"Jodleiri huidiridi"

TRIER. Geduldige Goisern-Fans: Wegen des Stromausfalls konnten die Alpenrocker erst um 21 Uhr den ersten Jodler ins Rund der Kaiserthermen schicken. Doch die 1100 Zuhörer des vom Trierischen Volksfreund präsentierten Konzertes wurden für ihre Ausdauer mehr als entschädigt.

Ganz Trier steht still, und auch für das Konzert vom Hubert aus Goisern (kleines österreichisches Dorf im Nordschatten des Dachsteinmassivs) in den altehrwürdigen Kaiserthermen sieht's gegen 19 Uhr ziemlich düster aus. Sogar Veranstalter Ingo Popp glaubt nicht mehr daran, dass der Vorhang aufgeht an diesem sonnigen Abend. Obwohl ihm ein Stromaggregat aus Mannheim zugesagt war… Um kurz vor Mitternacht war seine Laune merklich besser. Ein paar Minuten zuvor hatte sich Hubert samt Band mit tiefer Verbeugung beim "tollen" Publikum fürs lange Ausharren ausdrücklich bedankt. Tief zufriedene Fans machen sich auf den Nachhauseweg. Das eingetroffene Aggregat wurde gar nicht benötigt - rechtzeitig gab's wieder Strom aus der Steckdose. Pop und Gestanzl, Blues und Landler, Rock und Zwiefacher - seit nunmehr zwanzig Jahren brechen Hubert von Goisern und seine Mitstreiter in wechselnden Formationen so ziemlich jedes musikalische Tabu - und das mit einer Hartnäckigkeit, für die allein schon Karl Moik und andere "Volkstümliche" sorgen und in ihm den "Exorzisten" wecken. Einen Versuch war's wert, dem Trierer Publikum das Jodeln beizubringen, zumindest Grundlagen des alpenländischen Urschreis. "Traut euch, lasst's raus", denn Jodeln hülfe in vielen Lebenslagen, sei gut für die Seele, gut fürs Gemüt, gut zum Abreagieren und unschlagbar in der Not. "Denn wenn der Chef euch anpflaumt, jodelt einfach zurück." Jodeln als Lebenshilfe, auch nicht schlecht. Wenn's nur a wenig leichter wär. Was Hubert bitteschön zu berücksichtigen hat, denn schließlich ist auch er nicht mit einem Jodler auf die Welt gekommen. Sondern hat die hohe Kunst von der wunderbaren "Alpine" Sabine Kapfinger gelernt, die auf seinen ersten CDs zur Band gehörte und nicht erst seit Huberts erstem Auftritt in der Region vor zehn Jahren im Freudenburger Ducsaal, den Fans - auch denen am Donnerstagabend in Trier - unvergesslich geblieben ist. Musik wird zum Tanzen gemacht, auch ein Landler. In den Kaiserthermen sind die meisten zum Zuhören gekommen, nicht zum Tanzen. Also war's wohl kein Manko, dass 750 von ihnen gesessen haben auf den Stühlen mitten vor der Bühne. Hubert von Goisern spielt (am liebsten auf der Steirischen) und singt Volksmusik, nicht volkstümliche, das ist der Unterschied. Ein Jodler mit Unterstützung auf der Slidegitarre dient als Einstieg ins Programm der Trad II-Tour, für die er Arnulf Lindner (Bass), Max Lässer (Gitarre), Bernd Bechtloff (Schlagzeug) und Monika Drasch (Violine, Klarinette und Dudelsack!) als Band zusammengestellt hat. Der Name ist Programm, Hubert von Goisern erinnert sich an seine Anfänge, spielt neben aktuellen Stücken auch Oldies wie "Benni", der schottische Ausseer, oder "Iawaramoi" von der CD "Omundutun". Und als Zugabe sogar "Koa Hiatamadl", sein populärstes Lied, das er aus Ärger eigentlich nie mehr spielen wollte, weil die Radiostationen seinerzeit nur auf diesen Titel abgefahren sind. Nichts ist für die Ewigkeit. Gut, das Hubert von Goisern seine Meinung geändert hat.

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