Am Freitag im Mergener Hof Trierer Pianist Johannes Still: Ein Mann für viele Stile
Trier · Jazz-Pianist Johannes Still ist Dozent an der renommierten Folkwang-Uni in Essen, spielt auch öfter in Bochum im Erfolgs-Musical „Starlight Express“. Im TV sagt der 32-Jährige, warum er aktuell oft in seiner alten Heimat Trier auf der Bühne steht, wie er zur Fee-Badenius-Band kam und welchen Einfluss sein Vater – Domorganist Josef Still – auf ihn hatte.
Er hat es mal links liegen oder rechts stehen lassen, ein paar Monate lang ging das, da war Johannes Still so zehn, elf Jahre alt: Das Klavier im Hause Still. Aber es gab ja eigentlich kein Vorbei, manches im Leben ist doch am schönsten in Schwarz-Weiß. „Die Musik war immer in der Familie“, sagt er. Johannes Still war dreieinhalb, als sich seine Familie von Bayern aus nach Trier aufgemacht hat. Seit 1994 ist sein Vater Josef Still Domorganist im Trierer Dom, zudem Orgel-Sachverständiger im Bistum. Mehr als nur ein Job.
„Auch meine beiden jüngeren Schwestern haben zu Hause Klavier gespielt“, berichtet Johannes Still. Seine Piano-Abstinenz war schnell passé: „Wenn ich meinen Vater gesehen habe, wie er zu Hause improvisiert hat und Melodien von Fernsehserien gespielt und verändert hat, das hat mich fasziniert.“ Vielleicht auch Inspiration: Mit der Band „Endgegner“ verjazzt er gerne mal Videospiel-Klassiker.
So wurde auch er Profi-Musiker, auch wenn er mit Klassik und Kirchenmusik weniger zu tun hat – und auch das Singen aktuell eher keine Rolle für ihn spielt („Ich sang viele Jahre lange im Domchor“). Seit über zehn Jahren lebt er im Ruhrgebiet, er studierte in Essen an der renommierten Folkwang Universität der Künste Jazz-Piano. Seit zwei Jahren arbeitet er dort auch als Dozent - „anfangs in der Abteilung Musical, jetzt im Schauspiel“.
Am Freitag geht’s mit Fee Badenius in die alte Heimat
Seit fast zehn Jahren ist der Trierer auch bereits festes Bandmitglied bei Songwriterin Fee Badenius. Am Freitag, 29. September, ist die Band nach längerer Pause wieder in Trier zu erleben, im Mergener Hof. Organisiert wird das Konzert von der Dieter-Lintz-Stiftung. Den Abend wird das Trierer Duo Hennich und Hanschel eröffnen.
Wie es zu Stills Engagement in der Band der Sängerin kam, die schon einige Preise gewinnen konnte und auch regelmäßige Fernsehpräsenz hatte? Den Kontakt hatte ein anderer Trierer geknüpft: Bassist Jochen Reichert, der einige Monate vor ihm nach Essen gezogen war. Er hatte einen Song von Fee Badenius im Radio gehört, gefiel ihm richtig gut, hatte sie angeschrieben – wenn du mal einen Bassisten brauchst, ich habe Zeit... Und kurz darauf waren die zwei Trierer in der Band – und sie spielen auch jetzt noch mit der Sängerin, die musikalisch zwischen Jazz, Pop und Folk wandelt und die mit Songs wie „Pferdemädchen“ und „FleischEssLust“ bekannt wurde.
Immer wieder mal zu hören im Bochumer „Starlight Express“
Das letzte Fee-Badenius-Konzert in Trier liegt schon eine Weile zurück, es war 2019. Da wurde die Band im ausverkauften Kasino am Kornmarkt gefeiert, „das war ein sehr schönes Konzert im Rahmen des Mosel Musikfestivals“, erinnert sich Johannes Still. Für den Auftritt im Keller des Mergener Hof gibt es aber noch viele Karten – die Zeiten seien nach Corona gerade für Songwriter schwieriger geworden, sagt Still, der mit der Band auch schon mal vor 4500 Leuten beim „Lieder auf Banz“-Festival in Bayern gespielt hat.
Mag sein, dass einige vom Konzert in Trier auch gar nichts mitbekommen haben – der MJC-Keller in der Innenstadt ist zwar lange etabliert, auch in vielen Genres, aber nicht unbedingt für Songwriter mit Herz für Jazz und Pop.
Auch Johannes Still war länger nicht im Mergener Hof - er kennt sich dort dennoch bestens aus: „Nach meinem Abitur am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium habe ich in der MJC meinen Zivi gemacht“, sagt der 32-Jährige, der auch immer wieder bei einer der erfolgreichsten Musical-Produktionen in Deutschland zu hören ist. Seit fünf Jahren spielt er regelmäßig als Aushilfe in Bochum bei „Starlight Express“. Wenn er dann mit den Kolleginnen und Kollegen „im Keller“ sitzt und spielt, bekommt er zwar erst nach der Aufführung so richtig mit, wie das Publikum reagiert. „Dann kommen 1000 Leute aus dem Saal und sagen, wie toll es war. Das läuft auch nach 35 Jahren in Bochum noch sehr erfolgreuch.“
Mit Fee Badenius stehen aktuell nur wenige Shows an, „vor der Corona-Pandemie waren es auch mal 80 Konzerte im Jahr“. Auf der Bühne ist Still aber oft zu sehen – auch in Trier: Dort spielt er beim Tufa-Musical „Sister Act“ mit, bei dem schon vor der Premiere alle 16 Vorstellungen ausverkauft waren. Den Kontakt zu Trier hat er gehalten: So arbeitet Johannes Still unter anderem auch regelmäßig mit Julia Reidenbach zusammen.
Konzert: Fee Badenius und Band, Support: Hennich & Hanschel, Freitag, 29. September, 20 Uhr. Tickets gibt’s bei Ticket Regional.