Frankreich angekommen sei, um sie am späten Abend zu treffen. Ihm hat sie eine Eigenkomposition gewidmet: "I've grown accustomed to his face". Hier überzeugen ihre stimmlichen Talente. Mit ihrer ausgewogenen Phrasierung verleiht sie dem Song ihr typisches Markenzeichen: Sie hebt und senkt ihre Stimme, dehnt Silben bis an die Grenze des Machbaren und beweist damit, dass sie enorm viel Soul in ihrer Stimme hat. Damit leitet sie zum Titelsong ihrer aktuellen CD "Quiet Nights" über, einem getragenen Bossa-Nova-Stück.

Krall zeigt, dass sie zu mehr in der Lage ist als Mainstream-Jazz. Mit kleinen Blues-Figuren, Diskant-Tänzeleien auf der Tastatur des Klaviers beeindruckt sie das Publikum, gibt sich ganz der Musik hin. Ihre Band (Anthony Wilson - Gitarre, Benjamin Wolfe - Bass, Karriem Riggins - Schlagzeug) begleitet sie dabei routiniert, wobei Krall auch Raum gibt für Soli der einzelnen Instrumentalisten - das gehört sich schließlich so im Jazz. Nat-King-Cole- und Irving-Berlin-Songs folgen, mit denen sie ihren Vorbildern Tribut zollt. Besonders der Irving-Berlin-Klassiker "Let's face the music and dance" beeindruckt. Krall verleiht dem etwas angestaubten Song mit ihrer eigenwillig-herben Stimme neue Farbe - das überzeugt das Publikum.

Mit "Get your kicks on route 66" und dem Bossa-Nova-Klassiker schlechthin, "Girl from Ipanema", beschließt Diana Krall ihr Konzert, das mit rund 70 Minuten etwas kurz ausfiel - aber Mütter, die sich auf ihre Kinder freuen, sollte man bekanntermaßen nicht aufhalten. Das Publikum verzeiht es: Begeisterter Applaus für einen Jazz-Weltstar.

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