Je bekannter, desto beliebter

Trier · Weiterhin gute Resonanz trotz leichten Rückgangs bei den Besucherzahlen: So lautet die Bilanz des Trierer Theaters für die Spielzeit 2012/13, die erst jetzt im zuständigen Ausschuss vorgelegt worden ist. Gefragt sind derzeit vorrangig populäre Werke.

Trier. 107 878: Das ist die nüchterne Zahl, die unter der Besucherbilanz für die Saison 2012/13 steht. In der Spielzeit zuvor waren es 10 000 mehr, aber da gab es auch den "Sondereffekt" mit der Großproduktion der "West Side Story" in der Bobinet-Halle. Setzt man das in Rechnung, dann liegt 12/13 in Relation zu den vergangenen Jahren gut im Rennen. Das Trierer Publikum ist dem Theater treu - aber es wächst auch nicht.
Manche Tendenzen werden zum Ende der Ära des Intendanten Gerhard Weber zur Gewissheit: Die Trierer und ihre Nachbarn lieben es überwiegend leicht und bevorzugen das, was sie kennen. So kann es nicht überraschen, dass das von Tanztheater-Chef Sven Grützmacher inszenierte Musical "Evita" mit fast 11 000 Besuchern die Saison-Statistik anführt - wenn man das Kindermärchen (Aladin mit 17 000) außen vor lässt. Ebenfalls in der Spitzengruppe: Der Opern-Renner "La Traviata" (8400) und das Schauspiel "Leben des Galilei" (6200). Dabei fällt auf, dass die populären Spitzenreiter durchaus unkonventionell und keineswegs verstaubt in Szene gesetzt wurden - das Trierer Publikum hat mit zeitgenössischer Ästhetik inzwischen deutlich weniger Probleme als früher.
Bei zeitgenössischen Stücken ist das anders. Die exzellenten Gastspiele im Rahmen des hochklassigen Festivals "Maximierung Mensch" mussten sich meist mit 50 Zuschauern pro Aufführung bescheiden - da ist noch einiges an Basis-Arbeit zu leisten. Wie das funktionieren kann, zeigt einmal mehr die Tanzsparte, die nicht nur mit zwei "selbst gemachten" Stücken 8400 Besucher anlockte, sondern durch "Falco" auch die höchste Auslastung aller Produktionen erzielte (91 Prozent).
Hinter den Kassenschlagern bröckelt es aber stellenweise gewaltig. Sowohl die künstlerisch hoch gelobte "Minna von Barnhelm" als auch die Revue "Kleiner Mann, was nun?" blieben weit hinter den erwarteten Zuschauerzahlen zurück, spielten überwiegend vor halbleerem Haus. Auch bei der Operette "Gräfin Mariza" blieb durchschnittlich fast ein Drittel der Plätze leer. Und die beliebte Oper "Die verkaufte Braut" verzeichnete oft leere Ränge. Dagegen lockte die sehr leichtgewichtige Bürokomödie "Bandscheibenvorfall" stolze 5300 Interessenten.
Einer der Sieger der Saison ist Generalmusikdirektor Victor Puhl. Ihm ist nicht nur gelungen, unter dem massiven Konkurrenzdruck der Luxemburger Philharmonie mit 8600 Besuchern die Frequentierung der Konzerte im Großen Saal zu halten. Er hat die sonntägliche "Klassik um 11" mit durchschnittlich 200 Gästen in der Promotionsaula etabliert und holte außerhalb des Hauses mit Gastspielen noch einmal weitere 8000 Zuschauer für seine Philharmoniker.
Zu den "kleinen Riesen" im Angebot der Trierer Bühne gehört der Theatersport, der bemerkenswerte 1500 Fans in die Tufa zog und längst Kults ist. Auch das Studio-Publikum mag\'s light: Die mit Abstand erfolgreichste Produktion war Daniel Glattauers "Alle sieben Wellen".
Als in der Außenwirkung und bei der Auslastungsquote erfolgreichstes Stück der Saison entpuppte sich übrigens ein absoluter Außenseiter: die "Zauberflöte" als Gemeinschaftsaufführung des Theaterensembles und der integrativen Porta-Nigra-Schule. Das Zusammenwirken behinderter Kinder und Jugendlicher mit den Profis vom Theater war nicht nur restlos ausgebucht, sondern räumte auch überregional reichlich Ehre und Anerkennung ab.
Heute stellt das Theater den Spielplan 2014/15 vor. Ausführliche Informationen morgen im TV.

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