Joni Mitchell neu interpretiert

Trier · Als Publikumsmagnet hat sich das sechste Konzert der diesjährigen Reihe Jazz im Brunnenhof erwiesen. Zum Auftritt des Ben-Heit-Quartetts und der Sängerin Edith van den Heuvel lockten die Namen bekannter Jazzmusiker aus der Großregion, aber auch der von Joni Mitchell.

 Edith van den Heuvel und Bassist Jean-Luc Déat sorgen für einen mitreißenden und vielschichtigen Konzertabend. TV-Foto: Anke Emmerling

Edith van den Heuvel und Bassist Jean-Luc Déat sorgen für einen mitreißenden und vielschichtigen Konzertabend. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Jazz-Pianist Ben Heit kennen viele als Koordinator der Jazz & Rock School in Trier, aber auch als profilierten, im In- und Ausland aktiven Komponisten und Musiker. In seinem Quartett hat er renommierte Kollegen der Großregion zusammengeführt: den am Metzer Konservatorium lehrenden Jazz-Saxofonisten Damien Prudhomme, den in Blues- und Jazzformationen gefragten Bassisten Jean-Luc Déat und den in Nancy und Paris unterrichtenden Drummer Christian Mariotto.
Normalerweise spielen die Vier eigene Kompositionen. Für Jazz im Brunnenhof aber haben sie sich spannendes "Fremdmaterial" vorgenommen, teils im Folk, Jazz oder Pop angesiedelte Songs der kanadischen Sängerin Joni Mitchell.
Los geht es mit dem bekannten "Both Sides Now", mit dem sich der Gast des Quartetts, die zuletzt durch CD-Veröffentlichungen mit Georg Rubys Blue Art Orchestra oder Dany Schwickerath in Erscheinung getretene Sängerin Edith van den Heuvel einführt. Bleibt dieser Titel noch nah am Original, folgen mitreißende jazzige Neuarrangements. In "For Free" zum Beispiel gerinnt der Text zu lautmalerischem Scat, wird aufgegriffen und dialogisch fortgeführt von einem stakkatohaft gespielten Saxofon. Auch wenn dort und in folgenden Stücken wie "Twisted", "River", "Blue" oder "Centerpiece" bekannte Muster wie Swing, Funk oder Blues gestreift werden, es bleibt doch immer der Eindruck von Unmittelbarkeit und von spontan entwickelter Zwiesprache. Dazu tragen vor allem die herausragenden Solo-Improvisationen von Ben Heit und Damien Prudhomme bei, die Kraft und Leidenschaft verströmen. Zusammen mit Edith van den Heuvels sehr reiner, technisch versierter und gefühlvoll eingesetzter Stimme werden so die komplexen inhaltlichen Aussagen der Mitchell-Songs vielschichtig transportiert. Ganz wunderbar gelingt das in der lyrischen Ballade "I Had a King" und im treibenden, temporeichen "Black Crow".
Bei manch anderem Titel hätte van den Heuvel ruhig mehr aus sich herausgehen können. Doch das trübt nicht die von 330 Gästen mit reichlich Applaus bestätigte Bilanz: Gelungenes Projekt, schöner Abend, erfüllte Erwartungen. Der Luxemburger Pianist und Komponist Marc Mangen und seine Band Afrodi sax sind die nächsten Gäste bei Jazz im Brunnenhof. Am Donnerstag, 11. August, steht ab 20 Uhr europäischer Jazz auf dem Programm. Das Saxofon bildet das Rückgrat der seit 1983 bestehenden Band. Die Musiker stammen aus Belgien, wo sie unter anderem im Brussels Jazz Orchestra und der Act Big Band mitwirken. Karten gibt es in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich. red

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