Jetzt singt er auch noch: Konrad Beikircher in der Tufa

Trier · Als Kabarettist mit rheinischem Zungenschlag ist Konrad Beikircher seit Jahrzehnten bekannt. In der Trierer Tuchfabrik hat er jetzt mit seiner Band und einem 50er-Jahre-Programm seine musikalische Seite gezeigt.

 Kabarettist Konrad Beikircher beweist in der Tufa sein musikalisches Talent. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Kabarettist Konrad Beikircher beweist in der Tufa sein musikalisches Talent. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Trier. "Freddy Quinn war ja eigentlich ein Wiener, der sich als Hanseat ausgegeben hat!" Sagt wer? Konrad Beikircher, ein Südtiroler, der als Kabarettist seit Jahrzehnten den skurrilen Rheinländer gibt. Insofern kennt er sich mit angenommenen Identitäten aus; seit es ihn 1965 zum Studium nach Bonn verschlagen hat, nimmt er die rheinische Mentalität nach dem Motto "Et kütt wie et kütt" aufs Korn.
Mit seinem neuen Programm "Bayo bongo", das er am Donnerstag in der Trierer Tuchfabrik vor gut 100 Zuschauern auf die Bühne gebracht hat, lebt er seine musikalische Ader aus. Und das durchaus auf Hochdeutsch oder wahlweise Englisch und in perfektem Italienisch (Südtirol!). Die Schlager, Hits und Canzone der 1950er-Jahre haben es ihm angetan, sowieso hält er dieses Jahrzehnt - er selbst ist 1945 geboren - für das "verkannteste des letzten Jahrhunderts".
Bissig-böse Zeitreise


Er nimmt sein in Ehren ergrautes Publikum mit auf eine Reise in die Zeit, als man über den Kopf gestülpte Plastiktüten noch als probaten Schutz gegen atomaren Niederschlag ansah. Überhaupt, so stellt er mit beißender Ironie fest, waren die 50er-Jahre für ihn am aufrichtigsten in ihren scheinbar verlogenen Liedern, die er mit Inbrunst und sonorer Stimme singt: "Tom Dooley", "Maria aus Bahia" oder "Schön, schön, schön war die Zeit". Professionell begleitet wird er von Matthias Raue (Geige, Mandoline), Hanns Höhn (Kontrabass) und Martin Wagner am Akkordeon. Heraus kommen fetzige bis poetische Interpretationen.
Die stärksten Momente jedoch bietet Beikircher bei seinen schmachtenden italienischen Liedern oder den eigenen Vertonungen der rabenschwarzen Gedichte des Österreichers H. C. Artmann. Zwischendurch erzählt er Anekdoten und arbeitet die Stimmung der 50er kabarettistisch auf. "Aber hallo...", ruft er dann - "aber hallo", denkt das begeisterte Publikum, "singen kann er auch noch!" DT

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