Jodeln, rocken, Polka tanzen

Jodler und Rap, Polka und Soul, Folklore und Rock, zusammengeschnitten zu einer einzigartigen Melange, die in keine Schublade passt, sich am ehesten mit "österreichische Weltmusik" zusammenfassen lässt - damit begeisterten Hubert von Goisern und seine exzellente Band gut 800 Zuhörer in der Arena Trier.

 Mit dem Akkordeon aus Österreich hinaus in Welt – Hubert von Goisern (rechts) und seine Band, hier Maria Moling, Elisabeth und Marlene Schuen sowie Alex Pohn, beim Auftritt in der Arena Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Mit dem Akkordeon aus Österreich hinaus in Welt – Hubert von Goisern (rechts) und seine Band, hier Maria Moling, Elisabeth und Marlene Schuen sowie Alex Pohn, beim Auftritt in der Arena Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. "Wannst alles ganz langsam spüist, brachst net so viel Liader". Glücklicherweise ist diese Äußerung des hemdsärmeligen Mannes auf der Bühne nur ein Witz über die musikalische Mentalität seiner Landsleute aus dem österreichischen "inneren" Salzkammergut. Für ihn, den Hubert, der sich nach seinem Herkunftsort "von Goisern" nennt, gilt das nicht. Knapp drei Stunden nonstop serviert der 55-Jährige Musik, in der seine Musikinstrumente Akkordeon, Trompete. Mundharmonika und Gitarre genauso wechseln wie Stile und Stimmungen.

"Hausmannskost" vom Feinsten



Im Programm zur neuen CD "Snix" sind fetzige Titel wie der mit dem fast ekstatischen Bekenntnis "Ich will läben!" mit subtilen Balladen, zum Beispiel dem kammermusikalisch angehauchten "Regen" oder "Weit weit weg", das nicht nur von einem wunderbaren Rockgitarrensolo, sondern auch vom Gesang der Zuschauer begleitet wird. Das Gesamtkunstwerk, das da über die Bühne geht, gleicht einem Menü, dessen Gänge Appetit auf immer mehr machen. Das liegt am ausgeprägten Gefühl des kreativen Kochs für raffinierte Würze, die einzelne Aromen herausschmecken lässt, statt sie zu fadem Einheitsbrei zu verkochen. Fundament des Ganzen ist "Hausmannskost", denn Goisern schöpft aus seinen Wurzeln, traditioneller alpenländischer Musik mit Schuhplattlerrhythmen und Jodlern.

Sobald er sich das Akkordeon umschnallt, um solche Töne anzustimmen, ist ihm vor allem der Applaus derer sicher, die zum Teil in Dirndl oder Trachtenjäckchen gekommen sind. Doch das Konzert ist kein Musikantenstadl, von Goisern bettet die oft verkitschte Volksmusik in einen neuen Kontext ein. Da trifft Jodler auf Rap, Polka auf Soul, das fließen afrikanische, osteuropäische oder schottische Rhythmen ein, und es wird zeitweise richtig fetzig rockig. So kühn die Kombinationen, so ausgeprägt der Eindruck: "Das passt schon".

Denn hier werden Äußerungen verschiedener Kulturen nicht nur respektiert, sondern vor allem gleichwertig nebeneinander gestellt. Von Goisern zeigt sich als weltgewandter Grenzgänger, und das nicht von ungefähr. Als junger Mann entfloh er der Enge Österreichs nach Südafrika, später lebte er in Kanada, bereiste unter anderem Tibet und war zuletzt als musikalischer Botschafter der Kulturhauptstadt Linz zwei Jahre auf einem Schiff vom Schwarzen Meer bis zur Nordsee unterwegs. Davon erzählt er beim Konzert, davon zeugen die Rettungsringe auf der Bühne und vor allem seine von ständigem Weiterziehen geprägte Musik, die auch durch die erstklassige Band von Goiserns zum Erlebnis wird.

Drei junge Frauen, Maria Moling, Elisabeth und Marlene Schuen, steuern außer optischen Reizen schöne klare und tragende Stimmen, subtile Percussionsakzente und stimmungsvolle Geigenklänge bei. Helmut Schartlmüller zeigt sich auf E- wie Akustik-Gitarre als vielseitiger begnadeter Gitarrist. Severin Trogbacher (Bass) und Alex Pohn (Schlagzeug) erweisen sich als Meister mitreißender Rhythmen, David Lachner am Keyboard als Experte für Atmosphäre. Die brodelt am Ende des Ausnahmekonzerts, das mit Standing Ovations gefeiert wird. Doch dann wird's noch einmal ruhig, von Goisern verabschiedet sich mit einem Lied voller Hüttenzaubercharme, "die Zeit hat Bestand, wo wir sind beeinand", und damit einem letzten Bekenntnis dazu, dass er bei aller Weltläufigkeit seine Wurzeln nicht vergessen hat.

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