Jede Menge Ähnlichkeiten

Trier · Tänzer und ihre Rollen: Wer ist das "Simulakrum", wer das Original? Um diese Frage geht es bei der Produktion "Simulakrum", mit der sich die "JUNIORs" der Sparte Tanz am Theater Trier in der Tufa dem Publikum vorstellen.

 Tanzen, darstellen, verkörpern: Mit dem choreographischen Werk „Simulakrum“ stellen sich die „JUNIORs“ dem Publikum vor. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Tanzen, darstellen, verkörpern: Mit dem choreographischen Werk „Simulakrum“ stellen sich die „JUNIORs“ dem Publikum vor. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Foto: Eva-Maria Reuther (er) ("TV-Upload Reuther"

Trier Sie sind so etwas wie die Bürgersparte des Tanztheaters. Seit Oktober 2016 bestehen am Theater Trier die "JUNIORs", eine Gruppe von Laientänzern, die in Kooperation mit Hannah Ma von Ensemblemitgliedern des hauseigenen Tanztheaters trainiert werden (siehe Info). Künftig sollen die "JUNIORs" auch als Tänzer in Operette und Musical eingesetzt werden.
Zum ersten Mal präsentierten sich die sieben Tänzerinnen und ein Tänzer jetzt in der Tufa mit einer Choreographie von Miroslaw Zydowicz, dem Trainingsleiter der Tanzsparte. "Simulakrum" heißt das choreographische Werk, das die Tänzerin Héloïse Fournier vom Trierer Tanzensemble einstudiert hat. "Simulakrum" - das kommt aus dem Lateinischen und bedeutet auf Deutsch nichts anderes als "Ähnliches".
Ähnlichkeit war tatsächlich vielfältig gegeben, ist doch die Choreographie von Zydowicz kaum mehr als ein Verschnitt aus Versatzstücken von Produktionen der vergangenen Spielzeiten. Die Bewegungsabläufe darin spiegeln Systematik und Prinzipien des typischen Tanztheaters von Susanne Linke.
Die anspruchsvolle Firmierung meint aber laut Handzettel mehr. Thematisiert werden soll das Verhältnis von Rolle und Identität der Tänzer. Wobei bekanntlich für alle darstellenden Künste gilt, dass der Darsteller untrennbar beides bleibt: Rollenperson und Eigenperson. Ist er sich doch selbst sein unmittelbares Instrument.
Dargestellt wurden hier emotionale Zustände wie Zorn, Sehnsucht, Entfremdung, Nähe und anderes, wobei Gruppenbilder mit Soli wechselten. Und ein wenig Witz war auch dabei. Es ist fraglos eindrücklich, wie sehr die Laientänzer inzwischen gelernt haben, Körperspannung aufzubauen und in Gestik und Bewegung Emotionen in tänzerische Energie umzusetzen.
Choreographisch wenig überzeugend gerieten die Gruppenbilder. Ohnehin hapert es noch entschieden am Gefühl für Rhythmus. Jede Menge Sprachtraining hätten die literarischen Einlagen nötig gehabt. Da wurde Sprache weder zum Klangerlebnis noch zum Ausdruck.
Zum Ende folgte dann das leicht angestaubte "Chanson d'amour", bei dessen Vorspiel Rhythmus und Performance auseinanderfielen. Dafür geriet das Chanson selbst witzig. Flott auch die feurig rot beleuchtete Samba, auf der ansonsten eher mager beleuchteten Tufa-Bühne. Die Frage nach dem Spannungsfeld von Rolle und Person des Darstellers wurde gewiss nicht geklärt, ohnehin bleibt Kunst stets Bild. Worin ihre Bedeutung für den Zuschauer liegt. Dafür war das Engagement der Tänzer umso eindrucksvoller. Den rund 60 Zuschauern gefiel es jedenfalls. Sie applaudierten frenetisch.
Extra: DIE MITWIRKENDEN


Seit der Gründung im Oktober 2016 proben und arbeiten die "JUNIORs" mit Ensemblemitgliedern des Theater Trier in Kooperation mit Hannah Ma. Insgesamt besteht das Ensemble aus zwölf Tänzern, davon wirken acht bei der Produktion von "Simulakrum" mit. Tänzer: Liana Allwicher, Nora Breidenstein, Franzi Finkenberg, Mona Freitag, Christian Lohr, Janine Meyer, Kim Stege, Camille van der Poel. Choreographie: Miroslaw Zydowicz. Assistenz: Héloïse Fournier. Organisation und Leitung der JUNIORs: Héloïse Fournier, Hannah Ma und Theater Trier. Trainingsleitung: Héloïse Fournier und Tänzer des Theaters Trier.

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