Joggen und schwitzen für den Applaus

Trier/Chemnitz · Er hat sich unter Hunderten Bewerbern in einem Casting durchgesetzt und eine Hauptrolle im Musical "Playme" ergattert. Jetzt pendelt der gebürtige Waldracher Philipp Gonder zwischen seiner Wahlheimat Trier und Chemnitz und genießt das Dasein als Musicalstar.

 Happy-End, aber ohne Kuss: Philipp Gonder und seine Duettpartnerin Linda Stark auf der Bühne. Foto: Dieter Wuschanski / Die Theater Chemnitz gGmbH

Happy-End, aber ohne Kuss: Philipp Gonder und seine Duettpartnerin Linda Stark auf der Bühne. Foto: Dieter Wuschanski / Die Theater Chemnitz gGmbH

Trier/Chemnitz. Pendeln zwischen Chemnitz und Trier, die Wochenenden schauspielend und singend auf der großen Bühne verbringen, Studium, Privatleben - das alles muss der Wahltrierer Philipp Gonder unter einen Hut bringen, seit er die Hauptrolle im Musical "Playme" ergattert hat. Gonder: "Durch Eure Berichterstattung beim TV haben viele erst erfahren, dass ich bei dem Casting mitmache. Ich bedanke mich bei allen, die für mich gevotet haben."

Erster Akt - Wie alles begann: Am Anfang stehen Abstimmungen im Internet (der TV berichtete). Mit Elton Johns "Your Song" singt der 24-Jährige sich ins Finale und schafft es am Ende, eine der Hauptrollen zu bekommen. Dazwischen wichtige Klausuren an der Fachhochschule Trier. Gonder studiert International Business.

Zweiter Akt - Reise in die schillernde Welt: Dem Traum, Musicalstar zu werden, ist der gebürtige Waldracher einen Riesenschritt näher. Der hat sich eigentlich "nur, um sowas mal mitgemacht zu haben" beworben. Zwei große Koffer, eine Sporttasche und ein Laptop wuchtet er schließlich in sein kleines Auto. Am 18. August geht es für den Wahltrierer mit seinem beigen Opel Astra einmal quer durch die Republik nach Chemnitz. Dort bleibt er für viereinhalb Wochen, in denen die 20 Mann starke Truppe das Musical "Playme" (siehe Extra) einstudiert.

Dritter Akt - Die ersten Proben: "Die Gruppe ist super, es gibt nie Streit", freut sich Gonder. Von den 20 Darstellern sind 14 aus dem Casting, drei freie Schauspieler und drei Theaterschauspieler. International ist es auch, die Akteure kommen aus Bulgarien, Finnland, Österreich und Deutschland. Am ersten Tag lernen sich alle kennen. Dann werden die Szenen geprobt, die erste Tanzchoreografie geübt. "Für ein Musical ist ,Playme\' sehr schaupiellastig", meint Gonder. In seiner Rolle als Computerfreak Alex ist sein Verhältnis zu seinem Bruder ständig gespannt. "Das zu spielen ist so anstrengend, dass ich nach den Proben nass geschwitzt war."

Vierter Akt - Kampf gegen den inneren Schweinehund: Tanzen ist im Gegensatz zum Singen nie so richtig Gonders Ding gewesen. "Vor den Tanzszenen hatte ich Bammel. Ich habe sogar mit Joggen angefangen, um dafür fit zu sein", sagt Gonder lachend. Doch die Choreografien hat er gemeistert. Dann ist da noch das Singen, Gonders Leidenschaft. "Aber ich hatte plötzlich ein ungutes Gefühl, weil ich keine Gesangsausbildung habe." Beim mehrstimmigen Singen hat der 24-Jährige Probleme. Selbstzweifel plagen ihn. "Ich habe mich einfach nicht getraut", sagt der Sänger. Der Knoten sei bei ihm erst in der letzten Probenwoche geplatzt. Gonder weiß, dass er an seiner Atemtechnik arbeiten muss.

Fünfter Akt - Hinter den Kulissen: Der talentierte Waldracher hat Freundschaften geknüpft, die er pflegen will. "Ab und zu haben wir uns auch mal einen Tag für uns genommen." Das junge Darsteller-Team hat sich Chemnitz angeschaut. Gonder schmunzelnd: "Chemnitz hat viele schöne Seiten, man muss sie nur finden." Spaß haben die Schauspieler vor allem bei ihrem Ausflug nach Dresden. Weil alle gemeinsam in einem Hotel wohnen, ist das für die vier Probewochen ihr Zuhause. "Wir haben uns mit Wein und Essen im sechsten Stock getroffen und gemütliche Abende verbracht. "Irgendwann haben wir die Scheu verloren und sind im Pyjama durch das Hotel gelaufen."

Sechster Akt - Fürs Leben gelernt: Der 24-Jährige hat endlich einen Einblick in die Welt erhalten, die ihn immer gereizt hat. Gonder weiß: "Ich darf mich nicht zurücknehmen, nur weil mir etwas peinlich ist, was ich darstellen soll." Vielleicht sind die Autoren des Musicals, das ursprünglich in Schweden produziert wurde, deshalb von seiner Schlussballade bei der Premiere so angetan.
"Sie haben gesagt, sie hätten die Szene noch nie so schön gefunden wie bei uns", sagt Gonder stolz. Generell hat er das Feedback erhalten, dass er Talent hat und damit weit kommen könnte. "Auch, wenn mich jetzt alle Musicalstar nennen: Um ein Star zu sein, muss man schon mehr leisten."

Siebter Akt - Und was kommt jetzt?: Zurück in den Alltag zu kommen, ist für den Waldracher schwierig. "Singen ist mein Traum und das, was ich machen will", weiß Gonder. Wenn alles gut geht, verbringt der Musical-Fan sein nächstes Semester im Ausland, in den USA. Danach will Gonder sich an Musicalschulen bewerben. Doch sein Studium will er zu Ende bringen. Aber wer weiß, was in Amerika alles passiert ...?Extra

"Playme" wurde 2009 in Helsinki uraufgeführt und hat seinen Weg nach Deutschland gefunden. Das Musical erzählt die Geschichte von Alex, Nina und Marx. Alex ist Technikfan und hat das Computerspiel "Playme" erfunden. Durch das Spiel gelangt er in eine virtuelle Welt, in der alle Träume wahr werden. Ein geniales wie gefährliches Spiel. Das Musical handelt von Träumen, Liebe, Betrug und dem Versuch, zu sich selbst zu finden. Der Soundtrack ist stark beeinflusst von modernem Pop, Rock und internationaler Easy-Listening Musik. MRA Infos zur Vorstellung auf www.theater-chemnitz.de/sparten/oper/repertoire/playme_premieren1213.html

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