"Jedes Werk ist eine Reise"

Trier · Im Trierer Theaterbetrieb ist Wouter Padberg längst eine feste Größe. Als Erster Kapellmeister hat der Niederländer die "Klassik um Elf" dirigiert, hat die Reihe "Family Classics" betreut und die Nachdirigate bei sämtlichen Opernproduktionen besorgt. Am kommenden Donnerstag (8. Dezember) dirigiert er zum zweiten Mal ein Trierer Sinfoniekonzert.

 Wouter Padberg ist Erster Kapellmeister am Theater Trier. TV-Foto: Martin Möller

Wouter Padberg ist Erster Kapellmeister am Theater Trier. TV-Foto: Martin Möller

Foto: Martin Dr. Möller (mö) ("TV-Upload Dr. M?ller"

Trier. "Sibelius ist mein großer Traum". Wouter Padberg meint selbstverständlich nicht Triers dahingegangenen Intendanten, sondern den zeitweise umstrittenen, aber mittlerweile allgemein anerkannten Komponisten Jean Sibelius. Das Programm des 3. Sinfoniekonzerts mit der Helios-Ouvertüre von Carl Nielsen, Beethovens Klavierkonzert Nr. 4 und der 5. Sinfonie des Finnen Sibelius hat er selber konzipiert. Er hat mit der georgischen Solistin Nino Gvetadze, die in Amsterdam lebt, Beethovens G-Dur-Klavierkonzert ausgewählt. Und im Gespräch mit ihm ist zu spüren: Bei Padberg ist nicht blasse Routine zuhause, sondern eine glühende Begeisterung für die Musik des Trierer Sinfoniekonzerts - dem zweiten, das er dirigiert.
Der Horizont von Padberg ist weit gespannt - geografisch und stilistisch. Der gebürtige Amsterdamer hat in seiner Heimatstadt vornehmlich Alte Musik studiert, hatte engen Kontakt zum Blockflötisten und großen Musiker Frans Brüggen. Und studierte dann unter anderen beim russischen Dirigenten Wassili Siniaski. Er hat beides kennengelernt - die geschichtsbewusste Musikpraxis in Amsterdam mit der berühmten Schule des Organisten, Cembalisten und Dirigenten Gustav Leonhardt und den emotionsstarken russischen Stil. Aber Padberg ist klug genug, sich in "seinem" Sinfoniekonzert mit den Trierer Sinfonikern nicht auf eine Richtung zu konzentrieren, sondern ein Programm auszuwählen, das stilistisch zwischen Amsterdam und Moskau steht.
Jedes der drei Werke sei eine Reise, sagt Padberg. Nielsens Helios-Ouvertüre ist in der Tat eine Erzählung über den Weg der Sonne - vom Aufgang bis zum Niedergang. Beethovens Klavierkonzert beginnt ganz untypisch leise und verhalten und weitet sich erst nach dieser ungewöhnlichen Einleitung zum großen, sinfonischen Konzert. Und die Fünfte von Sibelius - die sei einfach "unglaublich berührend".
Sibelius hat in dieser Sinfonie den allzu melancholischen Tonfall seiner Vierten abgelegt und an der Konzentration seiner musikalischen Ideen gearbeitet. Seine Tonsprache wird knapper, gedrungener. Von der ursprünglich viersätzigen Fassung der Fünften hat Sibelius die ersten beiden Sätze zu einem Satz zusammengezogen. Und im Finale stoßen Interpreten und Hörer auf einen faszinierenden Übergang. Themen und Motive, die zuvor nur versteckt angeklungen sind, werden mit einem Mal ganz präsent. Eine Schlüsselstelle sei das, sagt Wouter Padberg. Und: "Ich habe das Gefühl, dass sich mein Herz öffnet".
Das 3. Sinfoniekonzert findet am Donnerstag, 8. Dezember, 20 Uhr, im Trierer Theater statt. Werke: von Nielsen, Beethoven und Sibelius. Nino Gveradze, Klavier, Trierer Philharmoniker, Dirigent: Wouter Padberg.Extra

Wouter Padberg ist seit der Spielzeit 2015/16 Erster Kapellmeister am Theater Trier. Er studierte Klavier und Dirigieren am Konservatorium von Rotterdam. Von 2011 bis 2013 war er Assistent-Dirigent bei der niederländischen Radio Philharmonie und beim Radio Kammerorchester. Als Gastdirigent stand er am Pult des Melbourne Symphony Orchestra in der Oper "After Life" und dirigierte Aufführungen von "La Bohème" an der Oper Amsterdam. 2008 erhielt er den Kersjes-Preis für junge talentierte Dirigenten. Seither konzertierte Padberg mit dem Radio Philharmonic Orchestra im Concertgebouw Amsterdam, mit dem Netherlands Radio Chamber Philharmonic, dem Rotterdam Philharmonic Orchestra, dem Netherlands Philharmonic und Netherlands Symphony Orchestra, dem Limburg und Arnhem Philharmonic sowie mit Ensembles für Neue Musik wie dem Nieuw Ensemble und dem Asko-Schönberg Ensemble. Von 2013 bis 2015 war Padberg Assistent von Karel Mark Chichon an der Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern. red

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