Jenseits von Zorn und Zufriedenheit

Trier · Unter den Trierer Komponisten ist Heinz Heckmann einer der profiliertesten. Werke wie das "Requiem caniceanum", das Oratorium "Die vier apokalyptischen Reiter" oder die Oper "Fausta" haben bei den Zuhörern einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Am heutigen Mittwoch wird Heckmann 80 Jahre alt. TV-Redakteur Martin Möller sprach mit ihm.

 Komponieren ohne moderne Hilfsmittel. Heinz Heckmann bei der Arbeit an seiner neuen Kirchenkantate. TV-Foto: Martin Möller

Komponieren ohne moderne Hilfsmittel. Heinz Heckmann bei der Arbeit an seiner neuen Kirchenkantate. TV-Foto: Martin Möller

Trier. Heinz Heckmann komponiert immer noch mit Papier und Bleistift. Warum er so arbeitet, erklärt er im Interview.Herr Heckmann, wenn Sie auf Ihr Komponistenleben zurückblicken - ist es ein Blick im Zorn oder in Zufriedenheit? Im Zorn keinesfalls, größtenteils in Zufriedenheit, allerdings nicht ganz.Was hält Sie davon ab, völlig zufrieden zu sein? Ich würde heute manches anders machen. Ich habe mich damals gegen das Kirchenmusikstudium, das mein Vater von mir verlangte, entschieden gewehrt. Das tat ich wohl auch, weil kirchliche Musik wesentlich begrenzter in den musikalischen Mitteln gehandhabt wurde als heute. Ich studierte damals lieber Klavier, Fagott und Komposition. Heute würde ich den Schwerpunkt auf die Kirchenmusik legen.Was haben Sie als größten Erfolg in Erinnerung und was als größte Enttäuschung?Der größte Publikumserfolg war sicherlich die Uraufführung meiner Oper "Fausta" 2007 im Trierer Theater. Einen solchen Beifall habe ich noch nicht erlebt - Jubel, Bravos, Pfiffe. Ich glaubte zu träumen. In der Fachwelt fand vor allem das "Requiem caniceanum" die größte Anerkennung.Die größte Enttäuschung? Die mangelnde Unterstützung einer Musik, die sich einer Weiterentwicklung der Tradition verschreibt. Die öffentliche Förderung konzentriert sich außerhalb der Kirche zu stark auf die so genannte "Avantgarde". Sie wird von den meisten Hörern gar nicht verstanden. Ich kann bei ihr in weiten Teilen nichts Zukunftsweisendes erkennen. Auf Ihrem Flügel liegen handgeschriebene Noten und ein Bleistift. Wie komponieren Sie? Aus dem Kopf? Am Instrument? Gibt es vielleicht computertechnische Hilfen? Ich komponiere aus dem Kopf und am Instrument. Andere Hilfsmittel kenne ich nicht.Also komponieren Sie wie vor 400 Jahren? Ja, und alle Komponisten, die ich kenne, arbeiten so.Sie verstanden sich immer in erster Linie als Komponist, auch als Sie noch Fagottist im Trierer Orchester waren - und später Realschullehrer … … das war eine Doppelbelastung, so extrem, dass ich Schwierigkeiten mit der Familie bekam, weil ich sonntags und auch in den Ferien komponiert habe. Aber sie war notwendig.Welche Nischen gibt es im Musikleben noch für Menschen, die komponieren wie Sie? Ganz eindeutig: Es gibt sie vor allem im kirchenmusikalischen Bereich. Die Offenheit gegenüber neuer Kirchenmusik ist dort groß. In der freien Szene haben Sie es als Komponist dagegen sehr, sehr schwer.Haben Sie mit 80 angesichts dieser Situation resigniert? Nein, ich arbeite weiter. Meine Kompositionen für Mädchenchor, in denen ich meinen Stil weiter entwickeln konnte, stießen in Freiburg und Rottenburg auf große Zustimmung. Zur Zeit schreibe ich an einer Kantate über das Leben des heiligen Joseph. Wie alle meine Kompositionen ist auch diese tonal. Ich bin überzeugt, dass tonale Musik immer noch am natürlichsten ist. Können Sie sich atonale Volks- und Kinderlieder vorstellen?Wenn ein begabter junger Musiker Ihnen sagen würde "ich möchte Komponist werden", was empfehlen Sie ihm?Wenn du das willst, studiere Komposition. Aber du musst wissen, dass du vom Komponieren wahrscheinlich nicht leben kannst und einen zweiten Beruf brauchst. möExtra

Geboren 11. Juli 1932 in Trier. Ab 1940 Klavierunterricht. 1942-1952 Sänger im Trierer Domchor. 1953-1959 Studium (Komposition, Klavier und Fagott) an der Musikhochschule Saarbrücken, 1960-1965 Mitglied des Trierer städtischen Orchesters, 1963-1995 Musiklehrer an der Ludwig-Simon-Realschule Trier, 1988-2005 Lehrer an der Bischöflichen Kirchenmusikschule Trier. Hauptwerke: "Requiem caniceanum" (1978/79), Oper "Fausta" (Uraufführung 2007 im Trierer Theater), "Die vier apokalyptischen Reiter" (1981), Märchenoper "Im Zauberwald der Elemente" (2000), "Ave Maria" für sechsstimmigen Mädchen-, Frauen- oder Knabenchor, Orgel (2008). "Missa impressionistica" für dieselbe Besetzung (2010). In Arbeit: eine Kirchenkantate. mö

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