Interview Jo Weil über Verbotene-Liebe-Comeback: „Kann mir nicht vorstellen, dass ich ‚Nein’ sagen würde“

Trier/Luxemburg · Schauspieler Jo Weil spricht im Interview über schlechten Gesang, Homosexualität und verrät, wann er zu „Verbotene Liebe“ zurückkehren würde.

 Schick, schick: Schauspieler Jo Weil.

Schick, schick: Schauspieler Jo Weil.

Foto: picture alliance / Henning Kaise/Henning Kaiser

(ct) In 1428 Episoden der Daily-Soap „Verbotene Liebe“ hat Jo Weil die Rolle des Olli Sabel verkörpert. Nach dem Serien-Aus 2015 steht er nun im Musical „Bodyguard“ als Frank Farmer auf der Bühne – vom 20. bis 23. Februar auch in Luxemburg. Im TV-Interview verrät er, ob er wirklich nicht singen kann oder das nur spielt.

Angenommen Sie würden vor einer Jury bei Deutschland sucht den Superstar stehen. Was denken Sie, wie viele ‚Ja’ würden Sie bekommen?

JO WEIL Das ist natürlich schwierig, das kann man ja nie so genau sagen. Bei „Bodyguard“ darf ich nicht gut singen. Im echten Leben kann ich auf jeden Fall besser singen, als ich es zeigen darf. Ich war früher wirklich kein guter Sänger. Ich habe dann viel Unterricht genommen, und ich glaube, ich bin ganz gut inzwischen.

Fällt Ihnen das schlecht Singen dann schwer?

WEIL Es ist nicht leicht, weil es ja nicht so klingen soll, als wäre das ein Schauspieler, der jetzt extra schlecht singt. Meine Figur – der Frank – versucht sein Bestes und kann es einfach nicht. Das ist ein sehr schmaler Grat. Es darf nie so wirken, als mache ich das jetzt absichtlich schlecht, weil man dann  die Figur und die Szene lächerlich macht. Das war während der Proben schon ein Prozess – ich finde aber, dass ich das mittlerweile gut hinbekomme. Die Stelle ist auch eine meiner liebsten im Musical. Sie macht echt viel Spaß.

Gibt es Dinge, die die Personen Jo Weil und Frank Farmer verbinden?

WEIL Als ich die Rolle übernommen habe, habe ich danach gesucht und schon gemerkt, dass es da einige gibt. Ich bin privat kein Mensch, der jedem X-beliebigen erzählt, wie es mir geht oder sehr groß über sein Gefühlsleben spricht. Das hat Frank auch, er ist vordergründig erst einmal sehr verschlossen mit seinen Emotionen und zeigt die nicht so oft. Innendrin ist er aber ein sehr emotionaler Mensch, der sehr viel durchgemacht hat. Das haben wir gemein – und diesen Gerechtigkeitssinn, dass das Gute gewinnen soll und man sich dafür einsetzen soll.

Ist es etwas Besonderes, in die Fußstapfen von Whitney Houston und Kevin Costner zu treten, die den Film gespielt haben?

WEIL Jein. Es ist auf jeden Fall eine große Ehre. Ich habe mich davon aber auch nicht unter Druck setzen lassen – denn es ist ja eine Rolle. Den Film kennt jeder, da hat jeder eine Vorstellung. Klar, wir spielen die gleichen Rollen, aber wir spielen nicht die Costner-Houston-Show. Wir versuchen, bekannte Dinge mit aufzunehmen, sodass die Zuschauer sich an den Film erinnert fühlen, bringen aber gleichzeitig sehr viel eigenes mit ein. Das ist das Schöne: Jeder, der den Film kennt, der erkennt genug, dass er das Alte wiederhat und sich wohlfühlt, aber auch genug Neues, um überrascht zu sein und einen Mehrwert zu haben.

Sie haben viele Jahre in der Serie Verbotene Liebe mitgespielt. Vermissen Sie das?

WEIL Ach, natürlich. „Verbotene Liebe“ war ein Meilenstein in meiner Karriere. Ich habe die Serie mit Pausen fast 15 Jahre lang gemacht. Insofern ist das eine Zeit, die mich sehr geprägt hat. Jana und Thore Schölermann und meine Serientante Charlie zum Beispiel, das sind Menschen, die bis heute in meinem Leben sehr wichtig sind. Also natürlich verdanke ich der Serie sehr viel und wenn wir abends zusammensitzen und über die Serie sprechen, dann werden wir auch wehmütig und sagen: ‚Das war schon eine schöne Zeit’. Aber ich schaue immer nach vorne. Die Serie gibt es momentan nicht, was ich sehr schade finde. Wenn ich nach den Nachrichten gehe, die ich von Fans erhalte, dann wünschen schon viele sich „Verbotene Liebe“ zurück.

Wenn heute ein Regisseur kommen und die Serie zurückbringen würde, wären Sie wieder dabei?

WEIL Wenn die Geschichte gut wäre, auf jeden Fall. Olli ist ein großer Teil meines Lebens gewesen, ich mochte die Figur sehr gerne und mag sie heute noch. Wenn ich wüsste, dass für Olli was schönes Neues im Schrank ist, dann könnte ich mir nicht vorstellen, dass ich ‚Nein’ sagen würde.

Wenn Olli so ein großer Teil ihres Lebens ist, passiert es Ihnen noch, dass Sie mit der Rolle assoziiert werden?

WEIL Ja, das passiert noch sehr häufig. Ich habe zwar auch viele andere Dinge gemacht, also Serien und Filme, über die mich Menschen erkennen. Aber wegen Olli erhalte ich noch immer viele Rückmeldungen. Das kann daran liegen, dass ich sehr lange mit dabei war, aber auch daran, dass Olli eine Person war, die den Zuschauern sehr viel bedeutet hat. Er hatte eine Vorgeschichte und hat viele Leute angesprochen und ihnen Mut gemacht mit dem, was er erlebt hat. Also ich bekomme überraschend viele Reaktionen – und ich bin ja jetzt schon seit 2014 nicht mehr in der Serie. Menschen sehen das im Internet und sagen: ‚Das, was du damals mit Christian (Thore Schölermann als homosexueller Partner von Olli, Anmerkung der Redaktion) erlebt hast, das hat mir sehr geholfen in meiner persönlichen Lebensgeschichte’.

Glauben Sie, dass man durch eine Rolle wie die des homosexuellen Paares etwas bewegen kann?

WEIL Das will ich auf jeden Fall glauben! Ich habe das Gefühl, dass wir etwas bewegt haben, wenn ich die Rückmeldungen sehe. Gerade damals, als die Serie sehr präsent im Fernsehen war. Wir haben viele Zuschriften erhalten von Menschen, denen eine homosexuelle Beziehung nicht geläufig war oder sie hatten gewisse Vorurteile. Thore und ich haben versucht unsere Geschichte so zu spielen, dass es um die große Liebe zwischen zwei Menschen ging, die nun mal zwei Männer waren. Unser Hauptaugenmerk lag aber immer auf den Gefühlen, nicht der Sexualität der beiden. Und so sollte es doch auch sein! Die Liebe war das Besondere an der Geschichte. Ich hoffe, wir haben ein paar Menschen angeregt, ein wenig toleranter zu sein.

Bodyguard kommt vom 20. bis 23. Februar in die Rockhal nach Esch sur Alzette.
Tickets gibt es unter der TV-Hotline 0651/7199-996 und in den Ticket-Regional-Vorverkaufsstellen.

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